Wie das Hermannsdenkmal von den Nationalsozialisten für den Wahlkampf vereinnahmt wurde

Bad Salzuflen. In unserer Serie &bdquo;Fundstücke“, die wir gemeinsam mit dem Stadtarchiv Bad Salzuflen gestalten, geht es diesmal um ein unscheinbares Schmuckstück: ein Anstecker in Form des Hermannsdenkmals.

Er wurde laut Stadtarchiv anlässlich des Treffens der Nationalsozialistischen Kriegsopferversorgung (NSKOV) im August 1936 in Detmold verteilt. Die Hermannsgestalt war schon zuvor ein beliebtes Propaganda-Mittel der NSDAP in Lippe, insbesondere seit der lippischen Landtagswahl im Januar 1933, der &bdquo;Entscheidungsschlacht am Teutoburger Wald“ für die sogenannte &bdquo;Machtergreifung“ in Berlin nur zwei Wochen später.

Zum intensiven Wahlkampf im damaligen Freistaat Lippe gehörten auch Großveranstaltungen in Bad Salzuflen: Am 4. Januar 1933 sprach Joseph Goebbels in der Wandelhalle im Kurpark, wenige Tage später folgte die große Abschlusskundgebung mit Hermann Göring, Wilhelm Frick, Alfred Meyer und Adolf Hitler selbst.

&bdquo;Den Nationalsozialisten, die ein sicheres Gespür für die Verwertbarkeit nationaler Symbole besaßen, diente das Hermannsdenkmal als Objekt für ihre Propagandazwecke“, schreibt der Landschaftsverband Westfalen-Lippe auf dem Internetportal &bdquo;Westfälische Geschichte“.

Hermannsland Plakate warben demnach mit der Parole &bdquo;Macht frei das Hermannsland“. Hakenkreuz und Hermannsdenkmal, das vor 150 Jahren erbaut wurde, wurden als Symbole geschickt verknüpft, um den Mythos vom Cheruskerfürsten für die nationalsozialistische Ideologie nutzbar zu machen. Goebbels notierte in sein Tagebuch nach einem Besuch am Denkmal: &bdquo;Massig und drohend. Wie ein gutes Denkmal und in der Idee fabelhaft. Trotzig gegen Frankreich.“

Die NS-Propaganda setzte ein Muster, das bis heute fortwirkt. Immer wieder wurde das Hermannsdenkmal in den Jahrzehnten danach von rechtsradikalen Gruppen vereinnahmt – ob auf Flugblättern der NPD in den 1970er-Jahren oder mit Parolen wie &bdquo;Ausländer raus“ auf Aufklebern rechtsextremer Gruppierungen in den 1990er-Jahren.

Auch aktuell bleibt die Symbolik gefährlich, wie der Rechtsextremismus-Experte Jan Raabe erklärt: &bdquo;Das Erste, was man begreifen muss: Die extremen Rechten sehen in Hermann einen Germanen, und die Germanen sind für sie Vorbilder für Rasse, für Reinheit, für Überlegenheit. Echte Männer. Kämpfer. Krieger. Die ersten Deutschen. Sich selbst sehen sie in der Kontinuität dieser Germanen.“

Übrigens: Für die anstehenden Wahlen nutzt die AfD das Denkmal für ihre Zwecke: Auf denen ist das Hermannsdenkmal zu sehen – und dazu der Spruch &bdquo;Ich würde AfD wählen“.

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