Abenteuer-Urlaub mit dem Vierspänner

Barntrup-Alverdissen. &bdquo;Viererzug Scheeritt!“ Mit diesem Kommando an seine vier Pferde Peter, Lord, Tornado und Linus begann für den Alverdisser Reinhard Merten und seine sechsköpfige Crew ein Abenteuer auf das die Pferdefreunde fast zwei Jahre hingearbeitet hatten: eine Wander-Kutschfahr-Tour entlang der ehemaligen DDR-Grenze, dem Grünen Band. Zwei Wochen waren die Kutscher im Juni unterwegs. Nun sind Menschen und Pferde nach Hause zurückgekehrt – wohlbehalten und mit vielen Reise-Erinnerungen.

Alverdisser sorgten überall für Erstaunen &bdquo;Auf der Tour sind von uns bestimmt 10.000 Fotos gemacht worden. Überall, wo wir mit den Pferden auftauchten, war das Erstaunen groß“, lacht Merten, der das Gespann, bestehend aus vier Pferden vom Typ &bdquo;Schweres Warmblut“ stellte. Für den Sozialpädagogen im Ruhestand war die Wanderfahr-Tour ein Lebenstraum. Gestartet sind die überwiegend aus Lippe stammenden Pferdefreunde vor ziemlich genau einem Monat (die LZ berichtete). Jetzt, am heimischen Küchentisch und in der nächsten Woche bei einer Abschlussfeier, die einer der Mitfahrer bei sich in Dörentrup ausrichtet, wird die eigene Foto-Ausbeute gesichtet. Erinnerungen werden wach – vor allem an Erlebnisse, in denen nicht nur die Menschen sondern auch die Pferde starke Nerven bewiesen.

&bdquo;Wir sind zumeist die sogenannten Kolonnenwege direkt entlang der ehemaligen Grenze gefahren“, erklärt Peter Krüger aus Detmold, erfolgreicher Turnierfahrer, der die Teilnehmer und Pferde im Vorfeld knapp zwei Jahre ausbildete. Die Kolonnenwege, so beschreibt er, bestehen aus zwei in Auto-Spurbreite verlegten Betonplatten-Wegen, die selbst für die extra für die Tour neu gekaufte &bdquo;High-Tech-Kutsche“ mit Einzelrad-Aufhängung einige Schwierigkeiten boten. &bdquo;Wir konnten gerade so auf den Kanten der Platten fahren. Die Pferde, natürlich in ihrer Spur schmaler als die Kutsche, mussten immer wieder in der Mitte zwischen den Platten laufen, die an einigen Stellen auch noch abgesackt waren“, beschreibt Gespann-Besitzer Merten. Erschwerend hinzu kam, dass an einer besonders steilen Stelle, der insgesamt bergigen Tour, die die Kutschfahrer bis auf 900 Höhenmeter brachte, ein Steigungswinkel von 20 Prozent über mehrere Kilometer vorlag.

Sehenswerte Rangierkünste &bdquo;Jetzt hieß es dann rangieren mit einem Vierspänner“, so Merten. Vorderpferde vor, Vorderpferde zurück, anderen Einschlagwinkel mit den sogenannten Stangenpferden, die im Vierspänner hinten laufen, wählen. Nach einigen Minuten des Rangierens konnte es ohne Zwischenfall weitergehen. &bdquo;Die Pferde liefen einfach top, die ganze Zeit über“, freut sich Ausbilder Krüger rückblickend.

Für reichlich Gelächter im Nachhinein sorgte die erfolgreiche Durchquerung eines für Fahrradfahrer vorgesehenen Bahnübergangs. &bdquo;Der war mit Absperrgittern, um die Zweiräder problemlos herum rangieren können, unsere Kutsche aber nicht, gefühlt sechsfach gesichert“, beschreibt Merten und fügt zwinkernd hinzu, dass der Ab- und Wiederaufbau nur rund 40 Minuten gedauert hätte. Die Pferde warteten brav.

Sieben Kilometer pro Stunde Rückblickend sei die Tour exakt wie geplant verlaufen. &bdquo;Wir konnten unser anvisiertes Tempo von sieben Kilometern pro Stunde trotz der bergigen Strecken halten“, freut sich Krüger, erklärt aber, dass es die richtige Entscheidung gewesen sei, an nahezu allen Tagen vierspännig zu fahren. &bdquo;Ein Zweispänner hätte die Steigungen nicht bewältigen können“. Ein Mal allerdings mussten die Kutschfahrer umspannen und im sogenannten &bdquo;Einhorn“, mit drei angespannten Pferden - zwei hinten, eines vorn fahren. &bdquo;Unser Stangenpferd Peter hatte eine Scheuerstelle an der Brust“, erläutert Krüger. Man entschied, dem Tier bis zur Genesung eine Pause zu geben und es im mitgeführten Pferdehänger, der vom Tross-Lkw begleitet wurde, zu transportieren.

Das Fazit der Kutscher-Crew nach zwei Wochen Abenteuer ist eindeutig: &bdquo;Das war sicher nicht unsere letzte Wanderfahrt“. Nächste Woche bei der Abschlussfeier wird nach dem Motto &bdquo;nach der Tour ist vor der Tour“ für die Zukunft geplant. Und mit der neuen, gerade von Krüger ausgebildeten schweren Warmblut-Stute &bdquo;Tilda“ steht auch bereits Verstärkung im Stall in Alverdissen.

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