Die Lipperin, die in den Osten "rübermachte"

Kalletal/Bad Salzuflen/Luckenwalde . Auch nach fast 30 Jahren in Brandenburg spricht Elisabeth Herzog-von der Heide astreines Hochdeutsch. Geübte Ohren hören dann aber doch einen ganz leichten Dialekt. Aber nicht etwa die Berliner Schnauze, sondern vielmehr einen minimalen lippischen Einschlag. Kein Wunder, schließlich ist die heute 56-Jährige in Kalletal groß geworden. Genauer gesagt: in Harkemissen. 1991 hat sie &bdquo;rübergemacht" in den Osten, seit 18 Jahren ist sie SPD-Bürgermeisterin von Luckenwalde, einer der Salzufler Partnerstädte mit rund 21.000 Einwohnern.

&bdquo;Meine lippischen Wurzeln werde ich nie verlieren", sagt die Wahl-Brandenburgerin von sich selbst. Und genau das merkt man auch an ihrer Art. Typisch lippisch dauert es nämlich ein wenig, bis sie Vertrauen gefasst hat und im Telefongespräch schließlich zu erzählen beginnt.

Nach dem Jurastudium in den Osten Aufgewachsen ist Elisabeth Herzog-von der Heide als jüngstes Kind von drei Geschwistern. &bdquo;Meine Kindheit verlief relativ unspektakulär", sagt sie. Nach ihrem Studium der Rechtswissenschaft in Bielefeld lebt und arbeitet sie als Rechtsanwältin in Düsseldorf. Richtig glücklich wird sie damit aber nicht. &bdquo;Es passt einfach nicht richtig." Kurz nach dem Mauerfall rät ihr der ehemalige Kalletaler Gemeindedirektor, der selbst in den neuen Bundesländern als Berater tätig war, zu einer Bewerbung bei der Stadtverwaltung von Luckenwalde – dort suchte man Juristen.

Elisabeth Herzog-von der Heide wagt den Schritt und traut sich an die Mammutaufgabe, die Stadtverwaltung von Luckenwalde nach der Wende gemeinsam mit ihren Kollegen komplett neu aufzubauen. Dabei ist sie anfangs vollkommen auf sich allein gestellt, denn ihr späterer Ehemann bleibt aufgrund seines Jobs noch einige Monate in Düsseldorf. Und auch der Kontakt zur Familie ist alles andere als einfach: &bdquo;Damals gab es nicht einmal die Möglichkeit, telefonisch Kontakt zu halten. Manchmal bin ich samstags nach Berlin gefahren, um von einer Telefonzelle aus ein paar Anrufe zu machen." Bereut hat sie den Schritt aber nie – heute lebt sie mit ihrem Mann im gemeinsamen Haus und fühlt sich pudelwohl. &bdquo;An vielen Tagen im Jahr wüsste ich nicht, mit wem ich tauschen sollte." 2001 wird sie zur Bürgermeisterin gewählt. &bdquo;Dass man in mich als ,Wessi das Vertrauen hatte, hat mich schon überrascht und war sicher ungewöhnlich", sagt sie.

Anfangs eine harte Zeit Auch, weil es Luckenwalde nach der Wende alles andere als gut ging: Viele Menschen wanderten ab, Wohnungen waren teils unbewohnbar, es gab zahlreiche Leerstände. &bdquo;Es war eine harte Zeit", sagt Elisabeth Herzog-von der Heide. Doch die Stadt ist im Wandel: &bdquo;In den letzten zehn Jahren ist die Arbeitslosigkeit von 18 auf 7 Prozent gesunken und wir profitieren von der guten Anbindung an Berlin." Zudem habe man in der Vergangenheit einiges investiert, um Luckenwalde aufzuwerten – beispielsweise in die Sanierung der Innenstadt.

Dass es nach wie vor Unterschiede zwischen Ost und West gibt, das will Elisabeth Herzog-von der Heide nicht abstreiten. &bdquo;Ungerechtigkeiten etwa bei der Rente sind nicht zu leugnen. Dennoch glaube ich, dass die Gemeinsamkeiten überwiegen und der Zusammenhalt mit den kommenden Generationen noch enger werden wird."

Partnerschaften wollen gepflegt werden Weniger eng ist inzwischen die Städtepartnerschaft mit Salzuflen. Auch wenn die Verantwortlichen der Kurstadt immer zur Stelle waren, wenn die Industriestadt Luckenwalde ihren Rat suchte, sagt Elisabeth Herzog-von der Heide. Sie sieht sich daher auch selbst in der Pflicht, die Salzestadt einmal wieder zu besuchen. &bdquo;Um die Partnerschaft zu pflegen, muss man sich das einfach einmal wieder vornehmen", sagt sie.

Für sie selbst wird es in jedem Fall die letzte Amtszeit als Bürgermeisterin sein, so viel steht für sie fest. Ob sie dann in Erwägung zieht, nach Lippe zurück zu kehren? Darüber denke sie nicht nach, sagt sie. &bdquo;Ich sitze nicht auf gepackten Koffern." Aber so ganz ohne Lippe geht es dann doch nicht. Erst kürzlich hat sie für ein Stadtfest lippischen Pickert nach einem Rezept ihrer Großmutter gebacken. &bdquo;Um etwas Heimattypisches vorzustellen", sagt sie und lacht. Und auch zu ihren Geschwistern, Nichten und Neffen hat Elisabeth Herzog-von der Heide regelmäßig Kontakt. &bdquo;Ich kann mich an kein Weihnachten erinnern, an dem ich nicht in Lippe war", sagt sie. Und damit ist der nächste Besuch in der Heimat auch gar nicht mehr so lange hin.

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