Bad Salzuflen-Lockhausen. Der zunehmende Verkehr auf der A2 und der Ostwestfalenstraße hat Folgen für die Ausfahrt „Ostwestfalen/Lippe". Seit einigen Tagen regelt eine Ampel den Verkehr an dem Knotenpunkt in Höhe der Auf- und Abfahrten zur Autobahn. Die Verantwortlichen und die Verkehrsteilnehmer machen ihre ersten Erfahrungen. Die eigentliche Nagelprobe für die neue Ampelanlage steht indes noch aus.
Rückblick
Immer wieder kam es in der Vergangenheit an der Ausfahrt „Ostwestfalen/Lippe" in Fahrtrichtung Hannover zu langen Rückstaus, die zum Teil bis auf die Autobahn reichten. Grund waren in erster Linie die Linksabbieger in Richtung Lemgo, die wegen des starken Verkehrs auf der Ostwestfalenstraße trotz Einfädelungsspur nur schwer auf die Landesstraße einscheren konnten. Noch Anfang Juli kam es auf der A 2 zu einem Auffahrunfall. Verursacher war ein 80-jähriger Autofahrer, der den Rückstau auf der A2 offenbar zu spät bemerkte. Durch den Aufprall wurde er verletzt, vier Autos wurden zusammengeschoben.
Die Lösung
Eine Ampel ist an dem Knotenpunkt schon länger angedacht. Nicht zuletzt ist sie auch von der Unfallkommission des Kreises gefordert worden. Im Juli begannen schließlich die Bauarbeiten. Etwa 150 Meter vor der Kreuzung sind auf der Autobahnabfahrt Induktionsschleifen in die Fahrbahn installiert worden. Sobald sich der Verkehr gefährlich in Richtung A2 zurückstaut, wird die Grünphase für die Abfahrt länger geschaltet. Insgesamt hat der Umbau der Kreuzung samt Asphaltierungsarbeiten rund 1,2 Millionen Euro gekostet.
Die „Einarbeitungsphase"
Das Programm, das die Ampelschaltung an der Nahtstelle regelt, ist ein „absolutes Einzelstück", betont Peter Drees, Abteilungsleiter Straßen, Verkehr und Grün bei der Stadt Bad Salzuflen. Die Anlage werde in drei Prüfphasen justiert. Er geht davon aus, dass dies bis mindestens Ende Oktober dauern wird. Zudem werde permanent der Verkehr gezählt.
Die ersten Erfahrungen
Laut Angaben von Drees sehen die Verantwortlichen aktuell zwei Hauptprobleme: den Verkehr auf der Ostwestfalenstraße Richtung Lemgo und die Abfahrer von der A 2 aus Richtung Dortmund kommend. Hieran werde gearbeitet, so Drees. Eine wichtige Erfahrung verspricht er sich zudem von der Möbel-Ordermesse Westfalica (MOW), die vom 16. bis 20. September im Messezentrum stattfindet, zu der neben mehr als 460 Ausstellern aus 36 Nationen Tausende Fachbesucher erwartet werden. Erfahrungsgemäß führt dies zu vollen Straßen rund um Bad Salzuflen – insbesondere, wenn Messestart und -ende mit dem Berufsverkehr zusammentrifft.
Das sagen Verkehrsteilnehmer
In einer Umfrage auf der Facebookseite der LZ äußern sich die meisten Teilnehmer positiv über die Ampellösung. Ein Autofahrer hält allerdings die Schaltung in einem Punkt für nicht richtig: „Aus Bielefeld kommend haben die Linksabbieger Richtung Autobahn Grün, aber die Geradeausfahrenden Richtung Lemgo haben Rot, obwohl ihnen kein Gegenverkehr in die Quere kommen würde."
Ein anderer meint: „Allerdings sollte die Ampel ab 23 Uhr abgeschaltet werden, und sie sollte sich nach dem Verkehrsaufkommen regeln... Wie oft stand ich von der A 2 kommend mehr als drei Minuten vor der Ampel, obwohl kein Fahrzeug die Kreuzung überquerte." Eine weitere Stimme bestätigt die Aussage von Peter Drees von der Stadtverwaltung: „Richtung Lemgo ab 16 Uhr ganz schlimm."
