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"Big Brother" im Lohfeld

Eduard Böger zur veränderten Schullandschaft - Container-Lösung als Provisorium

Unterricht im Container: Wenn im Schulzentrum Lohfeld durch die neue Mensa Räume wegfallen, muss gebaut werden und so lange ein Provisorium her. Foto: Hostert
Unterricht im Container: Wenn im Schulzentrum Lohfeld durch die neue Mensa Räume wegfallen, muss gebaut werden und so lange ein Provisorium her. Foto: Hostert

Schul-Landschaft im Umbruch: Es wird in der Stadt neben der Gesamtschule nur noch ein Gymnasium und eine Hauptschule geben. Realschulen gibt es zwei, im Lohfeld und im Schulzentrum Aspe.

Bad Salzuflen. Im Schulausschuss wird Schulpolitik diskutiert und darüber entschieden. Vorsitzender Eduard Böger zieht eine Bilanz der turbulenten vergangenen Monate.

Die neue Gesamtschule hat die Schullandschaft gehörig durcheinander gewirbelt. Wie bewerten Sie die Anmeldezahlen?

Eduard Böger: Der Schulentwicklungsplan aus dem Jahr 2008 wird fast punktgenau bestätigt. Das zeigt, dass die Gesamtschule Schüler von allen vorhandenen Schulen abgezogen hat: Rein rechnerisch je 50 mit Real- oder Hauptschulempfehlung und etwa 40 mit Gymnasialempfehlung. Es gibt außerdem noch einen weiteren wichtigen und politisch gewollten Effekt: Es ist gelungen, einen erheblichen Teil der Schüler in Bad Salzuflen zu halten, die sonst Schulen in Nachbarstädten besucht hätten. Nach Herford etwa werden wesentlich weniger Schüler gehen, nach Leopoldshöhe drei, nach Lemgo keiner.

Müsste es nicht auch neue Namen für die einzige Hauptschule und das einzige Gymnasium geben? Um den Neuanfang auch nach außen zu demonstrieren?

Böger: Diese Notwendigkeit sehe ich nicht. Das ist allein Sache der jeweiligen Schulkonferenzen.

Können Sie voraussagen, wie sich die Schulen entwickeln werden?

Böger: Wir sollten drei bis vier Jahre abwarten. Nach den Erfahrungen in anderen Städten wird die Gesamtschule in den nächsten Jahren noch mehr Schüler binden. Das Rudolf-Brandes-Gymnasium wird wohl mindestens vierzügig bleiben, und beide Realschulen werden zusammen fünf Klassen im Jahrgang behalten. Die Hauptschule wird möglicherweise stets zweizügig starten, jedoch durch die Rückläufer von Gymnasium und Realschule in den oberen Jahrgängen wohl dreizügig bleiben.

Muss gebaut werden?

Böger: Es gibt zunächst ausreichend Schulraum, wobei mittelfristig im Schulzentrum Lohfeld die durch die neue Mensa wegfallenden Räume ersetzt werden müssen.

Das heißt also "Big Brother". Dort muss man sich längerfristig auf den Unterricht im Container einstellen?

Böger: Für die nächsten zwei/drei Jahre. Das denke ich schon. Das hängt ja auch mit den Sanierungsmaßnahmen zusammen.

Die Gesamtschule möchte Ganztagsschule werden, die Stadt investiert in die Mensen. Wie sehen Sie die Zukunft der Schulen in Hinsicht Ganztag?

Böger: Der Ausschuss freut sich über den Mut der Schulkonferenz der Eduard-Hoffmann-Realschule, Ganztagsschule zu werden. Der Rat hat dies unterstützt und unterstützt mit einer Klage vor dem Verwaltungsgericht auch den Anspruch der Gesamtschule auf einen Ganztag. Ich sehe gute Möglichkeiten, da die Gesamtschule kostenmäßig den Ganztagsbetrieb der auslaufenden Hauptschule übernehmen könnte.

Wann ist mit dem Urteil zu rechnen?

Böger: Hoffentlich noch vor dem Unterrichtsbeginn zum Schuljahr 2010/2011. Die Eltern warten darauf.

Eine Etage tiefer, zu den Grundschulen. Der Montessori-Verein plant eine solche.Welche Folgen hätte dies?

Böger: Eine weitere Schule mit voraussichtlich 25 Schülern beim Start hätte natürlich Auswirkungen auf die neun vorhandenen Grundschulen. Deswegen sehen Grundschulleiter dies möglicherweise skeptisch. Dennoch begrüßt der Ausschuss die Gründung. Eine Grundschule mit Montessori-Pädagogik bereichert die Schullandschaft, und außerdem gilt auch hier natürlich der Vorrang des Elternwillens, den wir ja bei der Gesamtschule auch in Anspruch genommen haben. Wir werden den Montessori-Verein dabei unterstützen, einen guten Standort und ein passendes Gebäude zu finden.

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