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Eine Residenz mit Geschichte

Dieter Asbrock

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Park mit alten Obstbäumen: Die Residenzbewohner halten sich bei schönem Wetter gerne im Garten auf. Hier steuert Ulla Diekmann das kleine Gewächshaus an, in dem mit Hilfe des Fördervereins Pflanzen gezogen werden. - © Dieter Asbrock
Park mit alten Obstbäumen: Die Residenzbewohner halten sich bei schönem Wetter gerne im Garten auf. Hier steuert Ulla Diekmann das kleine Gewächshaus an, in dem mit Hilfe des Fördervereins Pflanzen gezogen werden. (© Dieter Asbrock)

Bad Salzuflen. Die Seniorenresidenz am Obernberg ist idyllisch am Waldrand gelegen. Vor kurzem feierte sie ihr zehnjähriges Bestehen. Das Gebäude selber ist jedoch zehnmal so alt - und seine wechselvolle Geschichte ist auch ein Stück Stadthistorie.

Ulla und Rainer Diekmann haben seinerzeit das frühere Haus Bergfrieden übernommen, um dort ihre Vorstellungen von einem Seniorenheim zu verwirklichen. Das Haus habe die richtige Größe gehabt, Bethel als Besitzer der Immobilie sei von dem familiären Konzept überzeugt gewesen und habe ihnen den Zuschlag gegeben. "Wir wollten hier eine anheimelnde Atmosphäre schaffen", sagte Ulla Diekmann im Gespräch mit der LZ.

Tatsächlich herrscht im Haus und den Außenanlagen eine Atmosphäre, wie sie in neueren Gebäuden kaum anzutreffen ist. Alte, gepflegte Möbel im Innern, eine teils mediterran wirkende Gestaltung, der gewachsene Garten lassen hier nicht gleich eine Pflegeeinrichtung vermuten. Vieles ist original aus der Gründerzeit erhalten.

1910 hatte die Anstalt Bethel in Bielefeld ein drei Hektar großes Grundstück am Obernberg von den Hoffmann's Stärkefabriken erworben und errichtete darauf das Erholungsheim Bergfrieden. Gedacht war es für die Mitglieder der Nazareth-Bruderschaft, die sich in Bethel um Anfallskranke und Epileptiker kümmerten. Erholung sollten sie im Winter im "Bergfrieden" finden, im Sommer stand es auch anderen offen.

Am 29. Dezember 1913 wurde das Haus mit seinen 30 Zimmern feierlich in Betrieb genommen. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde es zum Lazarett umfunktioniert, 1919 wieder als Erholungsheim genutzt. Dank zwei Hektar Ackerland und Kleinvieh-Haltung konnte sich der "Bergfrieden" weitgehend selbst versorgen.

Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde das Haus erneut zum Lazarett umfunktioniert. Von 1943 bis Herbst 1945 diente es als Augenklinik der ausgebombten Universitätsklinik Münster. Als nach Kriegsende das britische Militär die Pensionen rund um den Kurpark für die Standortverwaltung beschlagnahmte, wurden die Pensionäre in den leer stehenden "Bergfrieden" umgesiedelt - Kurgäste gab es noch keine. Nach der Währungsreform 1949 wurde das Haus modernisiert, 1952 ein neuer Flügel mit 20 Zimmern angebaut, um neben den Dauergästen auch die Gäste des auflebenden Kurbetriebs beherbergen zu können. Durch weitere Erweiterungen konnten auch die Nazareth-Brüder wieder ihre Freizeiten hier abhalten.

Weitere Modernisierungen folgten im Laufe der Jahrzehnte. Teile des Grundstücks wurden zu Wohnbauzwecken verkauft, zu Beginn der 1980er-Jahre die Bewirtschaftung der Flächen aufgegeben, da sie sich nicht mehr lohnte. Übrig geblieben ist ein großer gepflegter Park mit alten Obstbäumen.

Von der Krise des Kurwesens blieb auch das Haus "Bergfrieden" nicht verschont. Gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts gingen die Buchungen zurück, so dass der Betrieb des Hauses unwirtschaftlich wurde und Bethel sich zur Schließung entschloss.

Erst ab 2004 kam wieder Bewegung in die Sache, und Diekmanns konnten sich im Rennen um eine neue Nutzung gegen größere Mitbewerber durchsetzen. Ulla Diekmann hat die Entscheidung nicht bereut, sich mit einer Altenpflegeeinrichtung in der altehrwürdigen Immobilie selbstständig zu machen: "Wir können hier unsere Ideale verwirklichen." Als eher kleine Einrichtung mache man niemandem ernsthaft Konkurrenz, hebe sich aber von anderen Häusern ab. Auch nach zehn Jahren sei die Warteliste für einen Platz in der Residenz gut gefüllt.

Gelegentlich passiert es, dass Besucher aus alter Verbundenheit mit dem Haus vorbei schauen. Eine Frau, deren Vater hier im Lazarett lag, habe im Bergfrieden ein Familientreffen abhalten wollen, berichtet Diekmann. Ein Ehepaar, das zu Kindertagen am Obernberg wohnte, habe hier seine Goldhochzeit feiern wollen.

Information
Seniorenheim am Waldesrand

Die Seniorenresidenz Obernberg (ehemals Christliches Erholungsheim "Bergfrieden") verfügt über 31 Einzel- und vier Doppelzimmer mit barrierefreien Bädern. Alle sind unterschiedlich gestaltet und eingerichtet, Bewohner können eigene Möbel mitbringen. Jede Etagen hat Gemeinschaftsräume, der Speisesaal im Wintergarten ermöglicht Blicke in den parkähnlichen Garten. Das Haus kann Patienten jeder Pflegestufe betreuen. Spezialisiert ist man auf Demenzpatienten ohne Weglauftendenz. Um das Wohl der 39 Hausbewohner kümmern sich 45 Voll- und Teilzeitkräfte, die Menüs werden nach Abstimmung mit den Bewohnern in der eigenen Küche zubereitet. Das Personal wird ergänzt um so genannte Alltagsbegleiter, die sich um die Bewohner kümmern und so das Fachpersonal entlasten.

www.seniorenresidenz-obernberg.de

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