Zukunft des Verleihs völlig ungewiss: Stadt stoppt Boote auf Bad Salzuflens Kurparksee

Bad Salzuflen. Was für ein Auf und Ab! Seit Mitte Juli können Salzufler und Gäste nicht mehr über den Kurparksee schippern. Der Grund: Aus Rücksicht auf die Schwanenfamilie hat die Stadt den Betrieb des vom Verein &bdquo;Arbeit – Werkstatt – Bildung“ (awb) getragenen Angebots gestoppt. Der Verleih ist geschlossen – inzwischen auf unbestimmte Zeit. Sicher ist nur: In diesem Jahr wird es keine Wiedereröffnung mehr geben.

Wenngleich die Stadt einräumt, dass der Grund für die Verletzung des Tieres im Juni gar nicht abschließend geklärt werden konnte. Fünf Arbeitsplätze hängen laut awb an dem Angebot.

Sprecher Sascha Detlefsen bestätigt gegenüber der LZ, dass Bürgermeister Dirk Tolkemitt sich zu dem Stopp gezwungen sah. Aus Sicht der Stadt sei n ach kurzer Wiedereröffnung Mitte Juli ein ungestörter Betrieb nicht möglich gewesen. &bdquo;Der männliche Schwan stellte weiterhin den Tretbooten nach und Mitarbeitende des awb sahen sich Anfeindungen von Passantinnen und Passanten ausgesetzt.“ Oberstes Ziel sei es gewesen, die Tiere nicht zusätzlich zu stressen. Bevor sich die Situation weiter verschärfen konnte, habe man sich &bdquo;vorsorglich über die Einstellung der Bootsvermietung bis zum Saisonende verständigt“.

Seit März viel Hin und Her Doch was war passiert? Erst Ende März 2025 wurde der Bootsverleih nach einer langen Pause wieder aufgenommen - und zwar mit drei neuen Ruderbooten im Holzlook sowie zwei großen Schwanen-Tretbooten für vier Personen. Letztere wurden von Sponsoren aus der Kurstadt gespendet, die laut Roselind Beineke, Operative Vereinsleitung awb, damit vor allem Kindern eine Freude machen wollten. Tourismus-Leiter Alexander Bleifuß sagte damals: &bdquo;Für die Angebotsvielfalt ist der Bootsverleih sehr wichtig, gerade auch für Familien und Tagesgäste, die hier eine schöne Auszeit verbringen möchten.“

Ursache der Verletzung ungeklärt Anfang Juni dann das erste Aus: Nachdem an Pfingsten einer der Schwäne auf dem See vermeintlich von einem Tretboot leicht verletzt wurde , stoppten Stadt und awb den Verleih vorerst komplett. Tenor damals: Die Schwanenfamilie solle in Ruhe ihren Nachwuchs aufziehen können.

Beineke sagt heute: Trotz intensiver Recherche und der Bitte um Zusendung etwaigen &bdquo;Beweismaterials“ an Personen im Internet habe sich der Verdacht eines Zusammenstoßes zwischen Boot und Tier an Pfingsten, bei dem der Schwan sich einen kleinen Haarriss zuzog, nicht zweifelsfrei belegen lassen.

Abstand halten Im Juli dann vermeldete der awb, er habe während der Betriebspause in Absprache mit Tierschutzorganisationen und Behörden &bdquo;regelmäßig einzelne Boote über den See bewegt und die Reaktion der Tiere gezielt beobachtet. Die Schwäne ließen sich dabei von den Booten nicht stören, sondern schwammen gemächlich neben ihnen her“ - selbst der männliche Schwan, der für sein aggressives Verhalten gegenüber anderen Tieren und Parkbesuchern bekannt sei.

Somit seien die Verantwortlichen zu dem Schluss gekommen, den Verleih wieder aufnehmen zu können. &bdquo;Es werden Schilder mit dem Hinweis aufgestellt, dass Abstand zu den Schwänen zu halten ist, Kinder dürfen künftig nur in Begleitung eines Erwachsenen fahren“, heißt es in der Mitteilung vom 11. Juli 2025. Jeder Gast wurde nun laut Beineke persönlich angewiesen, um die Schwäne einen Bogen zu machen.

In der Folge habe es auch keine weiteren Zwischenfälle mit dem Schwan gegeben, so Beineke. Gleichwohl folgte am 7. August das endgültige Aus der eigentlich bis Ende Oktober geplanten Saison, verkündet in einer knappen Mitteilung des awb sowie auf der Webseite der Stadt .

Shitstorm in den Sozialen Medien Für den awb liegt der Grund für das Durchgreifen der Stadt im anhaltenden &bdquo;Shitstorm“ von Tierfreunden sowohl im Netz als auch von Mensch zu Mensch auf der Kurpark-Insel, die sich um das Wohl der Schwanenfamilie sorgten. Dass ein einzelner Schwan, der nicht nur auf Boote, sondern auch auf Fußgänger oder Graugänse aggressiv reagiere, den Ausschlag geben soll, kann Beineke dagegen nur schwer akzeptieren. &bdquo;Seit x-Jahren gab es den Bootsverleih - und nun soll hier plötzlich nicht mehr möglich sein, was auch anderswo, etwa im Hücker Moor oder auf der Hamburger Alster, funktioniert?“, fragt sie sich.

Hälse abmontieren? Deutlich sei aus Sicht der Stadt, dass der männliche Schwan vor allem die Tretboote angehe. &bdquo;Nicht zuletzt galt diese Maßnahme auch dem Schutz der Gäste, die diese benutzen“, erläutert Sprecher Detlefsen. Ob eine pragmatische Lösung darin bestehen könnte, die scheinbar problematischen Kunstsoff-Schwäne einfach aus dem Verkehr zu ziehen und nur mit den Ruderbooten weiterzumachen?

Beineke vom awb winkt ab: &bdquo;Die Schwanen-Tretboote nun als Sündenböcke hinzustellen, entbehrt jeder Grundlage.“ Natürlich könne man die Schwanenhälse testweise abmontieren und die Reaktion beobachten. Für sie ist das Kernproblem jedoch, dass der Verleih 2024 pausierte und sich die Tiere nun als alleinige Revierchefs fühlten. &bdquo;Sie müssen sich einfach wieder an die Boote gewöhnen.“

Fakt sei: Die Tretboote seien im Verleih deutlich beliebter als die Ruderboote, die meisten Gäste, gerade auch ältere, fühlten sich darin sicherer. &bdquo;Diese leihen sich auch Großmütter mit ihren Enkeln aus, oder Kurgäste jenseits der 70“, sagt Beineke. Die Zeit der klassischen, aber unhandlichen Ruderboote aus Holz, wie einige sie sich zurückwünschten, sei einfach vorbei.

&bdquo;Es hängen auch fünf Arbeitsplätze an diesem Projekt“, führt sie aus, warum das Aus die Vereinsführung mitnimmt. Viel Zeit und Geld von den Sponsoren, der Stadt und dem Verein sei in die liebevolle Instandsetzung des Verleihs , der Brücke und de r Insel investiert worden. Es vergehe kaum ein Tag, an dem Interessierte nicht nach dem Stand der Dinge fragen würden. Noch im September soll es ein Gespräch mit der Stadt geben. &bdquo;Aktuell hängen wir völlig in der Luft.“

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