Pferde und Kutsche statt Fußball: Vier Alverdisser gehen auf große Fahrt

Barntrup-Alverdissen. Eine Alt-Herren-Mannschaft der etwas anderen Art trifft sich regelmäßig im Barntruper Ortsteil Alverdissen. Aber statt Fußball zu spielen, betreiben Reinhard Merten ( 67 ), Peter Krüger (69), Andreas Czymoch (62) und Matthias Rebentisch (63) ein ganz außergewöhnliches Hobby: Sie fahren mit vier Pferden und Kutsche.

Was alle Herren verbindet, ist ein großer Traum, den Pferdebesitzer Merten aus Alverdissen seit vierzig Jahren hat und nun wahr macht: &bdquo;Ich habe immer gesagt: Wenn ich mal Rentner bin, dann fahre ich mit einem Vierspänner über die Alpen", erklärt Merten.

Die Alpentour wird es aus unterschiedlichen Gründen zwar nicht. Aber dieses Jahr im Juni startet der Pferdefan zusammen mit sechs Begleitern zu einer Reise entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze, genannt &bdquo;das grüne Band". Los geht es am Dienstag nach Pfingsten, am 7. Juni.

Eigentlich wollte der Alverdisser mit Pferden und Wagen die &bdquo;Via Claudia Augusta", einen Fernradweg entlang der historischen Römerstraße fahren. Die Tour sollte über mehrere Hundert Kilometer von Donauwörth (Bayern) bis Bozen (Südtirol) gehen. Die Strecke war erkundet; Quartiere besichtigt, aber dann tauchten die ersten Schwierigkeiten auf: &bdquo;Wir wären nicht über den Fernpass gekommen. Der Weg dort ist nur einen Meter breit und unsere Kutschenspur misst 1,45 Meter. Außerdem sorgt die Corona-Lage immer wieder für Überraschungen und macht unsere Grenzüberfahrten unter Umständen unsicher", erläutert der Detmolder Peter Krüger.

Er ist der &bdquo;Coach" der Alt-Herren-Truppe. Viel braucht er den Herren nicht zu erklären, denn alle, die an der insgesamt drei Wochen dauernden, rund 500 Kilometer langen Tour teilnehmen, sind Inhaber mindestens eines Kutschenführerscheins. Aber vierspännig fahren ist dann doch noch einmal eine besondere Herausforderung für alle.

Pferde sollen Kondition aufbauen

&bdquo;Wer hat schon vier Pferde, die vor der Kutsche gehen?", weist Matthias Rebentisch auf die im Alverdisser Stall von Reinhard Merten vorhandene &bdquo;Luxus-Ausstattung" mit Pferden der Rasse Schweres Warmblut hin. Sie sind für das Vierspännig-Fahren bestens geeignet, denn sie haben das richtige Temperament neben Ausdauer, Kraft und raumgreifenden Gängen.

Die zwei Braunen und zwei Rappen bilden ein gutes Team und vor die Kutsche gespannt ein eindrucksvolles Bild, das so manchen Spaziergänger und Autofahrer staunen lässt – auch an diesem neblig-regnerischen Tag. Die Trainingsfahrt soll über den Saalberg nach Sonneborn gehen.

Pünktlich um 9 Uhr morgens stehen drei Herren und Elisa, die kleine Enkelin des Pferdebesitzers als besonderer Tagesgast im Pferdestall parat. Eine Stunde dauert es, bis die Pferde Peter und Tornado, die als sogenannte &bdquo;Stangenpferde" hinten gehen sowie Linus, der große Braune, und Lord, die beiden Vorderpferde vor der Kutsche stehen und auch der letzte Lederriemen an Ort und Stelle sitzt. Vor der langen Tour im Juni sollen die Tiere eine gute Kondition aufbauen und viele Verkehrs- und Geländesituationen kennenlernen.

Weil es nicht ganz so einfach ist, mit insgesamt sieben Personen – fünf Mann als maximale Kutschbesatzung und zwei Tross-Fahrer – sowie vier Pferden eine Unterkunft zu bekommen, will die Tour im Sommer gut geplant sein. &bdquo;Wir werden demnächst mit dem Auto die gesamte Strecke abfahren und schauen, wo wir über Nacht Station machen können", sagt Reinhard Merten.

Coach Peter Krüger stellt seinen für den Pferdetransport umgebauten Lkw nebst Stallzelt zur Verfügung und sieht der gesamten Reise sowie der Übernachtungssituation gelassen entgegen. &bdquo;Zur Not schlafen wir im Lkw oder im Zelt", lacht er. Für die Pferde sei jedenfalls immer genügend Futter und Wasser an Bord, damit sie die anvisierten Tagesetappen von 30 bis 40 Kilometern schaffen. Zur Crew gehört zunächst Reinhard Merten, Besitzer des Gespanns.

Alle haben Erfahrung mit Pferden

Bis zur Rente war er als Diplom-Sozialpädagoge tätig. Dabei arbeitete er gerne mit Pferden und hat unter anderem das Projekt &bdquo;Harte Jungs und Kaltblutpferde" entwickelt, in dem junge Straftäter Holzrücken mit Pferden sowie alle Arbeiten rund um die Vierbeiner erlernten. Auch mit dabei ist Peter Krüger. Mit seinem Deutschen Reitpony &bdquo;Nandu" fuhr er bis zur höchsten Klasse S Fahrturniere. &bdquo;Der Hauptspaß am Fahren ist für mich der Umgang mit den Pferden und ihre Ausbildung". Merten lernte er im Freilichtmuseum Detmold bei dessen Vorführungen mit Kaltblutpferden kennen.

Mit von der Partie ist außerdem Matthias Rebentisch, der beruflich im Lebensmittelsektor als Geschäftsführer einer Firma für biologische Feinkost tätig ist. Er ist selbst auch Kutschfahrer, allerdings spannt er keine Pferde an, sondern seine vier Katalanischen Riesenesel. Andreas Czymoch gehört ebenfalls zur Crew. Er ist als Krankenpfleger in der Kinderpsychiatrie tätig und wie er lächelnd sagt, &bdquo;der ewige Praktikant von Reinhard Merten".

&bdquo;Als ich die Ausbildung zum Krankenpfleger machte, absolvierte ich 2003 mein Praktikum hier in Alverdissen. Seitdem kennen wir uns." Czymoch ist ebenfalls Pferdebesitzer. Auch mit von der Partie sind Klaus Urbach aus Dörentrup, Christian Presch aus Bielefeld und Elke Thiermann, die Lebensgefährtin von Reinhard Merten.

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