Augustdorf. Soll die Gemeindebücherei in Augustdorf einen neuen Namen bekommen? Und zwar den des bekannten Schriftstellers Erich Kästner? Darüber beriet der Ausschuss für öffentliche Einrichtungen, aber noch ohne endgültiges Ergebnis; die Bürger sollen noch die Möglichkeit bekommen, ihre Meinung dazu zu sagen. Die Gemeindebücherei wurde im Jahr 1937 gegründet und ist in Augustdorf als „Bücherei“ oder „Gemeindebücherei“ bekannt. Den Wunsch von zwei Bürgern nach einer Namensänderung hat die SPD aufgegriffen und dafür bei der Gemeinde einen Antrag gestellt. Eine Bürgerinitiative hat bereits mehr als 190 Unterschriften für die Umbenennung in „Erich Kästner Bücherei“ gesammelt. Lokale Schulgeschichte Die Umbenennung soll an die lokale Schulgeschichte erinnern: Die ehemalige Hauptschule in Augustdorf trug bis zur Schließung über viele Jahre den Namen von Erich Kästner. „Mit dem Wegfall dieses Namens ist ein identitätsstiftendes Element für die Gemeinde verloren gegangen. Die Bücherei bietet nun eine geeignete Möglichkeit, den Namen Erich Kästners weiterhin sichtbar und lebendig zu halten“, so Fraktionsvorsitzender Mats Uffe Schubert im Antrag. Zugleich würde die Umbenennung das Werk und die Bedeutung eines der wichtigsten deutschen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts würdigen. Erich Kästners Bücher ständen wie kaum andere für demokratische Werte, Bildung, soziale Verantwortung und Empathie – Werte, die in einer öffentlichen Einrichtung wie der Bücherei eine zentrale Rolle spielen und auch künftig generationsübergreifend vermittelt werden sollten. „Ziel ist die Stärkung der kulturellen Identität, Förderung von Bildung und Erinnerungskultur sowie die Verbindung von lokaler Geschichte mit dem literarischen Erbe“, heißt es. Das meint die Verwaltung Die Verwaltung hatte in der Vorlage dazu einiges zu bedenken gegeben. Bezüglich der Realschule Augustdorf habe der Rat im Jahr 2007 beschlossen, diesen Namen beizubehalten. Die Grundschulen seien ebenso wie die Räume im Bürgerzentrum und im Medien- und Bildungszentrum nach Örtlichkeiten, nicht nach Personen benannt worden. „Benennungen nach historischen Personen lösen in der Regel sowohl Zustimmung als auch Ablehnung aus, wie uns in Augustdorf insbesondere bezüglich des Namensgebers Erwin Rommel bekannt ist“, erklärt die Verwaltung. Auch Geld kann bei Namensnennungen eine Rolle spielen. Die Verwaltung hat diesbezüglich die Erben Erich Kästners angeschrieben, genauer gesagt, eine Anwaltskanzlei aus München. Von dieser gab es jedoch grünes Licht für die Nutzung des prominenten Namens. Es gab nur die Auflage, dass der Name nicht mit Bindestrich versehen werden darf. In der Regel fallen bei der Benennung nach prominenten, verstorbenen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens keine Lizenzgebühren an. Die DBA beantragte in der Ausschusssitzung, eine Umfrage innerhalb der Bevölkerung zu initiieren, ob die Umbenennung gewollt ist. CDU, Grüne und FDP stimmten dagegen, weil der Name „Gemeindebücherei“ in Augustdorf etabliert sei. SPD, DBA, Aufbruch C, AfD und ein CDU-Mitglied stimmten dafür. Die Verwaltung will nun prüfen, auf welchem Weg die Umfrage am besten durchgeführt werden kann. Werke bei Nazis auf schwarzen Listen Emil Erich Kästner wurde 1899 in Dresden geboren und starb 1974 in München. Er war laut Wikipedia ein deutscher Schriftsteller, Publizist, Drehbuchautor und Kabarettdichter. Seine publizistische Karriere begann während der Weimarer Republik mit gesellschaftskritischen und antimilitaristischen Gedichten, Glossen und Essays. Er entschied sich, nach dem 30. Januar 1933 in Deutschland zu bleiben. Seine Werke erschienen bald auf den schwarzen Listen und seine vor 1933 erschienenen Bücher verboten. Trotz diverser Repressionen konnte er unter einem Pseudonym weiter veröffentlichen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zog Kästner nach München und konnte wieder frei publizieren. Populär machten ihn vor allem seine Kinderbücher wie „Emil und die Detektive“ (1929), „Pünktchen und Anton“ (1931), „Das fliegende Klassenzimmer“ (1933) und „Das doppelte Lottchen“ (1949) sowie seine mal nachdenklich, mal humoristisch, oft satirisch formulierten gesellschafts- und zeitkritischen Gedichte, Epigramme und Aphorismen.