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Auf der Ostwestfalenstraße wird bald per Laser geblitzt

Freya Köhring, Kirsten Fuhrmann, Stefan Backe und Nele Wehmöller

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Fragwürdige Eleganz: Mancher Verkehrsteilnehmer dürfte sich am Aussehen der neuen Messstelle an der Ausfahrt Retzen der Ostwestfalenstraße nichterfreuen – vor allem, wenn ein Foto von ihm und seinem zu schnellen Fahrzeug gemacht wurde. - © Stefan Backe
Fragwürdige Eleganz: Mancher Verkehrsteilnehmer dürfte sich am Aussehen der neuen Messstelle an der Ausfahrt Retzen der Ostwestfalenstraße nichterfreuen – vor allem, wenn ein Foto von ihm und seinem zu schnellen Fahrzeug gemacht wurde. (© Stefan Backe)

Bad Salzuflen-Retzen. Seit zehn Jahren hat ein Starenkasten die (meisten) Autofahrer auf der Ostwestfalenstraße bei Retzen zur Räson gebracht.

Ärgerlich für alle Menschen mit Bleifuß: Wie die LZ am Montag erfuhr, war die Messstelle seit Mai 2016 unbrauchbar. Ab nächster Woche wird dafür mit modernster Technik geblitzt – doppelt dumm gelaufen für Raser.

Nach und nach rüstet der Kreis Lippe derzeit seine stationären Geschwindigkeitskontrollen um. Grund ist die optische und technische Weiterentwicklung der Blitzer.

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Auch in Donop blitzt es wieder

Zeitgleich mit dem Blitzer an der Ausfahrt Retzen ist auf der Ostwestfalenstraße jetzt auch der Starenkasten in Blomberg-Donop durch eine moderne Messanlage ersetzt worden. Nach Auskunft von Stephan Bethge vom Kreis Lippe war diese Anlage aufgrund technischer Probleme sogar seit März 2016 außer Betrieb. Bereits umgerüstet worden sind zudem die bestehenden Blitzerstandorte in Horn-Bad Meinberg an der B 1 (Waldschlößchen) und an der B 252 (Wöbbel) sowie an der Extertalstraße (Nalhof).

In Retzen hat das allerdings noch einen weiteren Grund. Die Anlage konnte seit Mai 2016 wegen baulicher Mängel keine Aufnahmen mehr liefern. Die kostspielige Reparatur hatten die Verantwortlichen indes lange gescheut.

Wie Stephan Bethge, zuständiger Teamleiter beim Kreis Lippe, auf Anfrage der LZ erklärte, funktionierte der alte Starenkasten mit Sensortechnik im Boden. Hatten diese in der Fahrbahn liegenden Teile eine überhöhte Geschwindigkeit festgestellt, wurde der Impuls zum Auslösen der Kamera gegeben.

Das Problem bei dieser Methode: Nicht nur die Witterung kann die Sensoren beeinflussen, im Fall Retzen waren sie auch durch Risse in der Decke außer Gefecht gesetzt worden.

Die neue Messstelle funktioniert laut Stephan Bethge völlig eigenständig: „Ein unsichtbarer Laser strahlt jetzt permanent die Fahrbahn aus." Überschreitet ein Verkehrsteilnehmer die an dieser Stelle vorgeschriebenen 70 Stundenkilometer, kommt nach wie vor das Vögelchen.

Bethge widerspricht damit einigen Vermutungen, die am Montag in den sozialen Netzwerken diskutiert worden sind – beispielsweise, dass der neue Blitzer eben nicht mehr blitze; man also einen Tempo-Verstoß nicht bemerken würde. „Beim Foto findet nach wie vor eine Beleuchtung statt. Es wird jeder bemerken, wenn er geblitzt wurde", sagt Stephan Bethge.

Auch sei der neue Blitzer nicht in der Lage, in beide Richtungen zu messen. Geblitzt werde wie früher nur in Richtung Bielefeld.Und die neue Anlage dürfte in Zukunft wieder einige Fotos liefern. Hätten doch verdeckte Messungen im Vorfeld des Austauschs ergeben, dass an der Abfahrt trotz Starenkastens noch zu häufig zu schnell gefahren wird.

Am verkehrsarmen Sonntag haben die Mitarbeiter einer Fachfirma den schmucken Messturm aufgestellt. Nach einer Eichung soll die Anlage in der kommenden Woche scharf geschaltet werden.

Ob und wann auch der Blitzer im weiteren Verlauf an der A2-Auffahrt ausgetauscht wird, vermochte Stephan Bethge nicht zu beantworten. Aber so viel: „Hier funktioniert die Technik noch."

Alle stationären Blitzer im Kreis Lippe auf einen Blick

Es gibt verschiedene feste und stationäre Blitzer. Auch ein mobiler Blitzer kommt in Deutschland oft zum Einsatz. Die folgende Blitzer-Liste soll einen Überblick über die verschieden Arten der Geschwindigkeitsmessgeräte geben:

Radaranlagen
Die Geräte senden Radarstrahlen aus, die das Auto reflektiert. Wird die Messschwelle überschritten, wird ein Fotoapparat ausgelöst. Die Radaranlage ist eine der am weitesten verbreiteten Techniken.

Lichtschranken
Mehrere Lichtschranken stehen nacheinander quer zur Straße. Beim Unterbrechen jeder Lichtschranke liefert das Auto ein elektrisches Signal. Das Gerät misst die Zeitabstände und errechnet so das Tempo.

Drucksensoren
Mehrere Sensoren werden in bestimmten Abständen in die Fahrbahn eingelassen. Beim Überfahren werden Signale ausgelöst, mit denen das Tempo errechnet werden kann.

Lasergerät
Sie senden eine Folge von Lichtimpulsen aus und empfangen den vom Fahrzeug reflektierten Anteil. Die Geräte messen die Zeit bis zum Wiedereintreffen des Signals und errechnen so die Entfernung des Fahrzeugs. Aus deren Veränderung ergibt sich die Geschwindigkeit. Neben Handmessgeräten, die einzelne Autos anvisieren, gibt es am Fahrbahnrand aufgestellte Laserscanner, die mehrere Fahrstreifen zugleich überwachen.

Video
Geschwindigkeitsmessungen in Kombination mit Videoanlagen nehmen meist zivile Polizeifahrzeuge auf Autobahnen vor. Das eingebaute Gerät misst eine Wegstrecke und die Zeit, die das verfolgte Auto dafür braucht, und berechnet dessen durchschnittliche Geschwindigkeit. Die Daten und die Fahrt werden per Video festgehalten. Das Messen der Geschwindigkeit mit einer Stoppuhr wird kaum noch angewendet.

Die Grafik zeigt einen Ausschnitt des aktuellen Bußgeldrechners. - © LZ
Die Grafik zeigt einen Ausschnitt des aktuellen Bußgeldrechners. (© LZ)
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