In der Augustdorfer Siedlung „Am Dören“ sind die Zustände weiter katastrophal

Augustdorf. &bdquo;Der Müll muss weg!“, sagt Giorgiana Chiobano mit Blick auf die riesigen Sperrmüll-Berge. Am 22. Juni werde in ihrer Familie eine Hochzeit gefeiert. &bdquo;Es kommen viele zu Besuch. Die sollen den Müll nicht sehen müssen.“ Chiobano wohnt in der Augustdorfer Siedlung &bdquo;Am Dören“ direkt neben der Kaserne. Ihr ist zu wünschen, dass der Müll bis zum großen Fest verschwunden ist. Die bisherige Erfahrung zeigt allerdings, dass es in der Siedlung mit positiven Entwicklungen durchaus länger dauern kann.

Verschlissene Couch-Garnituren liegen kreuz und quer auf dem Rasen zwischen den Wohnblocks. Dazwischen ein Kinderdreirad, mehrere teilweise zerschlagene Küchenschränke, Matratzen, Teppich- und Spanplattenreste, abgefahrene Autoreifen, ein Weihnachtsbaum, mehrere Kühlschränke und zwei defekte Staubsauger. Schräg gegenüber auf der anderen Straßenseite türmt sich weiterer Sperrmüll auf der Grünfläche: Zum schon fast obligatorischen Kühlschrank und den Couchgarnituren gesellen sich dort ein kaputtes Babybett, ein defekter Bürostuhl, ausgemusterte Küchenschränke und diverser Hausmüll. Vor den Garagen an der Zufahrt zur Siedlung stehen einige Autos ohne Nummernschild.

Mulden werden vor Ort entleert und abgeholt Was aus ihrer Sicht in der Siedlung passieren müsste, fragt die LZ Anwohner vor Ort. Die großen Mulden für Sperrmüll waren offenbar ein guter Anfang. Sie wurden zumindest genutzt, bis die Muldenfirma sie am Straßenrand ausräumte und leer wieder mitnahm. Ein Großteil der jetzigen Sperrmüllberge rührt daher. Der Eigentümer habe die Abholung nicht bezahlt, berichten mehrere Bewohner. Die LZ fragt die Hausverwaltung Optima, die für die meisten Wohnblocks zuständig ist, nach dem Grund. Die Anfrage konnte bis Redaktionsschluss nicht beantwortet werden.

Man müsse hier mal richtig sauber machen, sagt ein Anwohner, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Auf Nachfrage stellt er klar, dass er mit &bdquo;Saubermachen“ nicht die Siedlung, sondern einige seiner Nachbarn meint. Andere Anwohner sehen die Lage etwas differenzierter, kritisieren aber, dass es teilweise schwierig sei, den Überblick über die Bewohner mancher Wohnblocks zu behalten. Das bestätigt Polizei-Pressesprecher Yannick Thelaner.

Sperrmüllablageplatz fürs ganze Dorf &bdquo;Es müsste mal geprüft werden, wer überhaupt das Recht hat, hier zu wohnen“, sagt Douglas Arnold. Er wohnt seit 13 Jahren auf dem &bdquo;Schuldenhügel“, wie die Siedlung von manchen Augustdorfern genannt wird. Aus dem restlichen Dorf stamme auch ein Teil des Sperrmülls, sagt er. &bdquo;Aus dem Dorf fahren sie hier nachts hoch und laden den Müll ab.“ Zum negativen Gesamteindruck trage bei, dass sich die Hausverwaltung nicht um die Gebäudeunterhaltung kümmere, beklagt er: &bdquo;Die Heizung ist seit 2021 nicht mehr gewartet worden und fällt permanent aus.“ Eine Reparatur würde 2500 Euro kosten, habe ihm ein befreundeter Heizungsbauer vorgerechnet. &bdquo;Seit drei Jahren habe ich keine Nebenkostenabrechnung bekommen“, sagt Arnold. &bdquo;Fast jedes Gebäude ist aufgebrochen worden. Unbewohnte Wohnungen werden illegal vermietet. So gut wie jeden Tag sind hier bis zu drei Polizeieinsätze wegen verschiedener Delikte.“

