Kein Wasser in Augustdorf: Die Bürger sind sauer

Augustdorf. Verbrauchen die Augustdorfer zu viel Wasser? In einigen Haushalten kommt zeitweise kein Tropfen mehr aus der Leitung, weil der Verbrauch der Augustdorfer "exorbitant" sei, heißt es vo m Leiter der Gemeindewerke, Armin Zimmermann. In der Ratssitzung entschuldigt sich Bürgermeister Thomas Katzer: Es sei nicht die Absicht gewesen, die Bürger als Schuldige darzustellen. "Wenn das so rüberkam, tut es mir leid", sagt er. Die Entschuldigung zieht bei den aufgebrachten Bürgern ebenso wenig wie die Erklärungen.

"Wasser ist ein Grundrecht" Aber von vorne: Seit gut eineinhalb Wochen liegt der Pro-Kopf-Verbrauch von Wasser in Augustdorf laut Gemeindewerken nicht bei den sonst üblichen 120 Litern, sondern bei 360 bis 380 Litern. Deshalb reiche der Druck nicht mehr aus, um das Wasser in die höher gelegenen Wohngebiete zu pumpen. Nach einem Appell des Bürgermeisters, Wasser zu sparen, und nachdem die Kasernen-Leitung erstmals angezapft wurde, fand am Donnerstag eine Ratssitzung statt, bei der die Augustdorfer Fragen stellen konnten.

Rund 25 Anwohner sind gekommen. Einige wollen ihre Notsituation deutlich machen: "Ich finde es traurig, dass die Feuerwehr rumfährt; traurig, dass wir Schuld sind", sagt Sonja Schröder, die im betroffenen Gebiet wohnt. Sie finde diese Schuldzuweisung "frech". Sie sagt: "Wasser ist ein Grundrecht." Auf die Verwaltung prasseln Fragen ein: "Ist die Feuerwehr einsatzfähig?" - Ja, sei sie. Die Wagen seien betankt, allerdings nur für den Erstangriff, heißt es. Aber es seien weitere Einheiten in Alarmbereitschaft. "Was machen wir, wenn es noch wärmer wird? "Sollen wir die Zahlungen einstellen, wenn kein Wasser mehr kommt?" "Was macht die vergangenen neun Tage anders als heute?" - Fragen, von denen einige aus Sicht der Bürger nicht zufriedenstellend oder gar nicht beantwortet werden.

Die Nerven liegen blank "Ich muss meine Badewanne mit Wasser füllen, um damit zu spülen. Können Sie ganz normal aufs Klo gehen?", fragt eine wütende Bürgerin Armin Zimmermann. Thomas Katzer findet: "Wir sollten sachlich bleiben." Das fällt den Augustdorfern schwer: "Wir werden bestraft, weil andere zu viel verbrauchen", sagt einer. "Keiner wird bestraft", entgegnet Zimmermann. Es sei ein solidarisches Netz - "Wenn welche das System mit einem enormen Verbrauch ausnutzen, leiden andere darunter", sagt er. Ausreißer verzerren nun den Pro-Kopf-Verbrauch. Daran glauben die Augustdorfer hingegen nicht. Sie vermuten ein marodes Leitungsnetz als Ursache. Dass einige Leitungen alt seien, räumt Zimmermann ein, aber der Verbrauch werde schließlich abgelesen. Aber auch das besänftigt die Bürger nicht.

In einem weiteren Tagesordnungspunkt erläutert Zimmermann allerdings: "Es ist ein Verbrauchs- und ein technisches Problem, das wir im nächsten Frühjahr beginnen zu lösen." Er erklärt, welche Wasserkonzepte in den vergangenen Jahren erstellt und in Auftrag gegeben wurden. So gebe es ein Abwasserbeseitigungskonzept, um den Zustand der Rohre zu überprüfen; ein Wasserversorgungskonzept, dessen hydraulische Berechnungen aus dem Jahr 1972 zu alt seien und erneuert werden müssen sowie ein Löschwasserkonzept, das originär mit dem Trinkwasserkonzept zusammenhänge.

"Alle Konzepte werden im November vorliegen, dann können wir sagen, was wir ab dem Frühjahr machen werden", ist sich Zimmermann sicher. In der Vergangenheit seien die Kommunen gesetzlich nicht dazu verpflichtet gewesen, solche Konzepte zu überprüfen - so blieben die Preise niedrig. "Die Bescherung haben wir jetzt", sagt Zimmermann. "Damit ist Ihnen am heutigen Abend kein Stück geholfen, aber ich wollte Ihnen mal die Chronologie mitteilen und zeigen, dass wir was tun."

Absolute Notlösung Die Kasernen-Leitung unterstützt das Augustdorfer Netz nun seit Donnerstag. "Im Moment können wir die Sache so halten. Das ist mit großem Aufwand für uns verbunden, weil wir aufpassen müssen, dass die Leitungen nicht zerschießen", sagt Zimmermann. Er wisse nicht, wie lange dieser Zustand aufrechterhalten werden kann, da "das, was wir jetzt treiben, über den Vertrag hinausgeht." Armin Zimmermann bietet abschließend eine weitere Gesprächsrunde an. "Sie können gerne zu uns in die Siedlung kommen", sagen mehrere Bürger.

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