Jäger sollen im Stadtwald Bad Salzuflen mehr Rehe schießen

Bad Salzuflen. Der Stadtförster will, dass im Salzufler Stadtwald künftig mehr Rehe geschossen werden. Der Grund: Die Tiere fressen die Laubbaumsämlinge an und gefährden so den Mischwald, der neu entstehen soll. Die Stadt will nun die Jäger stärker in die Pflicht nehmen und auch die Vergabekriterien für die Jagdgenehmigungen darauf ausrichten. Kritik gibt es aus der Jägerschaft.

Worum geht es? Wie berichtet, hat der Stadtwald in den vergangenen Jahren stark gelitten: Klimawandel, Stürme und Borkenkäfer haben dem Forst übel zugesetzt, mehr als 90 Prozent des Fichtenbestands sind zerstört. 2019 haben Fichten noch zwölf Prozent des Baumbestands ausgemacht und standen auf etwa 70 des insgesamt 630 Hektar großen Waldgebiets. Aber auch Laubbäume sind von den klimatischen Veränderungen und den langen Trockenperioden betroffen.

&bdquo;Unser Stadtwald ist durch den Klimawandel existenziell bedroht", heißt es im Waldbaukonzept &bdquo;Stadtwald 21", das Förster Alexander von Leffern nun vorgelegt hat. Eine natürliche Verjüngung aus standortgerechten Baumarten wie Buchen und Eichen sei in ökologischer und ökonomischer Hinsicht die beste Art der Walderneuerung, heißt es in dem Papier. Hierzu sei aber eine &bdquo;verjüngungsverträgliche Wildbewirtschaftung" unerlässlich. Denn Rehe haben es vor allem auf die seltenen Laubholzsämlinge abgesehen, da die besonders nährstoffreich sind.

Laubbäume sind aber besonders wichtig, um einen klimastabilen Wald zu begründen. Der Verbiss könnte also teuer werden. Werde man ihm nicht Herr, müsse man Sämlinge kaufen und Zäune um sie ziehen, damit die Rehe nicht mehr herankommen, so von Leffern. Geschätzte Kosten: bis zu 12.000 Euro pro Hektar.

Zahlen nennt die Stadt nicht In der Konsequenz sei eine &bdquo;zielführende" Bejagung des Rehwildes zwingend notwendig, da deren Bestand laut von Leffern in den vergangenen Jahrzehnten immer weiter gestiegen sei. Die Stadt geht davon aus, dass im Stadtwald etwa zehn bis zwölf Rehe auf 100 Hektar zu finden sind.

Die Fragen, wie viele Rehe bisher im Jahr geschossen wurden und wie viele es künftig sein sollen, lässt die Stadt gegenüber unserer Redaktion zwar unbeantwortet. Nach Informationen unserer Zeitung sind es aber wohl mehr als 40 Rehe, die im vergangenen Jahr im Stadtwald geschossen oder bei Autounfällen getötet wurden. Eine Zahl, die von Jägern, mit denen unsere Redaktion gesprochen hat, nicht gerade als gering eingeschätzt wird. Dennoch sollen sich künftig alle Jagdnutzer den waldbaulichen Zielen verpflichten, heißt es in einem Merkblatt der Stadt zur Wildbewirtschaftung des Stadtwalds. Sprich: einer Abschussquote.

Bis vor Kurzem war der Stadtwald zwischen zwei Jagdpachten aufgeteilt, einer größeren westlich der Salze und einer kleineren östlich des Flusses. Für letztere ist der ausgelaufene Pachtvertrag nicht verlängert worden. Im Raum steht nun, statt einer langfristigen Verpachtung Jagderlaubnisscheine für ein Jahr auszustellen, in denen die Antragsteller sich verpflichten, die vorgegebenen Quoten zu erfüllen. Andernfalls wird der Vertrag nicht verlängert. Das wird in der Jägerschaft durchaus skeptisch gesehen. So befürchten Salzufler Jäger, das könne auch Menschen anziehen, denen es vor allem darum gehe, &bdquo;den Finger krumm zu machen" oder &bdquo;auf alles zu schießen, was den Kopf rausstreckt". Denn Quoten seien nicht gedeckelt und könnten auch übererfüllt werden.

120 Jägerinnen und Jäger in Lippe Andreas Wolf, Vorsitzender des Hegerings Bad Salzuflen und vormaliger Pächter im Stadtwald, warnt davor, den Stadtwald alleine unter dem Motto &bdquo;Wald vor Wild" zu bewirtschaften. Im Hegering, der zur Kreisjägerschaft Lippe gehört, sind laut Wolf etwa 120 Jägerinnen und Jäger organisiert. &bdquo;Kulturell und traditionell gehört das Wild in unsere Kulturlandschaft", betont Wolf. Als Jäger sehe er sich auch als Fürsprecher der Rehe. &bdquo;Natürlich unterstützen wir die Aufforstung des Waldes, aber auch das Wild hat eine Lebensberechtigung." Wirtschaftlicher Druck dürfe nicht dazu führen, dass die Stadt am liebsten gar keine Rehe mehr im Wald hätte, weil es dann auch keine Verbissschäden mehr gäbe.

Zur bisherigen Jagdquote sagt er, eigentlich sei es üblich, dass die Quote zwischen Jagdpächtern und Förstern abgesprochen werde. &bdquo;Das hat in den vergangenen Jahren aber nicht mehr stattgefunden." Früher habe es Abschusspläne von der Unteren Jagdbehörde gegeben, an denen sich auch jetzt noch grob orientiert werde. Es gelte, das biologische Gleichgewicht des Waldes zu berücksichtigen. &bdquo;Statt ,Wald vor Wild gefällt mir ,Wald mit Wild als Prämisse viel besser", sagt Andreas Wolf.

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