Barntruper Landwirt setzt jetzt auf Gemüse statt Geflügel

Barntrup-Selbeck. Patrick Gründel-Domeier wird den Tag wohl nicht wieder vergessen, an dem er morgens den Stall aufmachte und schon zwei Gänse tot darin lagen. Weitere Tiere hätten auf der Seite gelegen und nur noch mit den Füßen gescharrt. Ein Sekret sei aus ihren Ohren, der Nase und dem Schnabel geflossen. Später sogar Blut - auch bei den Hühnern. Anfang Dezember vergangenen Jahres brach im Betrieb des Landwirts in Rote Kuhle die Geflügelpest aus. Das hat das Hofleben auf einen Schlag verändert.

265 Gänse und Enten mussten laut Gründel-Domeier vom Veterinäramt gekeult werden. Eine Keulung bedeutet das vorsorgliche Töten von Tieren, in der Regel um eine Ausbreitung von Seuchen zu verhindern. Hinzu kamen 70 bis 80 Hühner. Viele der Rassen, die der Landwirt auf seinem Hof hielt, seien bedroht und stünden daher auf der Roten Liste. Er züchtete sie, um die Art zu erhalten, und fuhr zu Ausstellungen. Durch den Besuch einer größeren Ausstellung, auf der der 42-Jährige eine Woche vor dem Ausbruch gewesen sei, sei die Krankheit wohl eingeschleppt worden, vermutet der Landwirt.

Wiese war plötzlich leer "Wenn man die Tiere so leiden sieht, das macht psychisch was mit einem. Das will ich nie wieder erleben", sagt Gründel-Domeier. Darum habe er sich dazu entschlossen, in der Größenordnung keine Tiere mehr zu halten. Zu groß sei ihm die Gefahr, dass die Pest wiederkomme. "Das ist schon heftig, wenn man die vielen Tiere jeden Tag über die Wiese laufen sieht und plötzlich ist sie komplett leer", erinnert er sich.

Doch jetzt ist wieder Leben auf der Wiese: 17 Sundheimer Hühner scharren in einer Ecke, drei Lippegänse laufen über das Gras sowie sieben Shropshire- und Röhnschafe stehen im Schatten unter den zwei Walnussbäumen. Für sie hat der Landwirt den Hühnerstall umgebaut. So ganz kann Gründel-Domeier nämlich nicht von seinem Hobby lassen, der Zucht bedrohter Rassen . "Aber ich werde nicht wieder zu solchen Ausstellungen fahren", sagt er. Der 42-Jährige wolle nur noch zu kleineren Ausstellungen nach Kalletal, dort sei er im Verein. "Ich verzichte lieber auf meinen Urlaub, als auf die Tiere", sagt er.

Kartoffeln, Kürbisse und Bohnen Statt Grillfleisch und Bratwurst will Gründel-Domeier seinen Kunden im Hofladen und den regionalen Restaurants nun Gemüse anbieten. Dazu habe er ein etwa 500 Quadratmeter großes "Testfeld" angelegt. Im ersten Schwung waren Zwiebeln, Schalotten, Möhren und Bohnen dabei. Die ersten Rückmeldungen seien positiv. "Der Kohl hat leider nicht so gut funktioniert. Wir hatten Erdflöhe." Im Spätsommer und Herbst werden die lilafarbigen Kartoffeln, der Popcorn-Mais sowie die Hokkaido-, Butternut- und essbaren Zierkürbisse reif für die Ernte sein.

"Wir müssen schauen, wie das Gemüse angenommen wird. Aber mein Plan ist, im kommenden Jahr dann die dreifache Menge und auch Wassermelonen anzubauen und ab 2025 dann auf 16 Hektar Fläche, die derzeit noch verpachtet sind", schildert Gründel-Domeier, der gelernter Koch ist. Das Fleisch der Zwergzebus , Schafe und Wollschweine wolle er aber weiterhin anbieten.

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