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Augustdorfer Ex-Schulleiter rettet kostbares Dokument aus Bauschutt-Container

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Bürgermeister Thomas Katzer (links) freut sich mit Klaus Mai, dem ehemaligen Rektor der Erich-Kästner-Schule, Fachbereichsleiter Olaf Kusch und der stellvertretenden Volkshochschul-Direktorin Cornelia Koch über die künstlerische Dokumentation von Vergangenheit und aktueller Bildungsarbeit. - © Gemeinde Augustdorf
Bürgermeister Thomas Katzer (links) freut sich mit Klaus Mai, dem ehemaligen Rektor der Erich-Kästner-Schule, Fachbereichsleiter Olaf Kusch und der stellvertretenden Volkshochschul-Direktorin Cornelia Koch über die künstlerische Dokumentation von Vergangenheit und aktueller Bildungsarbeit. (© Gemeinde Augustdorf)

Augustdorf. Als die ehemalige Erich-Kästner-Hauptschule in Augustdorf zum Medien- und Bildungszentrum umgebaut wurde, rettete der frühere Schulleiter Klaus Mai ein besonderes Dokument aus einem Bauschuttcontainer: die Urkunde, mit der die Schule nach dem berühmten Kinderbuchautor benannt wurde. Drei Jahre nach Ende des Umbaus hängt sie nun wieder im Gebäude - im von der Volkshochschule genutzten Trakt.

Wie die Gemeinde Augustdorf mitteilt, hatte die Schulkonferenz der Hauptschule 1988 beantragt, sich nach dem Dichter benennen zu dürfen. Der Rat stimmte diesem Antrag einstimmig und mit großer Freude zu. Von da an hing die Ernennungsurkunde im Flur der Schulverwaltung, unterschrieben am 19. März 1989 von Bürgermeister Kurt Wistinghausen und Gemeindedirektor Adolf Steffen.

Nach der Schließung der Schule wurden der Verwaltungstrakt und andere Bereiche zum Medien- und Bildungszentrum umgebaut. Der Flur, in dem die Ernennungsurkunde hing, wurde umfangreich saniert. Und dabei wanderte die Urkunde offenbar auf den Müll, wo Klaus Mai sie fand und sicherte.

Kleine Restaurierung

Klaus Mai war der Auffassung, dass es Zeit sei, sich zu der Geschichte des Gebäudes zu bekennen, heißt es in der Pressemitteilung. Sein Vorschlag fand Anerkennung bei Bürgermeister Thomas Katzer. Nach einer kleinen Restaurierung der Urkunde hängt sie jetzt wieder dort, wo sie mehr als 30 Jahre Schüler, Lehrer und Eltern an den Namensgeber und sein Leben erinnert hatte. Über den gleichen Flur gehen heute Teilnehmer der Integrations- und der anderen Volkshochschul-Kurse.

Wie viele andere Schriftsteller hatte auch Erich Kästner in der Nazizeit Berufsverbot erhalten. Seine Schriften wurden verbrannt. Er musste sich verstecken. „In seinen Schriften zeigten die Kinder große Selbstständigkeit“, hebt die Gemeinde Augustdorf hervor. „Personen in seinen Romanen lebten anders, als es den Nazis vorschwebte.“ Nach dem Krieg wendete sich das Blatt - seine Bücher mit verborgener erzieherischer Tendenz fanden großen Anklang.

Neben der Kästner-Urkunde hat auch eine Grafik des Künstlers Stanislav Čap einen Platz im VHS-Gebäudeteil gefunden. Čap wurde 1928 in Prag geboren. Er emigrierte nach Oerlinghausen und war dort bald ein anerkannter Künstler. 1986 schuf er zu Ehren der Volkshochschule Lippe-West eine Grafik, die ihr Wirken und ihre Ziele zum Inhalt hat: „Der Sinn aller Erziehung ist es, den Genius in dem Menschen zu wecken.“ Die stellvertretende VHS-Direktorin Cornelia Koch betont: „Dieses Credo, dass Bildung als Mittel zur Entfaltung des menschlichen Potenzials gesehen werden sollte, nimmt die VHS Lippe-West seit Jahren gerne auf.“

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