Senior fährt auf Weser-Radweg um die halbe Erde

Bad Salzuflen/Ehrsen-Breden . Im Ruhestand die Füße hochlegen? Nicht das Ding von Günter Schulte. &bdquo;Ich muss in Bewegung bleiben", sagt der pensionierte Schlossermeister und lächelt verschmitzt. Seit 1998 fährt er zum Teil mehrfach im Jahr den Weser-Radweg von Hann.

Münden in Südniedersachsen bis Cuxhaven an der Nordsee. Das hat der Bad Salzufler und &bdquo;Ur-Lipper" Schulte bislang 43 Mal getan und somit mehr als 21.000 Kilometer in den strammen Rentnerwaden. Mit dieser Leistung hätte er auch um den halben Erdball fahren können. Doch der Weser-Radweg hat es dem bald 85-Jährigen besonders angetan: &bdquo;Die Route ist wunderschön, besonders im oberen Wesertal."

Doch der Reihe nach: &bdquo;Mich zieht es zur Nordsee. Außerdem bin ich Angler gewesen", erzählt Günter Schulte in seinem liebevoll gepflegten Garten in Ehrsen. 1950 war er das erste Mal mit dem CVJM am Meer. 1998 holte er sich einen Prospekt über den Weser-Radweg an einem Werbestand auf dem Salzhof. Dazwischen lag ein Arbeitsleben als Technischer Angestellter bei Kannegiesser in Vlotho. Auch im Ruhestand wollte Schulte nicht ruhen, sondern &bdquo;mobil bleiben". Bei einer der ersten Touren auf dem Weser-Radweg war seine Frau noch dabei. &bdquo;Leider sind wir im Regen dermaßen nass geworden, dass sie gesagt hat, dass kannst Du allein machen."

Seitdem fährt Günter Schulte die Etappen solo. &bdquo;Dir könnte sowieso keiner folgen", lacht Tochter Sabine Smith. Nach jedem Abschnitt lässt er sich abholen oder fährt mit dem Zug nach Hause. Auf den insgesamt 520 Kilometern übernachtet er nur einmal – am Ende der vorletzten Etappe in Wremen, 40 Kilometer vom Ziel Cuxhaven entfernt.

Auf der Strecke ist Günter Schulte mittlerweile bekannt wie der sprichwörtliche &bdquo;bunte Hund". Mehrere Zeitungsartikel erschienen bereits über ihn. Die Deister- und Weserzeitung ernannte ihn gar zum &bdquo;Mister Weser-Radweg". Mehrfach wurde er ausgezeichnet. In den Tourist-Informationen entlang der Strecke holt sich Günter Schulte seit 22 Jahren Stempel ab.

Entsprechend ist er auch dort bestens bekannt. &bdquo;Du schon wieder...", bekomme er hin und wieder zu hören, sagt er und freut sich. Ein Bekannter aus Beverungen sagt, er müsse die 50 Touren voll machen. Leider hat ihn dieses Jahr Corona ausgebremst. Die 44. Fahrt auf dem Weser-Radweg musste Günter Schulte im Frühjahr abbrechen. &bdquo;Ich plane, die Tour im Herbst zu Ende zu fahren." Das Radfahren ist sprichwörtlich zu einem Lebenselixier für Günter Schulte geworden. 2009 lag er nach einer Krebs-OP im Krankenhaus.

&bdquo;Da habe ich gesagt, im Mai sitze ich wieder im Sattel. Der Gedanke daran hat mich motiviert, schnell wieder gesund zu werden", erzählt Günter Schulte, der seit zehn Jahren mit dem E-Bike unterwegs ist. Dass er jedem Radfahrer dringend empfiehlt, einen Helm zu tragen, hat mit einer anderen lebensbedrohlichen Situation zu tun. Auf einer seiner Touren fuhr Günter Schulte mit &bdquo;vollem Speed" auf abschüssiger Strecke bei Brake (Unterweser) gegen eine eiserne Absperrung.

Er flog über das Lenkrad und knallte mit dem Kopf ungebremst auf Beton. &bdquo;Dabei ist mein Helm zerbrochen. Ohne ihn, da bin ich mir sicher, wäre ich tot gewesen", sagt Schulte. Ein junger Mann half dem Bad Salzufler damals mehrfach, brachte den Verletzten sogar nach ärztlicher Behandlung für die Rückfahrt zum Bahnhof. Dafür ist Günter Schulte seinem Helfer von damals immer noch dankbar: &bdquo;Der Mann war Sohn eines Bestatters."

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