Bad Salzuflen/Holzhausen-Sylbach. Wenn Not am Hund ist, muss Familie Görder spontan sein. Die Sylbacher kümmern sich als Pflegestelle kurzfristig und zeitlich begrenzt um leidgeplagte Tiere.
Das Telefon klingelt. Als Sabrina Görder abhebt, erfährt sie, dass ihr noch heute ein Pflegehund ins Haus steht. Ein Notfall. Bald darauf steht eine stark übergewichtige, fünfjährige Berner Sennenhündin vor dem Pflegefrauchen. Das Tier stammt von einem Bauernhof und wurde dort von einem Tiervermehrer mit Hühner- und Schweinefutter ernährt beziehungsweise gemästet.
Die nächsten Schritte in ihrem vorläufigem Zuhause sind ein tierärztlicher Rundumcheck und die Kastration. Aber erst mal müsse das liebevoll "Maus" genannte Schwergewicht zur Ruhe kommen. Das steht fest – genauso wie die Tatsache, dass "wir dieses Mal keine ,Pflegestellenversager werden", lacht Sabrina Görder. Vor einigen Monaten ist das der vierköpfigen Familie, zu der auch die dreijährige Boxerhündin "Else" gehört, mit Berner-Mix "Sam" passiert. "Er kam zu uns als Pflegehund, und wir alle haben uns spontan verliebt."
Allerdings kann ein Hund nicht so einfach bei seiner Pflegefamilie bleiben. Denn eigentlich ist die Pflegestelle nur Zwischenstation, um den Hund – Berner Sennenhund, Sennenhund-Mix oder ähnliche Rasse – intensiv kennenzulernen. Für eine möglichst passgenaue Vermittlung werden dann stets Bewerber und deren Umfeld präzise geprüft.
Manchen Interessenten fehle das Verständnis für die Schutzgebühr, die für jeden Hund an den Verein "Berner and Friends" zu zahlen ist. "Wir haben aber einen hohen finanziellen Aufwand für Tierarztkosten. Die Vereinsmitglieder sind alle ehrenamtlich tätig." Sie sind im Einsatz für Transporte, Kontrollen neuer Besitzer und als Pflegestellen.
Eine solche ist Familie Görder seit Juli des vergangenen Jahres. Die Sylbacher Hundefreunde suchten damals zu ihrer Boxerhündin einen Berner und wurden im Internet auf "Berner and Friends" aufmerksam.
Der Weg zum ersten Pflegefall, dem zweijährigen "Benny", führte über eine Bewerbung sowie Begutachtung nach verschiedenen Kriterien seitens des Vereins. Benny folgten verschiedene weitere Hunde. Nicht nur Berner & Co., denn "wir sind tierlieb und mögen grundsätzlich alle Hunde", bekennt Sabrina Görder. Diese kamen traumatisiert, beschlagnahmt oder krank zu den Görders.
Fit für ihr neues Leben, zogen sie später zu ihren endgültigen Haltern um. Alle, bis auf "Sam", der die Familie Görder zu "Pflegestellenversagern" machte. (cr)