So geht es mit der Ostwestfalenstraße weiter
Als nächstes folgt aller Voraussicht nach der 2,4 Kilometer lange Bauabschnitt vom heutigen Ende in Altenhagen bis zur B 61 (Herforder Straße) in Bielefeld. Klagen gegen die Verlängerung sind Anfang des Jahres vom Verwaltungsgericht Minden abgewehrt worden. Das Oberverwaltungsgericht Münster muss noch entscheiden, ob die von den Klägern beantragte Berufung zugelassen wird. „Wir haben mit den Bauvorbereitungen aber bereits begonnen", sagt Sven Johanning, Sprecher des Landesbetriebs Straßenbau (Bielefeld).
Ebenso wie für die Verlängerung bis zur B 61 liegt auch für den kreuzungsfreien Ausbau des Anschlusses Oerlinghauser Straße ein Planfeststellungsbeschluss vor. Dagegen ist ebenfalls geklagt worden. Ein Urteil gibt es noch nicht. Der Ersatz für den heutigen Kreisel soll samt zweier neuer Kreisel rund 2,7 Millionen Euro kosten. „Wir stehen mit den Klägern in Verhandlungen", sagt Johanning. Ebenfalls kreuzungsfrei soll der Knotenpunkt Sylbacher Straße in Retzen gestaltet werden. Hierfür sind die Pläne allerdings noch in Arbeit.
"Staus sind unvermeidbar"
Ein Kommentar von Thomas Reineke
Wer selbst einmal als letzter auf der Abbiegespur auf der A 2 stand, weiß, wie wichtig die neue Ampel an der Anschlussstelle „Ostwestfalen/Lippe" ist. Nicht selten führte der Rückstau von der Verbindung zur Ostwestfalenstraße bis auf die Autobahn zurück. Unzählige bange Momente und auch Unfälle waren die Folge.
Die Verantwortlichen mussten handeln. Die neue Ampelanlage hat einen Hauptzweck: Menschenleben zu schützen. Dem ist alles andere unterzuordnen. Klar ist aber auch, dass bei den heutigen Verkehrsmengen – rund 90.000 Kfz pro Tag auf dem lippischen Teil der A 2 (Tendenz immer noch steigend) und rund 17.500 auf der Ostwestfalenstraße in Höhe der Autobahnauffahrt – eine Ampelprogrammierung annähernd Raketentechnik darstellt. Eine Lösung zu finden, die allen Verkehrsströmen gleichermaßen gerecht wird, ist schwer – und vielleicht auch unmöglich. Damit heißt es sich leider abzufinden.
Zumal die Nagelprobe für die neue Verkehrsregelung mit den Großverstaltungen im Messezentrum Bad Salzuflen – Möbel-Ordermesse (16. bis 20. September), Custombike (30. November bis 2. Dezember) und „Haus" (11. bis 13. Januar) – noch bevor steht. Die Geduld, die an vielen Orten, aber eben auch an dem Knoten zwischen A 2 und Ostwestfalenstraße gefragt ist, ist eine Folge des ständig zunehmenden Verkehrs – auch von Gütern. Staus werden weiter Alltag sein.
Chronik
1966: Die Ostwestfalenstraße auf lippischem Gebiet ist in mehreren Abschnitten errichtet worden. Das erste große Bauwerk war die Passadetalbrücke in Höhe Voßheide vor 52 Jahren.
1967: In dem Jahr erfolgt die Freigabe des ersten Straßenstücks von Großenmarpe nach Donop.
1975-1979: In diesen Jahren werden weitere Teilstücke für den Verkehr freigegeben. Zunächst der Abschnitt von Steinheim bis zur B 1 in Höhe Blomberg. 1978 erfolgt die Freigabe der Strecke bis Großenmarpe Ein Jahr zuvor fahren die ersten Autos auf dem Abschnitt zwischen Lemgo und Grastrup. 1979 wird der Abschnitt auf Salzufler Gebiet bis zur B 239 (Messezentrum) fertiggestellt.
1986: Das nächste Teilstück endet an der Abfahrt Lockhausen (Leopoldshöher Straße).
1990-1992: Die Ostwestfalenstraße wird bis zur A 2 weitergeführt. Die Auf- und Abfahrten verbinden die „lippische Autobahn" mit der großen West-Ost-Achse in Deutschland.