Auszeichnung für die Zucht der "Braunen Haarschafe" in Augustdorf

Augustdorf . Ulf Helming lässt einen leisen Zischlaut hören. Sofort ist sein australischer Hütehund auf den Beinen, um die Schafherde auf der Wiese nahe der Kaserne zusammenzutreiben. &bdquo;Links!" dirigiert Helming, und &bdquo;Abwärts!" Sofort legt der Hund sich ins Gras – die Herde nicht aus den Augen lassend. Denn die Schafe, die er bewacht, sind etwas Besonderes: &bdquo;Braune Haarschafe" – eine neue Rasse, an deren Zucht Helming und seine Lebensgefährtin Gabi Obermark 17 Jahre lang gearbeitet haben. Dafür hat Helming vor kurzem den Hans-von-Bemberg-Preis der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen bekommen.

Dass Helming und Obermark – beide haben in Bielefeld Biologie studiert – einmal Schafe züchten würden, hätten sie nicht gedacht, als sie nach Augustdorf zogen. &bdquo;Wir hatten ein ziemlich großes Grundstück und überlegten, was wir damit anfangen können", erzählt Gabi Obermark. Die Antwort kam in Form eines Freundes, der sie bat, seine vier Kamerunschafe vorübergehend in Pflege zu nehmen. Doch die vierbeinigen Rasenmäher büxten sofort aus und waren nicht mehr gesehen. Erst Monate später fand ein Förster sie in der Nähe an einem Steinbruch – wohlbehalten und gut genährt. Helming – er hatte dem Freund die Schafe bezahlt – beschloss, es mit der Schafhaltung zu probieren. Er stieß dabei auf zwei Probleme.

Schafe der Wolle wegen zu halten, lohnte sich schon vor 20 Jahren nicht: &bdquo;Die Kosten fürs Scheren fressen den Erlös auf." Für die Fleischproduktion taugten die Kamerunschafe aber auch nur bedingt – sie sind zu klein: &bdquo;Da bleibt nach Abzug der Kosten für den Schlachter auch nicht viel übrig." Die Tiere müssten größer sein. Helming beschloss, sich an die Zucht zu wagen. Er kreuzte eine englische Rasse ein, züchtete die Hörner weg, selektierte Tiere mit hellbraunem Haarkleid, und achtete darauf, dass die Tiere groß, aber dabei robust und anspruchslos werden.

Das Paar betreibt zusätzlich eine Hundeschule Das alles nicht nur als Freizeithobby, sondern als ordentliche, dokumentierte Herdbuchzucht unter Aufsicht der Landwirtschaftskammer NRW und in Zusammenarbeit mit der Hochschule Osnabrück. &bdquo;Das ist schon viel Arbeit", resümiert Helming, der hauptberuflich in der Pflege arbeitet. 17 Jahre Arbeit, um eine neue Rasse zu züchten – das erscheint lang. Ist es aber nicht: &bdquo;So etwas dauer normalerweise viel länger", weiß Gabi Obermark, die in Helpup ein Geschäft für Tiernahrung hat. Nebenbei betreibt das Paar eine Hundeschule im Bokelfenn und züchtet Labradore. Helmings Braune Haarschafe sind auf der Höhe der Zeit: Sie begnügen sich mit dem, was die Natur wachsen lässt, auch auf dem kargen Senneboden – Zufüttern ist nicht notwendig.

Heiße Sommer vertragen sie ebenso wie knackig kalte Winter – lediglich bei Nässe suchen sie einen Unterstand auf. Dadurch sind die Schafe für die Landschaftspflege bestens geeignet. Mit seiner Herde ist Helming in einem Gebiet zwischen Stukenbrock und Pivitsheide unterwegs.

Aktuell ist die Herde gut 30 Tiere stark. Demnächst darf der Bock die Mutterschafe begatten – dann werden die Lämmer passend zum ersten zarten Grün des Frühlings geboren. Den Schlachter sehen übrigens die wenigsten seiner Tiere: &bdquo;Die meisten verkaufe ich an andere Züchter weiter." Was sich irgendwann auch ändern kann – denn Lammfleisch aus artgerechter Haltung findet zunehmend Freunde.

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