Für die Natur im Einsatz: Der gute Geist der Hoffmannswiesen zieht sich zurück

Bad Salzuflen . Seit 23 Jahren ist Manfred Hielscher beinahe jeden Tag ehrenamtlich für die Natur im Einsatz. Der 86-Jährige hat unter anderem unzählige Bäume in den Hoffmannswiesen gepflanzt und somit das große Areal unweit des Stadtzentrums &bdquo;enorm aufgewertet", lobt Torsten Kraatz , Abteilungsleiter im Fachdienst Tiefbau der Stadt. &bdquo;Bad Salzuflen müsste mehr Manfred Hielschers haben, dann wäre es um die Natur noch deutlich besser bestellt", sagt Kraatz. Und das ist das Problem: Es gibt nur einen Manfred Hielscher . Und dieser merkt langsam das Alter.

Jede freie Minute in der Natur &bdquo;Es wäre schön, wenn sich jemand bereit erklären würde, meinen Job ehrenamtlich zu übernehmen", sagt der Gärtnermeister. Sein Job: In beinahe jeder freien Minute ist der 86-Jährige in der Natur unterwegs. In den vergangenen Jahren mehrheitlich in den Hoffmannswiesen. Diese bezeichnet er als &bdquo;Schatz", der für die Nachwelt erhalten bleiben soll. Er kann nicht genau sagen, wie viele Bäume er in dem Gebiet auf beiden Seiten der mittlerweile renaturierten Bega gepflanzt hat. &bdquo;Aber es sind sicher Hunderte oder gar Tausende", sagt Verwaltungsmitarbeiter Kraatz . Alle Anpflanzungen sind im Übrigen mit der Stadt abgestimmt. &bdquo;Darauf legt Herr Hielscher großen Wert. Seine Arbeit ist enorm wertvoll für die Stadt. Deshalb unterstützen wir ihn, wo wir können.", so Kraatz . Die meisten Bäume, die Manfred Hielscher gepflanzt hat, sind Eichen.

Unter anderem vor Jahren mit dem damaligen Geschäftsführer des Umweltzentrums Heerser Mühle, Klaus Meise. Aber auch Mammutbäume gehen auf Hielschers Initiative zurück. Es dürfte kaum einen Bad Salzufler geben, der das Gebiet, in dem Hoffmann’s Stärkefabriken früher ihre Abwasser aus der Stärkeproduktion leiteten, besser kennt als Manfred Hielscher . &bdquo;Hier leben unter anderem vier Rehe, zwei Füchse und mehrere Wildschweine", erklärt er auf einer Tour durch das rund 180.000 Quadratmeter große Gebiet. Unter andere wegen der Wildtiere drängt Hielscher darauf, dass Besucher die Regeln beachten und beispielsweise Hunde an der Leine führen. &bdquo;Leider halten sich nicht alle an die Dinge, die hier vorgeschrieben sind. Ich spreche sie dann darauf an", sagt der 86-Jährige. Auch das hält Verwaltungsmitarbeiter Kraatz für sehr wertvoll. &bdquo;Das ist ein ganz entscheidender Punkt, wenn Leute direkt vor Ort auf ihr Fehlverhalten angesprochen werden."

Umwelt mutwillig zerstören Überhaupt kein Verständnis hat Manfred Hielscher für Zeitgenossen, die die Umwelt mutwillig zerstören – die zum Beispiel frisch gepflanzte Bäume aus der Erde reißen oder Lagerfeuer auf dem Gelände machen. Deswegen hat er am Bega-Ufer ein Holzschild aufgestellt. &bdquo;Was hier gepflanzt ist, ist für die Zukunft – auch für Euch", steht unter anderem darauf. Stichwort Zukunft: Auch mit Kindergärten und Grundschulen arbeitete Manfred Hielscher in den Hoffmannswiesen zusammen, um dem Nachwuchs den Wert der Natur näherzubringen.

Besonders arbeitsintensiv waren für den gebürtigen Schlesier die beiden vergangenen trockenen Sommer. Unermüdlich goss er &bdquo;seine" Eichen, von denen dank der guten Pflege die meisten bei einer Höhe von rund 1,20 Metern &bdquo;aus dem Gröbsten heraus sind", wie es Hielscher selbst formuliert. Nun hofft er, dass der Großbrand in Schötmar das wertvolle Ökosystem nicht nachhaltig beschädigt hat. Mit Ergebnissen ist aber erst nach Abschluss einer wissenschaftlichen Untersuchung zu rechnen, die Anfang nächster Woche beginnen soll (die LZ berichtete). &bdquo;Nebenbei" hat Hielscher übrigens über Jahre 4000 Briefe an Politiker und einflussreiche Menschen in aller Welt geschickt, um auf die Zerstörung des Regenwalds aufmerksam zu machen. Lange bevor sich Greta Thunberg mit einem Plakat vor den Schwedischen Reichstag stellte. Den Einsatz der Schülerin für das globale Klima findet der 70 Jahre ältere Hielscher &bdquo;ganz toll". &bdquo;Leider ist schwer zu sagen, ob das Ganze noch etwas nützt", ist er eher pessimistisch gestimmt.

Die Hintergründe Von 1850 bis 1990 waren die Hoffmannswiesen gesperrtes Areal. Die Weltfirma Hoffmanns’s Stärke ließ hier das Abwasser aus ihrer Stärkeproduktion verrieseln . Deswegen auch der Begriff der &bdquo;Rieselfelder". Um die Jahrtausendwende herum übernahm die Stadt das 180.000 Quadratmeter oder knapp 20 Fußballplätze große Grünareal unweit des Stadtzentrums. Vor gut vier Jahren begann die rund 350.000 Euro teure Renaturierung der Bega in den Hoffmannswiesen, die sich seitdem zu einem beliebten Naherholungsgebiet entwickelt haben – mit den leider üblichen Begleitfolgen. &bdquo;Das Müllproblem war anfangs wesentlich schlimmer, ist aber immer noch da, sagt Verwaltungsmitarbeiter Torsten Kraatz . In den Hoffmannswiesen treffen sich heute unter anderem Spaziergänger, Hundehalter, Jogger, Angler oder Kanuten.

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