Bad Salzuflen: Eduard Böger blickt nach Abschied als Stadtwerke-Aufsichtsrat zurück

Bad Salzuflen. Eduard Böger gehörte dem Aufsichtsrat der Stadtwerke Bad Salzuflen seit 1989 an, von 2004 bis 2020 war er dessen Vorsitzender. Nun beendet der 84-Jährige mit dem Verzicht auf eine erneute Ratskandidatur auch seine jahrzehntelange Aufsichtsratstätigkeit. Im Interview spricht Böger über wegweisende Entscheidungen, politische Turbulenzen – und darüber, was er an seiner Arbeit am meisten vermissen wird.

Herr Böger, nach mehreren Jahrzehnten im Aufsichtsrat der Stadtwerke Bad Salzuflen nehmen Sie nun Abschied. Wie fühlt sich dieser Schritt für Sie an?

Eduard Böger: Der Abschied fällt mir schwer. Die Stadtwerke waren 30 Jahre lang ein wichtiger Teil meines Lebens. Ich habe viel zur Entwicklung beigetragen – mit Ideen, aber auch ganz praktisch mitgestaltet. Es war eine Entscheidung der Vernunft zu sagen: In meinem Alter ist jetzt Schluss. Aber es schwingt auch Wehmut mit – vor allem, weil ich die Menschen dort sehr vermissen werde.

Was waren aus Ihrer Sicht die prägendsten Entwicklungen in dieser Zeit – und worauf blicken Sie besonders stolz zurück?

Eduard Böger: Die Stadtwerke haben sich stark gewandelt. Ende der 1990er war das Geschäftsmodell gefährdet: Durch die Liberalisierung des Strommarkts konnten die Bürger frei wählen, bei welchem Anbieter sie Strom und Gas beziehen. Die Konkurrenz großer Konzerne war enorm. Es gab Bestrebungen, 49,9 Prozent der Anteile zu verkaufen – das wollte die CDU. SPD, Grüne und die Mitarbeitenden der Stadtwerke haben um 2003 ein Bürgerbegehren gestartet, das diesen Verkauf verhinderte, weil die große Mehrheit der Bürger das nicht wollte.

Was folgte daraus?

Eduard Böger: Wir haben ein neues Konzept entwickelt, die sogenannten Strategischen Leitlinien: Die Stadtwerke sollten eigenständig bleiben, aber mit anderen kommunalen Versorgern wie in Detmold oder Lemgo kooperieren. Gleichzeitig haben wir begonnen, selbst Gas und Strom zu erzeugen. Das Ziel war es, wirtschaftlich zu arbeiten und dennoch faire Preise für die Verbraucherinnen und Verbraucher anzubieten. Später haben die Stadtwerke auch den Stadtbus übernommen und die Parkhäuser, die heute gewinnbringend arbeiten. Insgesamt tragen die Stadtwerke mit 4 bis 6 Millionen Euro jährlich zum städtischen Haushalt bei. Seit 2023 gehören nun auch die Bäder zum Unternehmen – ein Zuschussgeschäft, das den Gewinn natürlich etwas schmälert.

Gab es auch Entscheidungen, die Sie im Nachhinein kritisch sehen?

Eduard Böger: Ja, vielleicht hätten wir früher in die Fernwärme investieren sollen. Da waren wir anfangs zu vorsichtig und haben bei Blockheizkraftwerken eher die Risiken gesehen. Das ist heute ein Bereich mit großem Potenzial – ihn auszubauen, wird eine wichtige Aufgabe der nächsten Jahre sein.

Sie waren nicht nur Aufsichtsratsmitglied, sondern auch viele Jahre SPD-Fraktionsvorsitzender und Lehrer. Wie haben Sie Ihr politisches und pädagogisches Wissen eingebracht?

Eduard Böger: Ich habe mich durchaus gefragt, ob ich dieser Aufgabe gewachsen bin. Aber meine Lehrerausbildung hat mir das nötige Rüstzeug gegeben: Sitzungen zu leiten, Konflikte zu moderieren, Brücken zu bauen. Und ja, manchmal gab es Turbulenzen – da war Vermittlung gefragt.

Stadtwerke stehen heute unter großem Druck: Energiewende, Klimaziele, hohe Investitionen. Wie gut ist Bad Salzuflen aufgestellt?

Eduard Böger: Die Stadtwerke investieren allein 2025 über 20 Millionen Euro, in den kommenden fünf Jahren sind es mehr als 100 Millionen – vor allem für den Ausbau der Fernwärme. Die Stromversorgung wird komplexer, weil der Energieverbrauch durch Dinge wie E-Mobilität steigt. Die Finanzierung bleibt eine Herausforderung. Die Stadt hat sich zwar verpflichtet, einzuspringen, falls das Eigenkapital nicht reicht – aber auch die Kommune hat bekanntlich nur begrenzte Mittel.

Was würden Sie Ihren Nachfolgerinnen und Nachfolgern im Aufsichtsrat mit auf den Weg geben?

Eduard Böger: Ich wünsche mir, dass das Gremium weiter sachorientiert arbeitet. Parteipolitik spielte in der Regel meistens keine Rolle, auch wenn die Sitze an Ratsmandate geknüpft sind. Das sollte so bleiben – im Interesse der Menschen in dieser Stadt.

Und ganz persönlich: Was werden Sie an der Arbeit im Aufsichtsrat vermissen – und worauf freuen Sie sich in Ihrer neuen Lebensphase?

Eduard Böger: (lacht) Alles! Aber im Ernst: Ich werde mein Leben neu strukturieren müssen. Es bleibt mehr Zeit für Bücher, für die Familie – darauf freue ich mich sehr.

Persönlich: Eduard Böger sitzt seit 1999 für die SPD im Rat. Vorher war er fünf Jahre lang Ratsmitglied für die FDP. Von 2009 bis 2020 war er SPD-Fraktionsvorsitzender. Böger ist verheiratet und hat drei Kinder. Bis zu seiner Pensionierung war er Schulleiter einer Gesamtschule in Bielefeld. Neben der Politik gehört seine Leidenschaft dem Lesen und dem Reisen.

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