Handwerk statt Studium: 21-Jähriger bringt in Salzuflen lieber Logos zum Leuchten

Bad Salzuflen-Lockhausen. Seine Arbeit, die hat Lukas Hannemann ständig vor Augen. Macht aber nichts – ganz im Gegenteil. Hannemann ist nämlich ganz schön stolz, wenn er die leuchtenden Logos großer Unternehmen oder die bunten Schaufensterfolien an den unterschiedlichsten Orten sieht, an denen er mitgewirkt hat. Der 21-Jährige ist Auszubildender im dritten Lehrjahr zum Schilder- und Lichtreklamehersteller beim Salzufler Unternehmen &bdquo;Infographik“. Und erzählt in unserer Berufeserie von seiner eher ungewöhnlichen Jobwahl.

Hannemann, blauer Arbeitspulli, schwarze Brille, zeigt stolz seinen Arbeitsplatz. In einer Halle brummt die Maschine zur Metallverarbeitung, ein paar Türen weiter schneiden zwei Kollegen mit einem Skalpell gerade Folien für filigrane Blätter aus. In der Ecke stehen halb fertige Infotafeln, der Schriftzug der Firma &bdquo;Seidensticker“ wartet nebenan darauf, überarbeitet zu werden.

Alles rund um Werbung &bdquo;Infographik“ hat sich auf Leitsysteme, Lichtreklame und Werbetechnik spezialisiert. Hier an der Röntgenstraße entstehen unter anderem Werbepylone und Leuchtbuchstaben, Beschriftungen für Fahrzeuge, Digitaldrucke auf Papier, Folien, Tapeten und Leinwänden, Werbebanner, Firmen- und Innenstadtwegweiser und touristische Leitsysteme – im Endeffekt alles, was mit Werbung für Städte oder Firmen zu tun hat.

Lukas Hannemann lebt mit seiner Familie in Bielefeld. Der Vater ist selbstständig als Hausauflöser, Mutter und Bruder arbeiten im Familienbetrieb mit. &bdquo;Bei uns machen viele in der Familie was im Handwerk – die fanden es gut, dass ich auch ins Handwerk gegangen bin“, sagt Hannemann. Nach seinem Abschluss an der Gesamtschule Werther absolvierte er sein Fachabi – und ging dann in die Ausbildung. &bdquo;Ich wollte arbeiten, ein Studium hätte für mich keinen Sinn gemacht“, sagt er.

Während seiner Schulzeit hatte er bereits ein Praktikum bei einem anderen Schilder- und Lichtreklamehersteller gemacht. Frank Wehmeyer, Chef von &bdquo;Infographik“, kannte er über den Fußball beim Bielefelder TuS Brake. Man kam auf dem Sportplatz ins Gespräch, Lukas schnupperte bei &bdquo;Infographik“ rein – und startete im August 2020 die Ausbildung zum Werbetechniker, wie sein Beruf auch bezeichnet wird.

Endmontage ist sein Steckenpferd Einmal pro Woche geht es für ihn derzeit in die Berufsschule nach Osnabrück, ansonsten lernt er an der Röntgenstraße alles, was er für die Praxis braucht. Das fängt bei der ersten Idee und dem Entwurf am Computer an, geht mit der eigentlichen Herstellung der Logos, Schilder und Folien weiter und endet bei der Montage beim Kunden. Teilweise kommt zudem Beleuchtung ins Spiel – Grundkenntnisse in Elektrotechnik werden daher ebenfalls vermittelt.

Beim kompletten Entstehungsprozess der Werbemittel von Anfang bis Ende dabei zu sein, begeistere ihn. Und gerade die Montage hat es Hannemann angetan. &bdquo;Man sieht dann direkt, was man geschafft hat“, sagt er. Sein Beruf sei außerdem alles andere als eintönig. Und ganz nebenbei komme er ganz schön rum. &bdquo;Wo ich schon überall schon war“, erzählt er etwa von Montagen an der Nordsee. Vom hohen Norden bis an den Bodensee geht es für das Team schon mal, ergänzt Frank Wehmeyer.

Zuletzt sei man für Amazon in Niedersachsen tätig gewesen. Aber auch in der Heimat ist man aktiv: So hat &bdquo;Infographik“ das große Firmenlogo am Bielefelder Stammsitz von &bdquo;Dr. Oetker“ gebaut, im Moment wird in Lippe die Bäckerei Hensel mit Logos und Co. neu ausgestattet.

Schwindelfrei zu sein ist Pflicht Grundvoraussetzung für den Job? &bdquo;Man sollte handwerkliches Geschick und einen kreativen Kopf mitbringen“, sagt Hannemann. Und: Höhenangst dürfe man nicht haben, wenn man mal ein Firmenlogo in schwindelerregender Höhe anbringen müsse. &bdquo;Und man braucht räumliches Denken und Vorstellungsvermögen“, ergänzt Wehmeyer.

Ende Juli wird Hannemann seine Ausbildung beenden, er fiebert aktuell der Prüfungsphase entgegen. Ob er dann übernommen wird? Noch habe man nicht darüber gesprochen, der Wunsch wäre von seiner Seite aber da, sagt er. Immerhin ist auch &bdquo;Infographik“ vor dem Fachkräftemangel nicht gefeit. &bdquo;Bislang hatten wir Glück und konnten Lücken immer schließen, aber es wird immer schwerer“, bestätigt Frank Wehmeyer.

Er selbst hat die Ausbildung zum Werbetechniker übrigens in den 1980er Jahren absolviert. &bdquo;Heute hat man mit dem Digitaldruck natürlich viel mehr Möglichkeiten als damals“, sagt er. Seinerzeit sei zum Beispiel noch alles mit der Hand gezeichnet worden. Wie sein Azubi brennt auch er für seinen Beruf. &bdquo;Werbung ist die Visitenkarten am Gebäude“, sagt er. Und das fertige Ergebnis zu sehen, &bdquo;ein erfüllendes Erlebnis.“

19 Azubis zum Werbetechniker in OWL Die Ausbildung zum Schilder- und Lichtreklamehersteller dauert in der Regel drei Jahre. Derzeit gibt es in OWL laut Handwerkskammer 19 Azubis in diesem Bereich. Die Vergütung liegt im Bundesdurchschnitt bei 678 Euro im ersten, 723 im zweiten und 816 Euro im dritten Lehrjahr.

Nach eigenen Angaben ist &bdquo;Infographik“ in seiner Sparte mit seinen derzeit 23 Mitarbeitern die drittgrößte Firma in OWL. Das Unternehmen wurde 1969 in Bielefeld gegründet. Frank Wehmeyer ist seit 1996 in der Firma tätig, seit 2005 ist er Geschäftsführer. 2008 kam zur Sparte der Leitsysteme die Werbetechnik dazu. 2016 zog die Firma nach Lockhausen um.

In unserer LZ-Serie In unserer &bdquo;Mein Traumberuf“ stellen wir Menschen vor, die sich für einen eher unbekannten oder nicht ganz alltäglichen (Ausbildungs-)Beruf entschieden haben. Im ersten Teil erzählte der 17-jährige Paul Bannikow von seinem Weg zum Fleischer und der Ausbildung bei Nier in Schötmar. Im ersten Teil erzählte der 17-jährige Paul Bannikow von seinem Weg zum Fleischer und der Ausbildung bei Nier in Schötmar.

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