Blind Date bei der Jobsuche

Bad Salzuflen. Arbeitgeber und Bewerber kennen sich nicht, sie sehen sich auch nicht, sie reden nur miteinander – in der Black Box. Auf der Messe &bdquo;my Job-OWL" wird ein neues Format vorgestellt. Die Nachfrage ist groß, denn anonymisierte Bewerbungen sind ein Trend. &bdquo;Beide Parteien sind ganz unvoreingenommen, das ist ein Vorteil", sagt die Geschäftsführerin der G&W Messekonzept GmbH, Melanie Welzel.

Sie organisiert die Messe seit elf Jahren in Eigenregie. Die Idee der Black Box, die im November von Aldi Süd in Köln zum ersten Mal auf einer Jobmesse vorgestellt wurde, hat Projektleiterin Kathrin Hiekel für die &bdquo;my Job-OWL" weiter entwickelt.

Im Vorfeld können sich die Bewerber über eine Online-Jobbörse bewerben – wer die Stelle anbietet, sehen sie nicht.

Die Termine werden vergeben, das 15-minütige Bewerbungsgespräch findet in der Black Box statt und beide Parteien bekommen im Anschluss die Kontaktdaten des Gesprächspartners und einen Code. &bdquo;Das ist ein verbindliches Gespräch, ersetzt aber keine Bewerbung. Es ermöglicht, ganz unvoreingenommen in ein Gespräch zu gehen. Aus unserer Sicht hat das den Vorteil, dass äußerliche Aspekte zugunsten fachlicher Kompetenz in den Hintergrund treten", erklärt Hiekel.

Dass es Grenzen gibt, sei klar. &bdquo;Wenn es auf das Äußerliche ankommt oder es Vorgaben gibt, zum Beispiel, dass großflächige Tätowierungen nicht akzeptiert werden können, dann ist das ein Ausschlusskriterium, auf das man im Vorfeld hinweisen kann", sagt Welzel.

Dieser Punkt habe aber bei den Unternehmern, denen die Black Box schon vorgestellt wurde, bisher kaum eine Rolle gespielt. &bdquo;Die Resonanz war sehr positiv. Es ist eine ungewohnte Situation – und es zeigt, wie Bewerber damit umgehen. Auch das ist für Unternehmen interessant", erklärt Hiekel.

Überdies kämen diejenigen, die einen Job suchen, mit Betrieben in Kontakt, die sie zuvor vielleicht gar nicht so auf dem Zettel hatten.

Das noch recht neue Experiment soll die &bdquo;my Job-OWL" interessanter machen – für beide Seiten. Die Erfahrung zeige, dass Jugendliche heute viel mehr erwarten. &bdquo;Flyer lesen die nicht. Die Firmen müssen sich mehr einfallen lassen, um die künftigen Fachkräfte zu gewinnen. Ein sehr positives Beispiel ist die Kreishandwerkerschaft Paderborn-Detmold, die in diesem Jahr die Ausstellungsfläche deutlich erweitert. Die Schüler können handwerkliche Sachen ausprobieren - das ist im vergangenen Jahr sehr gut angekommen", sagt Welzel.

11. Jobbörse Zum 11. Mal findet die Messe in Bad Salzuflen statt, sie beginnt am 9. und endet am 11. März. Mehr als 200 Aussteller präsentieren sich und suchen nach Azubis, Fach- und Führungskräften, darunter 30 Neuaussteller. Es gibt unter anderem eine Online-Jobbörse.

Bewerbungscoaches beraten in der Messehalle. Außerdem ist die Inklusion ein Thema. Am Samstag, 10. März, ab 11 Uhr referieren Ralf Sommer und Ingo Ellerbrake von der Octa Steuerberatung zum Thema &bdquo;Wie Inklusion am Arbeitsplatz im Alltag gelebt werden kann".

Um die &bdquo;Start-Up/Gründung" geht es am Sonntag ab 11 Uhr. Auch in diesem Jahr wird die Aktion &bdquo;Helfern helfen" fortgesetzt. Der Eintritt (1 Euro) und weitere Spenden werden weitergereicht. Im vergangenen Jahr freute sich die Caritas über einen großen Zuschuss für ein Auto und die Kinder der heilpädagogisch-therapeutische Einrichtung Grünau über zehn Ausflüge mit Mitarbeitern von G&W Messekonzept.

Anonymität bietet Chancen Kommentar von Astrid Sewing Für die Jugendlichen sind es gute Zeiten, denn die Unternehmen brauchen dringend Fachkräfte. Die besten Schüler haben also die Qual der Wahl. Zumeist sind es die großen Firmen, die die Bewerber ansteuern, aber gerade im Kreis Lippe gibt es ein breites Feld von Familienunternehmen. Und die haben einen großen Vorteil: Sie werden oft anders geführt, die Hierarchien sind flacher, und wer Karriere machen möchte und die fachlichen Voraussetzungen mitbringt, der kommt schneller zum Ziel.

Die Black Box ist da ein gutes Mittel für solche Arbeitgeber, denn auf das Image kommt es gerade nicht an. Es ist ein offenes Bewerbungsverfahren, das auch viel über die aussagt, die sich darauf einlassen. Sie müssen allein mit Argumenten überzeugen, vielleicht auch ein gewisses Unbehagen überwinden, einer wildfremden Person im Dunkeln gegenüber zu sitzen. Und weil beide Seiten ohne Vorurteile an die Sache rangehen, lassen sich aus den Ergebnissen eines teilweise anonymisierten Bewerbungsverfahrens interessante Erkenntnisse gewinnen.

So mancher wird überrascht sein, wie sehr ihn die Optik des Gegenübers beeinflussen kann.

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus!

0,99 Euro im ersten Monat

Weiterlesen mit LZplus