Kürzlich waren Polizei, Umwelt- und das Straßenverkehrsamt, Jobcenter sowie dem Ordnungsamt der Gemeinde gemeinsam im Rahmen der Ordnungspartnerschaft in der Siedlung unterwegs. Auch der Kommunale Ordnungsdienst Detmold-Lippe, der nun auch für Augustdorf zuständig ist , sei neben der Polizei häufig vor Ort, bestätigen Anwohner. &bdquo;Aber sobald die Polizei anrückt, gibt es einen Anruf, und plötzlich verhalten sich alle normal. Alles Problematische wird versteckt“, sagt Arnold. &bdquo;Ist sie wieder weg, werden wieder Donuts auf der Straße gedreht, die Leute rasen wieder durch die Siedlung und der Handel - hier bekommen Sie alles - geht wieder weiter.“

Wer kann, zieht aus Die Raser sind für Janine Hohenkamp das Schlimmste. Sie ist mit ihrer Tochter Annabell (3) zu Fuß unterwegs. Kaum jemand beachte die Einbahnstraße. Und bei den Rasern seien auch viele Deutsche dabei, betont sie. Für Beatrix El Faroki hat ein erreichbarer Ansprechpartner bei der Hausverwaltung Priorität. Seit Monaten ist ihre Terrassentür defekt, so dass sie ihre Terrasse nicht nutzen kann.

Klaus Krampe hat die Konsequenzen gezogen. Er und seine Frau ziehen nach sieben Jahren aus der Siedlung weg. &bdquo;Dabei wäre das hier eigentlich ein tolles Wohnen“, sagt Marianne Krampe. &bdquo;Die Wohnungen sind super geschnitten und vor sieben Jahren war hier auch noch alles schick.“ Weil aber Schäden an der Wohnung einfach nicht repariert werden, hat das Paar nun die Faxen dicke. &bdquo;Seit einem Jahr läuft der Durchlauferhitzer aus“, sagt Klaus Krampe. Jeden Tag müsse er die Plastikschüssel, mit der er das auslaufende Wasser auffange, ausleeren. Noch nicht einmal auf seine Kündigung, die er per Einschreiben mit Rückschein geschickt habe, habe er eine Antwort bekommen. &bdquo;Einige andere Mieter haben sich einen Rechtsanwalt oder Notar genommen, wo sie nach dem Auszug den Schlüssel hinterlegt haben“, berichtet er - weil auch bei ihnen niemand reagiert habe. Auch zu diesen Vorwürfen steht eine Antwort von Hausverwaltung Optima noch aus.

Alte Couchgarnituren nun auch an der Hermannstraße &bdquo;Irgendwie ist hier der Wurm drin. Wir wissen auch nicht mehr weiter“, sagt Wolfgang Schonlau. Dabei wohnt er in der Hermannstraße in einem der bunten Mehrfamilienhäuser, die nicht von Optima verwaltet werden, sondern deren jeweils vier Wohnungen unterschiedlichen Eigentümern gehören. Bisher war deren Umfeld ordentlich, aber auch dort tauchen nun die ersten ausrangierten Couchgarnituren auf. Er berichtet von Altmetall sammelnden Nachbarn, die von alten Kabeln die Isolierung abflämmen. Seine Lebensgefährtin Gabriele Simon beschwert sich über das Klopfen und Hämmern der Altmetall-Sammler und über riesige Lautsprecher auf dem Balkon in der direkten Nachbarschaft, die bei schönem Wetter die ganze Umgebung beschallten.

Außerdem gehe die Heizung seit dem 10. Februar wieder mal nicht, sagt Simon. &bdquo;Letztes Jahr ist das Heizöl fünfmal nicht rechtzeitig aufgefüllt worden.“ Der Hausverwalter verweist auf die Eigentümer, die trotz mehrfacher Aufforderung kein Geld für Öl bereitgestellt hätten. Er habe den Mietern Heizlüfter zur Verfügung gestellt. Das Wasser werde nicht über die Ölheizung erwärmt. &bdquo;Bei der nächsten Eigentümerversammlung wird die Hausverwaltung die Kündigung aussprechen. Wir können das auch nicht mehr verantworten.“

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