Ohnsorg-Legende Heidi Mahler bringt Bad Salzuflen zum Lachen

Bad Salzuflen. Wer kennt sie nicht, die neugierige und tratschende Nachbarin im Mehrfamilienhaus? Ganze Bücher könnte man über solche Personen schreiben – Jens Exler hat es in Form eines Schwanks in vier Akten zusammengefasst. Seit den 1960er-Jahren inszeniert das Hamburger Ohnsorg-Theater das Stück &bdquo;Tratsch im Treppenhaus“ und ist damit am Freitag in der Konzerthalle zu Gast gewesen. Der Klassiker lockte mehr als 500 Gäste an.

Wenn das Ohnsorg-Theater auf der Bühne steht, heißt es für die Zuschauer: zurücklehnen und genießen. Sie müssen nichts hinterfragen, überdenken oder gar eine wichtige Botschaft mit nach Hause nehmen. Das &bdquo;Ohnsorg“ steht für authentisches Schauspiel mit einer gesunden Portion Humor direkt aus dem Leben – das gilt für alle Stücke. Und wie so oft leben auch dieses Theater und seine Stücke von den Schauspielern, in diesem Fall von Ohnsorg-Legende Heidi Mahler. Sie spielte an diesem Abend die Schlüsselfigur des Stücks, die Nachbarin, die Gerüchte streute, tratschte und für ordentlich Trubel im Treppenhaus sorgte.

Verschmitzt und gerissen, mit trockenem Humor und einem hinreißenden Hamburger Dialekt hielt sie die Zügel in dem Mehrparteienhaus fest in der Hand. Ihrer Mutter, Heidi Kabel, stand die mittlerweile 81-jährige Heidi Mahler schauspielerisch in nichts nach und weckte mit ihrem authentischen Spiel bei den Zuschauern die Erinnerung an die guten alten Zeiten, in der Nachbarschaftsstreitigkeiten nicht vollkommen ausarteten und die Menschen trotzdem wieder zueinanderfanden.

Treppenhaus wird zum Tratsch-Tempel Anfang der 1960er-Jahre spielt das von Jens Exler geschriebene Stück, das unter dem plattdeutschen Originaltitel &bdquo;Sluderkraam in’t Treppenhus“ uraufgeführt wurde. Bereits das Bühnenbild ließ keine Zweifel offen: Vier Wohnungstüren und zwei Treppen, eine nach oben und eine nach unten führend, sollten der Dreh- und Angelpunkt werden. Und, wie nicht anders zu erwarten bei dem Titel des Stücks, war dieses Treppenhaus auch vollkommen ausreichend. Im Mietshaus von Schlachtermeister Tramsen herrschten Zustände wie bei Hempels unterm Sofa: die Problemwelt kleiner Leute ganz groß im Scheinwerferlicht. Wäsche auf dem Balkon, laute Musik und ungeputzte Treppen – ein Eldorado für Tratschmaul Meta Boldt (Heidi Mahler).

Gekonnt spielte sie ihre Nachbarn, die Witwe Knoop (Verena Peters), deren Untermieterin, die fesche Deern Heike Seefeldt (Eileen Weidel), den erst vor kurzem eingezogenen Steuerinspektor Ewald Brummer (Jan Steffen) und dessen Neffen Dieter Brummer (Colin Hausberg) und natürlich den Vermieter, Schlachtermeister Tramsen (Wolfgang Sommer), gegeneinander aus, erfand Geschichten, dichtete hinzu, ließ etwas weg. Und das weniger aus Boshaftigkeit, sondern vielmehr des Unterhaltungszweckes wegen. Heidi Mahler selbst lief in der einstigen Paraderolle ihrer Mutter zur Hochform auf, fegte in stolzem Alter über die Bühne und spielte sich geradewegs in die Herzen der Zuschauer, die am Ende die hervorragende Leistung der Schauspieler mit stehendem Applaus belohnten.

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