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Bürgermeister Dr. Wolfgang Honsdorf macht den Deckel drauf

Seit 1984 hat er die Geschicke der Stadt maßgeblich bestimmt - Morgen geht er in den Ruhestand

Stefan Backe

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Die Arbeit ist getan: Bürgermeister Dr. Wolfgang Honsdorf räumt morgen offiziell seinen Schreibtisch im Salzufler Rathaus. Ein Blumenstrauß für seinen Nachfolger Roland Thomas steht schon auf dem Tisch. - © Stefan Backe
Die Arbeit ist getan: Bürgermeister Dr. Wolfgang Honsdorf räumt morgen offiziell seinen Schreibtisch im Salzufler Rathaus. Ein Blumenstrauß für seinen Nachfolger Roland Thomas steht schon auf dem Tisch. (© Stefan Backe)

Bad Salzuflen. Es sei der richtige Zeitpunkt zu gehen. Diese Aussage bezieht das Stadtoberhaupt nicht auf die defekte Heizung, die sein Büro im Rathaus seit einigen Tagen unbehaglich macht. Vielmehr zeigt sich Dr. Wolfgang Honsdorf im LZ-Interview davon überzeugt, dass er seinem Nachfolger Roland Thomas ein gut bestelltes Feld hinterlässt.

Sie haben fast Ihr halbes Arbeitsleben in der Stadtverwaltung verbracht. Ein komisches Gefühl kurz vor dem Ruhestand?

Dr. Wolfgang Honsdorf: 31 Jahre sind in der Tat eine lange Zeit. Nicht zuletzt diese Zeitspanne hat mich 2014 dazu bewogen, einen Schlusspunkt zu setzen. Ich bin nach wie vor fest davon überzeugt, dass es richtig ist, wenn jetzt jüngere Menschen diese Aufgabe übernehmen. Mit dem Begriff Ruhestand allerdings verbinde ich eher Stillstand und Perspektivlosigkeit, das wünsche ich mir nicht. Eine Erwerbstätigkeit habe ich aber nicht geplant.

Sie sind ein großer Griechenland-Fan. Sind die Umzugskartons schon gepackt?

Dr. Honsdorf: Wir haben nicht vor, auszuwandern. Der Lebensmittelpunkt ist und bleibt Bad Salzuflen. Solange wir allerdings Freude daran haben, werden wir weiterhin Urlaub in unserem kleinen Ort auf Kreta machen.

Haben Sie für Ihre neu gewonnene Zeit schon Pläne?

Dr. Honsdorf: Ich sehe eine große Chance darin, von beruflichen Zwängen und dem Diktat der Termine befreit zu sein. Das schafft Platz für Neues. Diese Chance will ich entdecken, darauf freue ich mich.

Was bleibt nach drei Jahrzehnten hängen?

Dr. Honsdorf: Eine gelungene Entwicklung über viele Jahre, bei der es gelungen ist, die Stärken der Stadt, das Stadtbild, die Infrastruktur zu bewahren und weiter zu entwickeln. Bad Salzuflen erfreut sich großer Wertschätzung, bei Bürgern ebenso wie bei Gästen.

Auf welche Entscheidungen oder Entwicklungen sind Sie besonders stolz?

Dr. Honsdorf: Wenn ich jetzt Leuchtturmprojekte aufzähle, ergibt das ein falsches Bild. Es gibt eine Vielzahl von Mosaiksteinen, größeren und kleineren, die ein Gesamtwerk ergeben. Die Summe ist wichtig.

Ein Meilenstein, der nicht unter Ihrer Verantwortung entstanden ist, war die Übernahme des Staatsbads. Ein richtiger Schritt?

Dr. Honsdorf: Ausschlaggebend war, dass der Landesverband entschieden hatte, nicht mehr als Infrastrukturträger der Gesundheitsregion Lippe auftreten zu wollen. Ich bin der Meinung, das war eine schlechte Entscheidung – er hat sich damit quasi selbst amputiert. Der Stadt ist die Pistole auf die Brust gesetzt worden. In dieser Situation war es konsequent, die Verantwortung allein zu übernehmen. Jeder weiß aber, dass das eine erhebliche finanzielle Herausforderung war, die bis heute nachreicht.

Bad Salzuflen ohne Staatsbad – geht das?

Dr. Honsdorf: Mit dem Staatsbad und dem Kurbereich haben wir keine schöne Kulisse nur für Gäste aufgebaut. Alles das gehört zur Stadt, und es bedeutet einen Zugewinn an Lebensqualität auch für die Menschen, die hier leben. Dass die Bürger das auch so sehen, haben sie bewiesen: Sie waren es, die beispielsweise für den Wiederaufbau des Gradierwerkes gesorgt haben. Dazu kommt, dass der Gesundheitssektor Arbeit für viele Menschen bietet. Das Staatsbad ist ein nicht zu entbehrender Teil Salzuflens.

Welche Baustellen hätten Sie gerne noch geschlossen?

Dr. Honsdorf: Bei der Wandelhalle oder dem Kurhaus haben wir die Zielvorstellungen endlich definiert. Aber ich hätte mir gewünscht, dass wir da weiter wären. Ein Shopping-Center im Kurgastzentrum oder ein Hotel dort – das waren Irrwege, die Zeit gekostet haben. Jetzt müssen Antworten gefunden werden, wie es mit dem Gelände der ehemaligen Klinik am Kurpark weitergehen soll. Und für Schötmar – unseren zweiten Stadtkern – werden Impulse gebraucht – ähnlich positive wie bei der Gestaltung der Fußgängerzone.

Wo sehen Sie Bad Salzuflen in 20 Jahren?

Dr. Honsdorf: Ich habe eine Gesellschaft vor Augen, die durch das gemeinsame Engagement für ihre Stadt geprägt ist – über Nationalitäten, Religionen und andere Grenzen hinweg. Eine Stadt, die den vermeintlichen Gegensatz zwischen Alt und Jung überwunden hat und erkannt hat, dass eine gesunde Mischung wichtig ist. Es ist immer ein Spannungsfeld nötig – aus Gleichem entwickelt sich keine lebendige Stadt.

Das Interview führte LZ-Redakteur Stefan Backe.

Persönlich

Dr. Wolfgang Honsdorf (63) stammt aus Wetter an der Ruhr. Nach Jurastudium und Promotion in Bochum und Freiburg verschlug es das SPD-Mitglied früh in die Badestadt. 1984 kam er mit 32 Jahren als Kämmerer zur Stadtverwaltung. 1996 wurde er zum Stadtdirektor ernannt. Eine bittere Stunde erlebte Dr. Honsdorf 1999, als er bei der Wahl zum hauptamtlichen Bürgermeister überraschend scheiterte. Nach fünf Jahren als Rechtsanwalt und als sachkundiger Bürger in den politischen Fachgremien gelang ihm dann 2004 der Einzug ins Bürgermeisterbüro; 2009 schaffte er die Wiederwahl. 2014 hatte er seinen Rückzug angekündigt. Dr. Wolfgang Honsdorf ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder

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