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Bad Salzuflen

Hoffnung auf neues Leben im Fürstenhof

Bad Salzuflen. Die Zeiten, in denen der lippische Regent hier vom Balkon aus auf den Kurparksee geblickt hat, sind lange her. Mittlerweile ist der „Fürstenhof" eines der Salzufler Sorgenkinder in bester Lage. Doch nun gibt es offenbar einen ernsthaften Interessenten. Der Salzufler Rat hat diesem am Donnerstagabend nach LZ-Informationen eine dreimonatige Kaufoption zugesichert.

Wie aus der nicht-öffentlichen Beschluss-Vorlage, die der LZ vorliegt, hervorgeht, soll der Kaufpreis mindestens knapp mehr als eine Million Euro betragen. Demnach möchte eine Kölner Gesellschaft für die Liegenschaft in den nächsten drei Monaten auf eigenes Risiko und auf eigene Kosten ein abschließendes Konzept ausarbeiten. Im Mittelpunkt steht dabei auch die Frage, mit welchen Kosten für die Ertüchtigung des 105 Jahre alten, seit mindestens zehn Jahren verlassenen Gebäudes zu rechnen ist.

Wie in der Vorlage weiter zu lesen ist, soll im „Fürstenhof" nach Sanierung, Um- und eventuell Anbau eine psychosomatische Klinik untergebracht werden. Zur Betreibergesellschaft sollen auch ortsansässige Ärzte gehören. „Die Revitalisierung des Fürstenhofs mit dem beabsichtigten Nutzungskonzept bedeutet eine attraktive Ergänzung des Gesamtangebots des Staatsbads. Der jahrelange Leerstand der Immobilie, der zu einem erheblichen Sanierungsstau geführt hat, würde beendet und dadurch zu weiteren positiven Effekten für das Staatsbad und auch für das Stadtbild führen. Angesichts des Sanierungsstaus ist der Kaufpreis angemessen", heißt es in der vom Bürgermeister unterzeichneten Information für die Politiker.

Auf Anfrage der LZ sah sich Roland Thomas als Leiter der Ratssitzung gestern nicht in der Lage, wie durch das Landespressegesetz gedeckt über die für die Öffentlichkeit relevanten Ergebnisse der nicht-öffentlichen Sitzung Auskunft zu erteilen. Er müsse sich dazu erst zur Rechtssituation kundig machen, betonte der Bürgermeister – von Haus aus selbst Jurist und seit einem halben Jahr im Amt – und kündigte eine Beantwortung der Anfrage für die nächste Woche an.

Verschiedene Quellen aus drei Fraktionen gaben sich gestern auf Anfrage der LZ weniger zugeknöpft. Demnach erteilten bis auf wenige Ausnahmen alle Ratsmitglieder dem von der Verwaltung vorgeschlagenen Ablauf ihren Segen. Während sich die drei FDP-Vertreter ihrer Stimme enthielten, war der freie Ratsherr Friedrich-Wilhelm Biermann der einzige, der gegen den Verkauf zu den beschriebenen Konditionen stimmte.

Gegenüber der LZ mochte er sich nicht zu Details aus der Versammlung äußern oder diese kommentieren. Nicht zuletzt wohl deshalb, weil ihm wegen einer angeblichen Verletzung der Verschwiegenheitspflicht bereits während der Sitzung eine Strafe angedroht worden sein soll. „Meine Nein-Stimme kann ich aber bestätigen. Ich kann auch nicht verstehen, warum dieses Verfahren nicht öffentlich diskutiert worden ist", betonte Biermann.

Wundersame Revitalisierung
Kommentar von Stefan Backe
Na, das wäre doch mal ein toller Erfolg. Nach der bisherigen Bauchlandung mit der Klinik am Kurpark könnte ein großer Sorgenposten der Salzufler Verantwortlichen bald der Vergangenheit angehören. Dabei mutet die Geschichte von der Revitalisierung des altehrwürdigen „Fürstenhofs" fast schon wundersam an. Auf die Wette, dass das historische Gebäude erhalten bleiben und noch einmal eine Kur-Nutzung erfahren könnte, hätten englische Buchmacher bestimmt verlockende Quoten angeboten – immerhin war das Grundstück seit vielen Jahren wie Sauerbier angeboten worden.

Daran schließt sich auch die Gretchenfrage an: Sind eine Million Euro für dieses Grundstück in 1AAA-Lage zu wenig – selbst wenn man die Abrisskosten des „Fürstenhofs" sicherheitshalber vom Wert abziehen würde? Es ist wahrscheinlich die Sache mit der Taube auf dem Dach und dem Spatz in der Hand. Solange die Stadt für Flächen wie die ehemalige Klinik am Kurpark und den „Fürstenhof" die Sondernutzung Kur/Gesundheit ausweist, sinken Nachfrage und Preis. Senioren-Wohnungen könnten dort sicher schon seit Jahrzehnten stehen. Wenn jetzt wirklich die Chance besteht, dass mit einer psychosomatischen Klinik neues Leben in die Kurstadt und das Staatsbad einzieht, ist das mehr wert als der reine Kaufpreis von einer Million Euro. Hoffentlich klappt das auch wirklich.

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