Bad Salzuflen. Highgate Cemetery in London oder Père Lachaise in Paris – zwei berühmte Friedhöfe, die für Touristen allemal einen Besuch wert sind. Salzuflens Friedhöfe können zwar in Sachen Promi-Faktor der Bestatteten nicht mithalten, für den stadtgeschichtlich Interessierten lohnt sich ein Gräbergang aber durchaus.
Bereits zum vierten Mal hat Dr. Stefan Wiesekopsieker vom Heimat- und Verschönerungsverein (HVV) auf Einladung von Gitta Brandes, Leiterin der Friedhofsverwaltung der reformierten Kirchengemeinde, mit Bürgern einen historischen Rundgang über den Friedhof Herforder Straße gemacht. Die LZ ging mit.
Die 20 Teilnehmer erfuhren dabei nicht nur mehr über die Geschichte der Ruhestätte, sie suchten auch einige besonders interessante Grabstätten auf und ließen sich deren Bedeutung erläutern. Dr. Stefan Wiesekopsieker hatte den Termin wegen der erwarteten Hitze bewusst in die frühen Abendstunden gelegt. „Dass wir hier mit Jacke und Regenschirm stehen würden, konnten wir bei der Planung nicht ahnen", sagte er augenzwinkernd.
Der Historiker nahm seine Gäste mit auf eine Zeitreise, die er im späten 18. Jahrhundert begann, als Friedhöfe noch Totenhöfe genannt wurden. Zu jener Zeit wurde beschlossen, dass die Totenhöfe aus hygienischen Gründen aus der Stadt verbannt werden sollten. So entstand 1845 der Rudolph-Brandes-Friedhof vor den Toren der Stadt. In den späteren Jahren sei hier wegen der Hoffmanns Stärkefabriken keine Erweiterung möglich gewesen, so dass im Jahr 1886 der Friedhof an der Herforder Straße eingeweiht wurde.
Ende des 19. Jahrhunderts kam der Wunsch auf, hier eine Kapelle zu bauen, die im Sommer 1905 fertig gestellt wurde. „Alle Verträge und Handwerkerrechnungen aus damaliger Zeit liegen noch vor", unterstrich der Historiker mit Blick auf das schlichte Backsteingebäude, das bei den Kurgästen auch schon mal für Ärger sorgte. „Wegen eingeschränkter Sicht beschwerten die sich zuweilen über schmutzige Fenster in der Kapelle". Auf dem Rundgang gab der Historiker viele Informationen zu den zahlreichen Grabstätten stadtbekannter Persönlichkeiten.
So hat sich Dr. Reinhold Meyer als Armenarzt und Sanitätsrat einen Namen gemacht. Der damalige Kurdirektor August-Wilhelm Diekmann gilt als Wegbereiter des Staatsbades, da er während seiner Amtszeit die Zahl der Kurgäste von 35.000 auf 70.000 pro Jahr steigern konnte. Egal wie verwittert die Grabsteine der Kaufleute, Ärzte, Künstler oder Widerstandskämpfer waren, Wiesekopsieker hatte stets Interessantes zu den Verstorbenen zu erzählen.
Am 11. September bietet der HVV einen Rundgang über den Holzhauser Friedhof an. Treffpunkt: 13 Uhr, Friedhofskapelle, Alt-Holzhauser-Straße.