Neues Geläut und ein recycelter Glockenstuhl für die Liebfrauenkirche in Salzuflen

Bad Salzuflen. Es ist ziemlich ruhig geworden um die katholische Kirche Liebfrauen – zumindest wenn es um das Glockengeläut geht, das seit Pfingsten gar nicht mehr zu hören ist. Doch das hat einen Grund: Der Glockenstuhl und der komplette obere Teil des Kirchturms werden saniert. Und in dem Zuge mussten die Glocken erst einmal weichen, bevor sie – mit frisch gegossener Verstärkung – bis zum Ende des Sommers zurückkehren sollen.

Dr. Thomas Möllers vom Kirchenvorstand der katholischen Liebfrauengemeinde erinnert sich noch genau an den Aschermittwoch 2021. Es hatte ordentlich geschneit, und das Tauwasser drang damals über die Schallläden am oberen Ende des Turms ins Innere ein, floss die Wände und das Treppenhaus hinunter und stand letztendlich sogar im Kirchenraum.

Per Zufall wurde das Malheur zeitig entdeckt. Eine ganze Schar Ehrenamtlicher schleppte daraufhin Eimer für Eimer an Wasser aus dem Gebäude, um Schlimmeres zu verhindern. Und es war nicht das erste Mal, dass der Regen ins Gebäude lief, seit zwei Jahren geht das regelmäßig so. Bislang hatte man die Sanierung immer wieder hinausgezögert. &bdquo;Aber wir mussten jetzt etwas tun, auch um größere Schäden zu verhindern. Es führte kein Weg mehr daran vorbei“, sagt Inga Haukambe, Verwaltungsleitung Pastoraler Raum Lippe-West.

Sanierung in luftiger Höhe Von daher habe sich die Gemeinde 2021 entschieden, in die Zukunft zu investieren und die dringend notwendige Sanierung anzugehen. Und jetzt haben auch die Handwerker losgelegt: Derzeit werden Innen- und Außengerüst aufgebaut. &bdquo;Allein das ist schon ein Riesenkostenfaktor“, sagt Möllers.

Die eigentliche Sanierung spielt sich dann in luftiger Höhe ab: Die alten Schallläden, die noch aus dem Baujahr der Kirche von 1959 stammen, werden komplett ausgetauscht. Zudem wird der Beton saniert, die Elektrik für die Glocken erneuert und der Glockenstuhl aus Metall, der durch das Wetter schon ordentlich gelitten hat, ersetzt.

Und hier kann die Gemeinde auf ein besonderes Geschenk zurückgreifen: Denn als 2018 die katholische Johanneskirche in Leopoldshöhe abgerissen wurde, hatte man den noch gut erhaltenen Glockenstuhl aus Eiche einlagern lassen. Und genau der passt wie angegossen in den Kirchturm von Liebfrauen und wird der Gemeinde nun zur Verfügung gestellt. &bdquo;So wird wenigstens ein Teil der Kirche bei uns weitergenutzt“, freut sich Möllers. &bdquo;Das war einfach eine glückliche Wendung“, sagt er.

Und davon gab es direkt noch mehr. Ein Glockensachverständiger habe sich nämlich vor Ort alles angeschaut und dabei festgestellt, dass für die Größe der Kirche eigentlich vier statt nur zwei Glocken angemessen wären. Weil sich zwei Familien aus der Gemeinde bereit erklären, jeweils eine Glocke zu spendieren – die Kosten liegen laut Möllers bei jeweils gut 15.000 bis 20.000 Euro – wird Liebfrauen nun auch bei den Glocken aufrüsten. &bdquo;Ohne die Stifter hätten wir das nie gemacht“, ist Thomas Möllers dankbar.

Die Kosten allein für die Reparaturen sind schließlich schon beträchtlich und liegen im unteren sechsstelligen Bereich. Zwischen 50 und 70 Prozent übernimmt je nach Gewerk das Erzbistum Paderborn, den Rest stemmt die Gemeinde aus Rücklagen.

Neue Glocken werden im Münsterland gegossen Anfang Juni dieses Jahres gingen die Arbeiten nun los, zunächst wurden die vorhandenen beiden Glocken abgebaut und vom Kirchturm herabgelassen. Im Juli werden dann die Schallläden ausgetauscht, am 25. August sollen die Glocken im Rahmen eines Gottesdienstes in der Kirche geweiht werden. Anschließend werden sie eingebaut, im September soll alles komplett fertig sein, hofft Inga Haukambe.

Was die neuen Glocken angeht, war sie selbst mit einer Abordnung aus der Liebfrauen-Gemeinde in Gescher im Kreis Borken im Münsterland, wo die Glocken in der Glockengießerei &bdquo;Petit & Gebr. Edelbrock“ gegossen wurden. &bdquo;Das war schon spannend, dabei zu sein“, sagt Haukambe.

Nachdem die 700 und 500 Kilogramm schweren Giganten ausgekühlt sind, wird getestet, ob sie auch den gewünschten Klang und den richtigen Ton bringen, der vorab passend zu den beiden bestehenden Glocken festgelegt wurde. &bdquo;Wir hoffen, dass das gelungen ist“, sagt Haukambe. Die beiden alten Glocken werden in jedem Fall weiter verwendet und gegebenenfalls noch ein wenig aufbereitet. Sie stammen nach Schätzungen des Sachverständigem wohl von 1894.

Im Moment sei es schon ungewohnt, so ganz ohne Glockengeläut in die Kirche zu gehen, sagt Möllers. Aber: Der Zeitrahmen sei ja absehbar. &bdquo;Spätestens ab Oktober wollen wir wieder mit Glockenschlag zum Gottesdienst rufen“, ergänzt Haukambe, die sich für den besonderen Kirchenstandort nahe der Innenstadt freut, dass man den Mut hatte, die Arbeiten jetzt anzugehen. &bdquo;Und wir geben damit auch ein deutliches Signal, dass wir nicht nur abbauen oder abreißen“, ergänzt Möllers.

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