Bad Salzufler Bürgermeisterkandidatin der Linken: „Jetzt sind Familien und Ortsteile dran“

Bad Salzuflen. Als Lieblingsort hat sich Kim Neef für das Foto das Umweltzentrum Heerser Mühle ausgesucht. &bdquo;Ich habe mit meiner Zwillingsschwester und meinen Großeltern wunderschöne Stunden dort verbracht, an die ich mich gerne zurückerinnere“, sagt sie. Heute schaffe sie Erinnerungen für ihre beiden Kinder. Im Interview erläutert die 37-jährige Bürgermeisterkandidatin aus der Linken, was sie vorhat, sollte sie gewinnen.

Frau Neef, warum wollen Sie Bürgermeisterin werden?

Kim Neef: Ich möchte die Familien- und Sozialpolitik stärker in den Fokus rücken. Der Kurort und Bad Salzuflen als Tourismusstandort sind ohne Zweifel wichtig, aber die Stadt ist mehr als das. Auch für die Ortsteile muss mehr getan werden als bisher.

Was bedeutet das konkret?

Kim Neef: Ich möchte, dass es in den Kitas ein kostenloses Mittagessen für alle Kinder gibt. Ich möchte, dass die Kitagebühren sinken. Weiterhin bin ich nach wie vor gegen den Bau einer fünfzügigen Grundschule. Sie wird den Kindern nicht gerecht, die zum Teil weite Wege dorthin zurücklegen müssten. Zudem löst eine Grundschule mit 500 Kindern auch nicht die sozialen Probleme, sondern verstärkt sie nur.

Und weiter?

Kim Neef: Ich möchte, dass die Mieten bezahlbar sind. Ich stelle mir vor, dass in der Britensiedlung perspektivisch neu gebaut werden kann oder die bestehenden Häuser kostendeckend, aber nicht gewinnorientiert von der Stadt an Familien weitergegeben werden, die dort leben möchten – sobald sie nicht mehr für Geflüchtete vorgehalten werden müssen.

Stichwort Ortsteile. Die Stärkung hat sich noch jeder Bürgermeister auf die Fahne geschrieben...

Kim Neef: Ja, und passiert ist wenig. Ich selbst wohne in Wülfer-Bexten. Es dauert entweder zu lange oder es passiert gar nichts, bis sich Dinge ändern. Zum Beispiel bräuchten wir an der Kita bei mir im Ort dringend eine Tempo-30-Zone und einen Zebrastreifen. Grundsätzlich gilt: Verkehrssicherheit schafft man nicht mit ein paar Piktogrammen auf dem Boden. Und auch bei den Anbindungen des ÖPNV muss mehr getan werden! Wichtig ist mir: Ich möchte Probleme mit den Bürgerinnen und Bürgern gemeinsam angehen und hören, wo der Schuh drückt.

Umsetzen müssen Sie Ihre Vorstellungen aber als Chefin der Verwaltung – immerhin eine Behörde mit knapp 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Können Sie die führen?

Kim Neef: Ich arbeite ja selbst bei der Stadt Herford im gehobenen Dienst und habe an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung studiert. Ich bin mir sicher, dass ich das kann. Außerdem ist das Amt der Bürgermeisterin für mich keine Ein-Mann-Show, wo eine Person bestimmt, was gemacht wird – so wie es mir bisher erscheint. Ich setze auf flache Hierarchien. Es gibt für die unterschiedlichen Felder kompetente Mitarbeiter bei der Stadt, und die Kompetenzen sollen da gehoben werden, wo sie sind.

Auch wenn das nicht Ihre Priorität ist: Der Tourismus ist für Bad Salzuflen wichtig. Was haben Sie denn da für Ideen?

Kim Neef: Das schließt an die vorherige Frage der Nutzung von Kompetenzen an. Ich bin der Überzeugung, dass wir wieder einen Kurdirektor brauchen. Das wurde mir auch in den Gesprächen mit Hoteliers und Gastronomen gespiegelt. Sie wünschen sich jemanden an dieser Stelle. Der Leiter des Fachbereichs Touristik, Gesundheit, Kultur macht einen guten Job – sein Schwerpunkt und seine Kompetenz liegen aber auf der Kultur. Die Touristiker wollen aber einen direkten Ansprechpartner, einen Kurdirektor.

Okay, aber eine weitere Stelle würde Geld kosten – wie auch andere Ihrer Vorstellungen. Nur: Die Stadt hat kein Geld und kann froh sein, wenn sie über kurz oder lang nicht in die Haushaltssicherung rutscht.

Kim Neef: Sicher, man muss sparen. Ich frage mich, was beispielsweise die millionenteure Sanierung des Kurhauses oder ein neues Parkhaus an der Sophienstraße den Bürgerinnen und Bürgern bringt. Mir scheint, dass alles Geld ins Zentrum fließt. Da wäre für mich zunächst ausreichend getan worden. Jetzt sind Familien und die Ortsteile dran.

Der Bürgermeister würde argumentieren, dass alles auf den Standort einzahlt, da Gäste ihr Geld in der Stadt lassen, wovon auch die Bürgerinnen und Bürger profitieren.

Kim Neef: Man kann den Tourismusstandort attraktiv machen mit Ideen, die nicht viel kosten müssen. Zum Beispiel mit einer Fahrradverbindung zwischen verschiedenen Bauernhöfen, wo man dann regionale Spezialitäten probieren kann. Davon würden auch die Ortsteile profitieren.

Die Linke wird voraussichtlich keine absolute Mehrheit haben. Welche Parteien sollen Ihrer Politik im Rat die Mehrheit liefern?

Kim Neef: Die Grünen, die SPD und meine Partei haben sich zu sehr konstruktiven Gesprächen getroffen. Zudem ist aber klar, dass ich als Bürgermeisterin für alle Bad Salzuflerinnen und Bad Salzufler da bin und keine reine Parteipolitik mache. Wichtig ist mir bei meiner Kandidatur aber auch, ein klares Zeichen gegen den Rechtsruck und die AfD zu setzen. Ich werde alles tun, damit diese Partei nicht größer wird.

Persönlich: Kim Neef lebt seit gut zehn Jahren in Wülfer-Bexten, ist verheiratet und hat zwei Kinder. Beruflich ist die 37-Jährige bei der Stadt Herford im Dezernat Bauen und Ordnung tätig. Parallel zu ihrer Arbeit hat sie an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung in Bielefeld studiert und den Abschluss &bdquo;Bachelor of Laws“ erworben.

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