Umbau mit Geschichte: Alte Abtei in Lemgo wird zum Hotel

Lemgo. Die Alte Abtei ist eingekleidet und präsentiert sich im rosa-grünen Gewand. Noch bis Ende November soll das Gerüst stehen. Dann ist das Dach gedeckt und die Fassade frisch gestrichen. Vorboten für weitere Umbauarbeiten zum Hotel- und Appartementbetrieb.

Es hat gedauert, bis Maik Soukal und Tina Langner das Projekt an der Breiten Straße angehen konnten. Bereits 2021 haben sie das benachbarte Hotel Annenhof eröffnet, schon damals unter der Prämisse, den Betrieb auf die Alte Abtei zu erweitern. Die baulichen Übergänge vom Neu- zum Altbau sind bereits vorhanden, jetzt gehe es darum, die Bauarbeiten in der Alten Abtei sukzessive voranzutreiben.

&bdquo;Dabei haben wir uns bewusst keinen Zeitdruck gemacht“, sagt Tina Langner, die den Annenhof führt . Noch bis zum Winter sollen die Arbeiten an Dach und Fassade abgeschlossen sein. Das Dach des Denkmals erhält dabei großflächig eine Photovoltaikanlage, die in Braunrot-Tönen der Farbe der Dachziegel angepasst ist. Damit hoffen die Hotelbetreiber, die Energiekosten des Altbaus im Rahmen zu halten.

Neues Leben unter dem Dach Unter dem Dach werden voraussichtlich sieben Hotelzimmer entstehen. Dort, wo früher ein alter Saal war, der im Zuge der Brandschutzverordnungen zuletzt von der VHS nicht mehr genutzt wurde und zur Abstellkammer verkam. Da in diesem Bereich der Denkmalschutz weniger Vorgaben macht, kann der Architekt dort kleinteiliger vorgehen und hat sieben Hotelzimmer geplant.

Anders als in der ersten und zweiten Etage: Dort sollen sieben Appartements und zwei weitere Hotelzimmer entstehen. Vor allem aufgrund der aufwendigen Stuckdecken, die in manchen Räumen noch vorhanden sind, gibt der Denkmalschutz hier eine klare Richtung vor. &bdquo;Wir können die Raumstruktur nur bedingt ändern“, erklärt Maik Soukal. Daher planen sie großzügige Appartements mit einer Größe von bis zu 70 Quadratmetern.

Während das Paar davon ausgeht, dass das Dachgeschoss samt Hotelzimmern bis Ende des kommenden Jahres fertig ist, wollen sie sich für die erste und zweite Etage noch nicht festlegen. Hohe Auflagen seien dabei auch beim Brandschutz zu beachten. So müsse das große freie Treppenhaus mit Wänden eingefasst werden. &bdquo;Das nimmt natürlich viel der Helligkeit, ist aber vorgeschrieben“, so Tina Langner. Erst wenn das Treppenhaus fertig sei, könnte damit begonnen werden, die Hotelzimmer unterm Dach zu vermieten.

Gut 2,5 Millionen Euro wird der Ausbau der Alten Abtei voraussichtlich kosten, die die Hoteliers gemeinsam mit Immobilienbesitzer Prof. Klaus Steffen stemmen. Den Beginn der Bauarbeiten haben sie bewusst auf den Herbst gelegt. &bdquo;Unser Obermieter ist aktuell unterwegs“, verweist Mike Soukal auf das Storchenpaar, das seit fünf Jahren auf dem Gebäude nistet und fünf Jahre in Folge auch immer zwei Junge durchgebracht habe.

Abgesehen von diesem Mieter ist das Paar überzeugt, mit dem Angebot in diesem besonderen Ambiente den Nerv der Gäste zu treffen. Die Buchungszahlen hätten sich seit Corona wieder deutlich erhöht und auch die Nachfrage nach Appartements steige. Sei es für den Familienbesuch oder auch für Mitarbeiter von Unternehmen, die nur für eine gewisse Zeit in Lippe bleiben - immer öfter würden die Appartements auch für längere Zeiträume angefragt. &bdquo;Im Annenhof hat ein Gast ein Appartement seit zwei Jahren gemietet.“

Seit 16 Jahren führen die Hoteliers bereits das Stadtpalais, ebenfalls ein Denkmal , und wollen jetzt in der Alten Abtei erneut mit historischem Charme überzeugen - und das auf knapp 900 Quadratmetern mit zum Teil hohen Stuckdecken, alten Parkettböden und immer wieder besonderen Details wie etwa einem weißen Kachelofen mit aufwendiger Verzierung.

Vieles ist in den vergangenen Jahrzehnten in der Alten Abtei um- und ausgebaut worden, doch jetzt gelte es, das historisch Erhaltene bestmöglich zu bewahren - war mitunter für alle Beteiligten zur Herausforderung wird. Die aufwendigsten Stuckdecken mit farbiger Verzierung sind im alten Gartensaal zu finden, der über die Freitreppe in den Abteigarten führt. Ihn wollen Tina Langner und Maik Soukal frei lassen, ein Umbau zum Appartement sei hier kaum möglich.

Info: Die Alte Abtei Das Gebäude der Alten Abtei wurde 1585 von Heinrich Kerkmann, dem Kanzler von Graf Simon VI zur Lippe, als Adelshof erbaut. 1768 kaufte Graf Ludwig zur Lippe die Immobilie samt Abteigarten, ab 1797 wurde das Haus als Residenz der Vorsteherinnen des Damenstiftes St. Marien genutzt, deren letzte Äbtissin Prinzessin Carola zur Lippe war.

1960 kaufte die Stadt das Gebäude, 1972 zog die Volkshochschule ein. Ende der 2010er-Jahre verkaufte die Stadt das Gebäude an Prof. Klaus Steffen, der auch das benachbarte Gelände des ehemaligen Hansa-Hotels erwarb. Dort ließ er das Garni-Hotel Annenhof errichten, mit dem Ziel, auch die benachbarte Alte Abtei in den Hotelbetrieb zu integrieren. 2021 eröffneten Pächter Tina Langner und Maik Soukal den Annenhof. Im selben Jahr zog die VHS in das sanierte Haus Wippermann um. Seitdem harrt die Alte Abtei ihrer neuen Nutzung.

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