Wie Schädlingsbekämpfer Thorsten Gronemeier Ratten den Garaus macht

Bad Salzuflen/Werl-Aspe. Vitamin K1 steht deutlich lesbar auf der schwarzen Plastikbox, die Thorsten Gronemeier in der Hand hält. Das ist das Gegenmittel für den Fall der Fälle, falls ein Haustier den Köder mit Blutgerinnungsmittel geschluckt haben sollte, der eigentlich für Mäuse oder Ratten bestimmt war. Auch wenn es nahezu ausgeschlossen sei, dass Hund oder Katze an den Snack für Schädlinge kommen.

Während es die Bettwanze ist, die international Schlagzeilen macht, hat Schädlingsbekämpfer Thorsten Gronemeier es derzeit mit anderen Tieren zu tun. In seinem Einsatzgebiet in Ostwestfalen-Lippe sind es vermehrt Mäuse und Ratten, die für Unruhe bei den Kunden des Bad Salzuflers sorgen. Die Bettwanze, die laut Berichten in Paris ihr Unwesen treiben soll, ist dagegen kein Thema, wie er erzählt.

Dafür begünstige die feuchte Witterung und der viele Regen offenbar die Population der Nager. &bdquo;Der Befall hat im Vergleich zu den Vorjahren zugenommen“, stellt Gronemeier fest. Mit seiner Mitarbeiterin kontrolliert er im Auftrag von Lebensmittelproduzenten, Supermärkten und landwirtschaftlichen Betrieben, ob sie dort ihr Unwesen treiben.

Blutgerinnung verhindern Die machen sich nämlich überall da zu schaffen, wo sie Zugang zu Lebensmittelabfällen haben. &bdquo;Anhand der Fraßspuren an Ködern stellen wir fest, ob die Tiere dort vorkommen.“ Ist das der Fall, muss Gronemeier ran. &bdquo;Zertifizierte Betriebe müssen nachweisen, dass sie schädlingsfrei sind“, erläutert er.

Sowohl Ratten als auch Mäusen stellt er mit den Giftködern nach. &bdquo;Bei dem Gift handelt es sich um ein Mittel, das die Blutgerinnung verhindert, die Tiere verbluten an inneren Verletzungen“, sagt Gronemeier. Das Mittel sei tierschutzkonform, &bdquo;es ist schmerzfrei, die Tiere zeigen keine Stresssymptome“. Das Gift wirkt nicht sofort, sondern erst nach drei bis acht Tagen, damit die Artgenossen es nicht mit dem Köder in Verbindung bringen, denn Ratten sind lernfähig.

&bdquo;Würde die Ratte direkt am Köder tot liegen bleiben, würden die anderen Tiere ihn meiden.“ Damit weder Menschen noch Tiere wie Hunde oder Katzen aus Versehen an den Köder kommen, wird er zumeist in einer Plastikbox ausgelegt, deren Öffnung auf die Größe von Mäusen oder Ratten zugeschnitten ist. Von außen ist auch mit geschickten Pfoten nicht an ihn ranzukommen. Zudem hätten die Köder einen bitteren Geschmack. &bdquo;Ratten und Mäuse schmecken kein bitter, Katzen und Hunde würden es dagegen ausspucken.“

Theoretisch gebe es zwar die Gefahr von Sekundärvergiftungen von Katzen oder auch Greifvögeln, die tote Mäuse oder Ratten fressen, in der Praxis komme dies aber eigentlich nicht vor. "Hier würde aber auch die Gabe des Gegenmittels helfen", so Gonemeier.

"Rattenverbände" sind groß Die Boxen werden auch genutzt, um Fallen in ihnen aufzustellen, die Ratten und Mäusen das Genick brechen. In den Boxen werden die Fallen so positioniert, dass sie von den Tieren nur frontal angesteuert werden können, damit sie so in der Falle landen, dass sie mit einem Zuschnappen getötet werden und nicht etwa das Bein gebrochen wird.

Während Mäuse laut Gronemeier zumeist in Familien von 10 bis 15 Tieren leben, sind die Rattenverbände größer. &bdquo;Das können bis zu 40 Tiere sein.“ Ein Befall erledige sich also in der Regel nicht von selbst. Allerdings bedürfe es begleitender Maßnahmen, Gift oder Fallen alleine reichen nicht, damit die Tiere dauerhaft verschwinden. &bdquo;Natürlich muss man die Futterquellen entfernen“, erklärt der Schädlingsbekämpfer.

Das gelte für Unternehmen genauso wie für Privathaushalte. Mülleimer sollten also dicht verschlossen sein. Auch Vogelhäuschen können Ratten anlocken, berichtet er, da das Vogelfutter auch Ratten schmecke. &bdquo;Das Vogelhäuschen sollte man frei an einen Ast hängen, damit die Tiere nur schwer herankommen.“ Ganz ausschließen könne man das aber nicht, denn die Tiere sind wendig.

Gerne in Hohlräumen Auch machten es sich Ratten wie Mäuse gerne in Hohlräumen von Häusern bequem, in Zwischendecken auf dem Dachboden zum Beispiel. &bdquo;In neueren Häusern sind es die Lüftungsschlitze zur Isolierung, durch die die Tiere kommen können.“ Haben sich die Nager erst mal breit gemacht, habe man als Privatperson kaum eine Chance, sie wieder loszuwerden.

Natürlich wollen die meisten Menschen keinen Wagen mit der Aufschrift Schädlingsbekämpfung bei sich vor der Haustür parken haben, wegen der Nachbarn. Aber das hat Gronemeier antizipiert: Er kommt im neutralen Auto ohne Aufdruck.

Schwarze Schafe Auch in der Branche der Schädlingsbekämpfer gibt es schwarze Schafe, wie Thorsten Gronemeier berichtet. Das Prinzip sei ähnlich wie bei unseriösen Schlüsseldiensten. Sucht man Schädlingsbekämpfer verbunden mit einer Ortsangabe im Internet, finden sich ihre Anzeigen oft ganz oben auf der Trefferliste. Zu erkennen seien sie meist an 0800-Nummern. &bdquo;Manchmal haben sie aber auch eine lokale Vorwahl vorgeschaltet."

Wenn sie anrücken, kann es teuer werden, sagt Gronemeier. Die Kosten können schon mal das Vierfache der normalen Rechnung betragen. Gronemeier rät, darauf zu achten, einen Anbieter zu wählen, der eine Adresse am Ort hat. &bdquo;Oder man fragt bei der Stadt- oder Kreisverwaltung nach einem seriösen Schädlingsbekämpfer", rät Gronemeier.

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