Wie Rosin und Motasem ohne Deutschkenntnisse nach Salzuflen kamen und nun das Abi planen

Bad Salzuflen. Der Anteil von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund steigt seit Jahren – und mit ihm auch die Zahl erfolgreicher Bildungsbiografien. Zwei junge Beispiele dafür sind Rosin Rafo Haji und Motasem Rouk: Die beiden haben jetzt die zehnte Klasse an der Gesamtschule Aspe abgeschlossen und stehen stellvertretend für eine Generation Jugendlicher mit Einwanderungsgeschichte, die ihren Weg in Deutschland mit viel Einsatz und Erfolg geht.

Carolin Steinkamp hat die beiden seit der fünften Klasse als Klassenlehrerin begleitet – und zeigt sich stolz auf das, was ihre Schützlinge erreicht haben. Kurz vor Ferienbeginn sagt sie im Gespräch mit der Redaktion: &bdquo;Die beiden haben unglaublich viel geleistet.“ Rosin und Motasem sehen das genauso – und danken ausdrücklich ihrer Lehrerin: &bdquo;Ohne Frau Steinkamp hätten wir das sicher nicht geschafft.“ Immer wieder habe sie Mut gemacht, motiviert und ihnen das Vertrauen vermittelt: &bdquo;Du schaffst das auf jeden Fall.“

Aus dem Irak geflüchtet Rosin Rafo Haji erinnert sich noch gut an diese Worte. Heute ist sie 17 Jahre alt – und denkt inzwischen ernsthaft an das Abitur. &bdquo;Am Anfang war das für mich völlig unvorstellbar“, sagt sie offen. &bdquo;Meine Noten waren in den ersten Jahren wirklich schlecht, zeitweise sogar katastrophal.“

Vor acht Jahren floh sie mit ihrer Familie aus dem Irak nach Deutschland und kam in Bad Salzuflen in die zweite Klasse der Grundschule. Kurdische Freundinnen und die Teilnahme an der Offenen Ganztagsschule halfen ihr, sprachliche Hürden zu überwinden. Heute spricht sie akzentfrei Deutsch und nennt Englisch als ihr Lieblingsfach. Nach den Sommerferien wechselt sie mit einem Notendurchschnitt von 1,7 in die gymnasiale Oberstufe. &bdquo;In der zehnten Klasse habe ich noch mal alles gegeben – das hat sich gelohnt“, sagt sie strahlend.

Träumen auf Deutsch Auch ihr Mitschüler Motasem Rouk blickt auf ein starkes Abschlusszeugnis. Der 16-Jährige plant ebenfalls das Abitur, will aber zunächst ein Jahr an der Berufsschule verbringen. &bdquo;Nur in Mathe hat es nicht ganz gereicht – deshalb mache ich jetzt noch ein Jahr Pause, bevor ich wieder hier an der Gesamtschule in die Oberstufe gehe“, erklärt er.

Motasems Familie stammt aus Syrien. Vor zehn Jahren kam sie über den Libanon nach Deutschland. Motasem wurde hier direkt eingeschult. Auch für ihn waren Freundschaften und schulische Kontakte der Schlüssel zur Integration. &bdquo;Ich denke und träume inzwischen auf Deutsch“, sagt er lachend. Zu Hause vermische sich die Sprache oft: Arabisch mit deutschen Wörtern.

Was ihre berufliche Zukunft betrifft, lassen sich beide noch alle Wege offen. Rosin weiß nur, dass sie nicht in die Fußstapfen ihres Vaters treten möchte: &bdquo;Er war Lehrer im Irak – das ist nichts für mich.“ Und auch Motasem hat andere Pläne als sein Vater: &bdquo;Er ist Busfahrer, das finde ich super – aber mein Traumjob ist das nicht.“ Ihr gemeinsames Ziel lautet erst einmal: Abitur schaffen. &bdquo;Dann sehen wir weiter“, sagen sie.

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