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Bad Salzuflen

Kunst birgt ein Stück Heimat

Senioren bestücken Ausstellung im Feierabendhaus mit eigenen Bildern


Sie wurde größer und größer: die jüngste Kunstausstellung im "Feierabendhaus". Anfangs war nämlich gar nicht klar, wie viele Hobbykünstler in dem Seniorenzentrum eigene Bilder an den Wänden hängen haben. 


Bad Salzuflen. Von der künstlerischen Gabe Konrad Dröses wussten die Mitarbeiter des Feierabendhauses wohl Bescheid. Als in dem Seniorenzentrum an der Wenkenstraße dann aber eine Bilderausstellung im Rahmen der Kulturreihe "Vielfalt" eröffnet werden sollte, tauchten neben dem ehemaligen Professor der Kunsthochschule in Detmold noch einige Hobbymaler auf. 


Schließlich war klar: In den Zimmern der Feierabendhaus-Bewohnern hängen statt Kunstdrucken reihenweise eigene Werke. "Inzwischen sind sie zurück, wir haben sie nur als Leihgabe rausgerückt", stellt Brigitte Husemann klar. 
Die 80-jährige Wahl-Salzuflerin verbindet nicht nur angenehme Erinnerungen mit ihrem künstlerischen Schaffen. "Wenn die russischen Soldaten auf der Straße marschierten, haben mich meine Eltern immer in eine Dachkammer geschickt – versteckt hinter Kartons habe ich gesessen", erinnert sie sich. "Dort hatte ich als 15-Jährige viel Zeit: Da habe ich gemalt." 

Bücher oder Postkarten waren Vorlagen. 
Auch der gleichaltrigen Ursula Schüren bedeuten ihre Bilder viel. "Als ich hier einzog war klar, es werden nicht alle Bilder an die Wände passen", sagt sie. "Also musste mein Sohn die komplette Sammlung mitbringen, damit ich mir die richtigen aussuchen konnte." Marion Reineke, Mitarbeiterin des Feierabendhauses, ist überzeugt: "Für die älteren Menschen ist es wichtig, ein Stück Heimat hierher mitzubringen." Zumal, wenn Ursula Schüren damit die Erinnerung an ihren Mann im Blick behält: Sie malte seinen Lieblingsplatz für den Mittagsschlaf im Garten. 
Ursula Welling kann sogar auf eine eigene Ausstellung in Herford verweisen. 

Die 89-Jährige nahm an der "Vielfalt"-Schau im Feierabendhaus mit ihren Acrylbildern ebenso teil wie die 94-jährige Magrit Köhler, die sich gern auf Reisen inspirieren ließ. Sie war Mitglied des Künstlerkreises "Spectrum" in Münster und hatte 20 Ausstellungen – alleine, aber auch mit Gesinnungsgenossen. Die künstlerische Aufsicht hatte bei der Feierabendhaus-Ausstellung der Hahn im Korb, Konrad Dröse. Der heute 89-jährige ehemalige Kunstprofessor begleitete die Vernissage mit dem nötigen Sachverstand. Sein Lieblingsthema sind Schiffe – möglichst in Öl gemalt. "Nur damit bekommt man die leuchtenden Farben hin."

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