Barntrup. Die Tests sind erfolgreich verlaufen, jetzt sammeln die Ingenieure auf der Barntruper Kläranlage im großen Stil Erfahrungen mit einer speziellen Filtertechnik. Die soll unter anderem Medikamentenrückstände aus dem Abwasser filtern. Das Prinzip funktioniere gut, erklärte Frank Waermer vom Detmolder Ingenieurbüro Danjes den Mitgliedern des Bauausschusses, die sich den Versuch auf dem Gelände der Kläranlage Mönchshof genauer anschauten.
Ziel ist es, sogenannte Mikroschadstoffe, vor allem aus Medikamenten, aus dem Wasser zu bekommen. Die werden zunehmend zum Problem bei der Trinkwassergewinnung. Und: "Bislang können sie in Kläranlagen nicht gereinigt werden."
Mit dem Barntruper Versuch soll das anders werden. Dort wird das Wasser mit Hilfe von Pulver-Aktivkohle gesäubert, an die sich die Mikroschadstoffe andocken. Bereits im vergangenen Jahr testeten die Ingenieure, ob sich die Kohle mit Hilfe von "Fuzzy-Filtern" wieder aus dem Wasser holen lässt, bevor es in den Bentruper Bach und damit in die Bega eingeleitet wird. Der Versuch war nach Waermers Angaben erfolgreich: Kleine rosafarbene Bällchen im Filter, der von einer Berliner Firma kommt, leisten diese Arbeit.
Nun gehe es darum, Betriebserfahrung zu sammeln. Deshalb läuft seit 14 Tagen eine zehnmal größere Testanlage als im vergangenen Jahr. "Diese kann ein Drittel der heutigen Abwassermenge filtern", berichtete Waermer. Die Versuche hätten ergeben, dass mit der jetzigen Kohledosierung 80 Prozent der Mikroschadstoffe aus dem Abwasser geholt werden. "Das ist ein hervorragender Wert." Weiterer Vorteil bei diesem Verfahren: Es filtere unter anderem auch Phosphor aus dem Abwasser. "Damit können wir die Belastung der Bega zurückfahren."
Bis November wollen die Techniker Erfahrungen sammeln, um die Anlage im größeren Stil zu bauen. Proben werden in den Labors der Hochschule OWL untersucht.
Wenn die Versuche die gewünschten Ergebnisse erzielten, habe die Stadt vor, solch eine Anlage auf dem Gelände der Kläranlage Mönchshof dauerhaft zu installieren, sagte Bauamtsleiter Franz-Joachim Kuhs. Von den knapp vier Millionen Euro Kosten übernimmt das Land 70 Prozent. Dieses hatte darauf gedrängt, dass das Barntruper Abwasser sauberer wird, zumal auch mehr aus Alverdissen in die Kläranlage gepumpt werden soll.
Mit dem Pilotprojekt sei Barntrup in einer "Vorreiterrolle zum Schutz unseres Lebensraumes", formulierte es Bürgermeister Jürgen Schell.
Mikroschadstoffe
Reste von Medikamenten, Geschirrspülmitteln und Haushaltsreinigern im Abwasser verursachen immer mehr Probleme in Gewässern und bei der Trinkwassergewinnung. So finden sich im Abwasser auch Rückstände von blutdrucksenkenden Medikamenten, die vom Menschen ausgeschieden werden. Nach Angaben von Frank Waermer, der am Barntruper Pilotprojekt beteiligt ist, schädigen diese Mikroschadstoffe auch die Eier von Fischen und können zur ökologischen Verödung von Flüssen führen.