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Augustdorfer Panzersimulator von 1978 funktioniert noch immer

Der 1978 gebaute Übungsstand für den Leopard 1 ist immer noch einsatzfähig - Ein Verein kümmert sich nun um das Gerät

Thorsten Engelhardt

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Zivil trifft Flecktarn: Für den Besuch der Detmolder Rotary Clubs in der Augustdorfer Kaserne hatte die Bundeswehr unterschiedliche Fahrzeuge aufgefahren. - © Foto: Bundeswehr
Zivil trifft Flecktarn: Für den Besuch der Detmolder Rotary Clubs in der Augustdorfer Kaserne hatte die Bundeswehr unterschiedliche Fahrzeuge aufgefahren. (© Foto: Bundeswehr)

Augustdorf. Es ist höchst unwahrscheinlich, aber: Wer mal in die Situation kommt, einen Panzer vom Typ Leopard 1 zu fahren, sollte ein zärtliches Verhältnis zu 42 Tonnen Stahl entwickeln – so bizarr das klingt. Aber wenn man einmal im alten, aber immer noch einsatzfähigen Fahrsimulator für den Leopard 1 in der Augustdorfer Rommel-Kaserne gesessen hat, weiß man wieso.

Sanft, so mahnt Peter Fischer, soll der Reporter mit dem Ganghebel und dem kleinen Lenkhörnchen umgehen. Zwei Finger reichen, zumindest um die vier Gänge in dem sequenziellen Getriebe zu schalten. Ganz sanft hat aber gerade der rechte Oberschenkel mal wieder den Gang rausgedrückt. Der Panzer rauscht nahezu ungebremst eine Bodenwelle runter und federt kräftig ein. Rumms. „Die drei Schatten da, das war die übrige Besatzung, die sind gerade aus ihren Luken geflogen", knistert die Stimme von Fahrlehrer Peter Fischer trocken durch den Funk.

Im Panzersimulator: Dr. Berthold Taake schaut auf den Monitor. - © Thorsten Engelhardt
Im Panzersimulator: Dr. Berthold Taake schaut auf den Monitor. (© Thorsten Engelhardt)

Der Panzer, besser der Fahrsimulator ist eine Blechkiste. Innen sieht er aus wie der Fahrerplatz eines Leopard 1, außen erinnert nur der olivgrüne Lack an das Pendant auf Ketten. Der Fahrer schaut auf einen Monitor und sieht dort die Landschaft, die der Panzer durchfährt. „FahrSim Kette" heißt das im schönsten Bundeswehr-Deutsch – und genauso heißt die Traditionsvereinigung, die sich um das alte Schätzchen kümmert. Der Verein besteht aus ehemaligen Fahrlehrern, die früher Soldaten hier geschult haben. „Bis zu 4.000 pro Jahr", erinnert sich der Lemgoer Gerd Tonnemacher.

Heute benötigt die Truppe in Augustdorf den Fahrsimulator für den Leopard 1 nicht mehr, die meisten dieser Fahrgestelle sind längst ausgemustert. Aber die Simulatortechnik von 1978 funktioniert immer noch einwandfrei. Davon haben sich jetzt die Mitglieder der Rotary Clubs Detmold und Detmold-Blomberg bei einem Besuch in der Kaserne überzeugt.

Das Landschaftsbild im Monitor zeigt Liebe zum Detail. Sogar das Hermannsdenkmal ist zu sehen. Die Auflösung der Grafik würde heutige Computerspielfans indes nicht überzeugen. Kein Wunder. Hier arbeitet ein Rechner mit sage und schreibe 1 MB Arbeitsspeicher und 80 MB Festplatte.

Dafür ist das Bild, das der Monitor zeigt, ganz und gar nicht virtuell. Das zeigt sich, als Gerd Tonnemacher hinter die Kulissen führt. Eine neun mal drei Meter große Landschaft mit Häusern, Straßen, Gelände und Eisenbahnen im Maßstab 1:300 erstreckt sich dort. Eine endoskopähnliche Klein-Kamera tastet die Landschaft ab, Sensoren geben die Topographiedaten an den Rechner weiter, der den Panzersimulator entsprechend wackeln lässt.

Auch heute sind Simulatoren im Einsatz, wie Brigadegeneral Kai Ronald Rohrschneider erläutert – für Fahrschüler genauso wie für die Panzer-Richtschützen oder für die Bedienung von Handwaffen. Das spart Geld.
Und die Ausbildung der Soldaten sei – auch dadurch – deutlich besser geworden, sagt Rohrschneider. Sie seien effektiver als die Heere vergangener Zeiten. Das, so sagt der General, sei wichtig. Aber es sei natürlich auch ethisch bedenklich.

Denn schließlich geht es bei militärischer Gewalt darum, den Feind im schlimmsten Falle zu töten. Und ein Panzer bleibt ein Panzer, auch wenn er sanft behandelt werden will.

www.fahrsimkette.de

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