„Festival der Travestie“ begeistert in Bad Salzuflen seit eh und je

Bad Salzuflen. Selten verschwimmen die Grenzen zwischen den Geschlechtern so unbemerkt, wie wenn das &bdquo;Festival der Travestie“ in der Kurstadt ist. Männlein? Weiblein? Vollkommen egal! Die Travestiekünstler des Ensembles begeistern mit Leidenschaft, Talent und ganz viel Herz. Und da es genau das ist, worauf es ankommt, erreichen sie mit ihrer Show auch alle Generationen und Gesellschaftsschichten. Rund 500 Besucher sind am Freitagabend in die Konzerthalle geströmt und dort auch direkt von den Künstlern herzlich in Empfang genommen worden.

Wenn sie da sind, die Künstler, die wandelbar sind wie kaum jemand, es funkelt, glitzert und einfach nur Spaß macht, dann herrscht Ausnahmezustand in der Konzerthalle – so auch in diesem Jahr wieder, denn der regelmäßige Besuch der Travestiekünstler in der Salzestadt ist zu einer lieb gewonnenen Gewohnheit geworden.Und das Beste ist, dass das Ensemble auch jedes Jahr ein komplett neues Programm dabei hat, das es offenbar zwischen den zahleichen Auftritten, die über das ganze Jahr verteilt sind, einstudiert. Wer einmal beim &bdquo;Festival der Travestie“ dabei war, der kommt in der Regel auch immer wieder. So klingt es zumindest, wenn sie sich die Gäste untereinander in den Sitzreihen austauschen – wen wunderts?

Maria Crohn lebt den großen Traum Wer von Dragqueens etwas peinliches Gehabe und vollkommen übertriebene Charaktere erwartet, der wird bei den Damen des Teams rund um &bdquo;Mutti“ Maria Crohn (Michael Koch) enttäuscht. Seit 35 Jahren steht der Travestiekünstler inzwischen auf der Bühne und lebt mit seiner eigenen Showformation seit einigen Jahren seinen großen Traum und seine Berufung. Mit wechselnden Besetzungen tourt Crohn durch Deutschland. In der Salzestadt standen an diesem Abend allerdings lediglich drei statt der gewöhnlichen vier Künstlerinnen auf der Bühne.

&bdquo;Regina Red“ sei krank, teilte &bdquo;die Mutti“ mit und versprach gleichzeitig eine mindestens ebenso lange Show, als wenn sie dabei wäre. Mit &bdquo;Lady Maxime“ und &bdquo;Glenn Gold“ an ihrer Seite gelang ihr dies tatsächlich hervorragend.Frech, aufgetakelt und stets einen Spruch unterhalb der Gürtellinie parat – so kennen und schätzen die Zuschauer die Mädels auf der Bühne.

Tolle Darbietungen Von Gesangseinlagen über Comedy-Programme bis hin zu atemberaubenden Shows mit Lichteffekten und aufwendigen Kostümen: In allen Disziplinen überzeugten die Dragqueens auch an diesem Abend wieder. Der stetige Austausch mit den Gästen machte den Abend für alle zu einem lebendigen Erlebnis. Mit erstklassigen Kostümen, die an Kreativität und Umsetzung kaum zu toppen waren, tollen Tanz- und Gesangsdarbietungen und ausgefeilten Choreografien legten die Damen eine flotte Sohle aufs Parkett – ein Programm, das in dieser professionellen Form seinesgleichen suchte.

Harmonisch und thematisch passend wechselten sich Comedy- und Gesangseinlagen ab. Sowohl Maria Crohn begeisterte mit ihrem Solo von Tom Jones &bdquo;Delilah“. Mit ihrer Parodie der Eiskönigin traf sie humoristisch beim Publikum voll ins Schwarze. &bdquo;Glenn Gold“ gab &bdquo;Die versoffene Alte“ und &bdquo;Die Freuden einer werdenden Mutter“ und überzeugte ebenfalls mit schauspielerischen Leistungen.

&bdquo;Lady Maxime“ wechselte sich mit der &bdquo;Mutti“ hinsichtlich der Comedy-Einlagen ab und begeisterte restlos mit beeindruckendem Gesang, etwa bei &bdquo;All by Myself“ oder einem Disney-Medley. Den Abschluss bildete das Stück &bdquo;Bis zum nächsten Mal“.

Plötzlich wird es ganz leise Die jubelnde Menge hielt inne und verfolgte gespannt die Vorgänge auf der Bühne. Dieses Stück würde Maria Crohn, so verriet sie, nur noch performen, wenn sie sich für eines entscheiden müsste. Nach all den bunten Farben und lauten ?Tönen wurde es bei diesem ?Stück plötzlich ganz leise. Auf der Bühne, während des Gesangs, legt Michael Koch bei jedem Ende der Show seinen Schmuck ab, wischt die Schminke aus dem Gesicht und zeigt sein wahres Ich – zumindest das Optische.

Er lief hinter die Bühne und holte seine ebenfalls in Zivil gekleideten Kollegen auf die Bühne. Ergriffen von so viel Emotionalität und Ehrlichkeit hielt es keinen der Besucher mehr auf seinem Sitz. Jubelnder Applaus belohnte das Vertrauen zum Publikum. Und auch wenn jede Show vom &bdquo;Festival der Travestie“ genau so endet, so bildet dieser Abschluss jedes Mal das ganz besondere Extra.

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