Bethesda in Bad Salzuflen blickt auf 150 Jahre bewegte Geschichte zurück

Bad Salzuflen. Zeitweise war sie die größte Kinderheilanstalt in ganz Deutschland: Vor genau 150 Jahren wurde in Bad Salzuflen die Einrichtung gegründet. Am 27. Juli 1875 wurde die &bdquo;Kinderheilanstalt zu Salzuflen“ offiziell als &bdquo;juristische Person“ registriert – und legte damit den Grundstein für eine bewegte Geschichte, in der sich aus Sicht der Verantwortlichen medizinische Versorgung, soziale Verantwortung und christliche Nächstenliebe eng verbinden sollten. Der biblische Name &bdquo;Bethesda“ – abgeleitet aus dem Johannesevangelium – bedeutet &bdquo;Haus der Barmherzigkeit“.

Die Idee zu der Einrichtung hatte der Verein für die Innere Mission von Westfalen und Lippe. Mitgetragen wurde das Vorhaben von dem lippischen Pastor Werner Theopold, Salinenleiter August Brandes und Bürgermeister Christian Krecke. Sie unterstützten das diakonische Anliegen eines &bdquo;Christentums der Tat“, wie es damals hieß.Der erste Kurbetrieb in der &bdquo;Kinderheilanstalt“ fand von Juni bis August 1875 im abbruchreifen &bdquo;Kramerschen Haus“ statt, das im Garten des damaligen Badehauses I stand.

Das Badehaus I wurde später abgerissen und wäre nördlich der Paulinenquelle zu suchen – beim heutigen Alten Postamt von 1928, Steege 14b und Lange Straße – ungefähr 400 bis 500 Meter südlich des heutigen Standortes vom &bdquo;Altenzentrum Bethesda“.

Die Stadt stellte 1876 kostenfrei ein Grundstück für ein neues Gebäude zur Verfügung – auf dem Areal zwischen Moltkestraße und Bismarckstraße. Die Pflege übernahmen Diakonissen aus Bethel. Der Überlieferung zufolge stellten sich Heilerfolge bei sogenannten Skropheln, einer heute kaum noch bekannten, tuberkuloseähnlichen Halskrankheit ein. Viele hielten die Genesungen für kleine Wunder, wird kolportiert.

Größte Kinderheilanstalt Deutschlands Bereits 1884 galt Bethesda als die größte Kinderheilanstalt Deutschlands. Die stetig steigenden Belegungszahlen führten zu einem raschen Ausbau: 1902 wurde ein neues Knabenhaus nahe der Gradierwerke errichtet, es folgten ein Jugendheim und 1913 ein Mädchenhaus.

Das farbige Glasfenster &bdquo;Jesus, der gute Hirte“ aus dem ursprünglichen Gebäude fand dort einen neuen Platz – als symbolische Verbindung zur Gründungszeit. Bethesda besaß sogar ein eigenes Anstaltslied.

Während des Ersten Weltkriegs wurden Teile der Anlage als Lazarett genutzt. Ab den 1920er-Jahren etablierte sich der Name &bdquo;Bethesda“ auch offiziell. Die nationalsozialistische Herrschaft unterbrach die Entwicklung: 1937 wurde der Vorstand aufgelöst, doch nach Intervention des Bodelschwingh-Nachfahren Friedrich von Bodelschwingh rückgängig gemacht. Im Zweiten Weltkrieg wurde ein Teil der Gebäude erneut für militärische Zwecke requiriert; nach Kriegsende nutzte die britische Besatzungsmacht das Gelände.

Kinderkuren eingestellt Nach dieser schwierigen Phase feierte Bethesda am 2. Juli 1950 sein 75-jähriges Bestehen: Rund 100.000 Kinder waren bis dahin dort behandelt und betreut worden. In den 1950er-Jahren erlebte die Einrichtung noch einmal einen Aufschwung, doch mit dem Wandel in der Kindermedizin und dem Ende der traditionellen und heute in Teilen umstrittenen Kinderverschickung geriet das Haus in den 1960er-Jahren zunehmend in eine Krise. 1970 wurden die Kinderkuren endgültig eingestellt.

Ein Neubeginn erfolgte 1971 durch die Eingliederung in das Evangelische Johanneswerk. Am 7. November 1974 wurde der Grundstein für ein modernes Altenzentrum gelegt, das am 3. Mai 1978 eröffnet wurde. Heute leben dort 190 Seniorinnen und Senioren in Kurzzeit- und vollstationärer Pflege. und steht für die Entwicklung der Einrichtung über 150 Jahre hinweg: von der Kinderheilanstalt zur Altenpflegeeinrichtung, vom diakonisch geprägten Beginn zur heutigen sozialen Institution.

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