Barntrup-Alverdissen. Jörg Kleemann blickt auf ereignisreiche 18 Jahre zurück – mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Nach 18 Jahren als Oberst im Schützenverein Alverdissen war er bei der Bataillonsversammlung im November vergangenen Jahres nicht erneut zur Wahl angetreten.
Zu seinen Ehren und gleichzeitig zum Abschied als Oberst hat der Schützenverein am 23. Mai einen Zapfenstreich abgehalten. Die Veranstaltungen des Vereins will Kleemann künftig nach langer Zeit einfach als Schütze besuchen. Zu Hause warten auf ihn die kleinen Enkelkinder, die jetzt mit ihrem Opa viel erleben möchten.
Im Schützenverein großgeworden
Jörg Kleemann ist im Grunde im Schützenverein Alverdissen großgeworden, sein Vater war lange Zeit Vorsitzender der zweiten Kompanie und später Hauptmann. Ein Familienleben ohne die Schützen habe es dementsprechend nie gegeben, erinnert sich Kleemann. Und genau in diese Fußstapfen des Vaters trat auch er, als er im Jahr 1979 dem Verein beitrat, nur zwei Jahre später wurde er Damenoffizier. Es folgt eine lange Liste an Ämtern, die er in den 46 Jahren der Vereinsmitgliedschaft innehatte. Unter anderem war er stellvertretender Kompanieführer der zweiten Kompanie, Schriftführer und seit dem 3. November 2006 Oberst.
„Damals hatte mich der Vorsitzende des Vereins, Hubert Behrens, angesprochen und gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, neuer Oberst zu werden. Da wir uns schon aus Schulzeiten kannten und immer gut verstanden haben, stimmte ich zu.“ Das Amt habe gut in sein Leben gepasst und auf die Zusammenarbeit im Vorstand habe er sich gefreut.
Bogensport-Abteilung gegründet
Gemeinsam mit Behrens gründete Jörg Kleemann die Bogensport-Abteilung, die heute sehr beliebt und erfolgreich ist. Da die erste Kompanie unter Mitgliederschwund litt und der Vorstand der Kompanie nicht mehr richtig handlungsfähig war, stand für Kleemann im Jahr 2018 eine große Umstrukturierung im Verein an. „Wir haben die erste Kompanie auflösen und in die zweite integrieren müssen, das kam nicht bei allen Schützen gut an“, erinnert sich der 63-Jährige. Die Zusammenlegung wurde zum 1. Januar 2019 wirksam und habe sich inzwischen eingependelt.
Auf das Jahr 2015 blickt Kleemann auch heute noch mit großer Freude zurück, denn in dem Jahr fand das große Oktoberfest zum 350-jährigen Vereinsbestehen statt. „In die Organisation haben wir sehr viel Zeit investiert und am Ende war es mit 800 Besuchern ein Riesenerfolg“, schwärmt er. „Wir werden heute noch auf dieses tolle Fest angesprochen.“
Im Folgejahr wurde Jörg Kleemann Schützenkönig. Mit Inge Düwel als Königin an seiner Seite genoss er diese zwei Jahre der Aufmerksamkeit. Stets unterstützt hätten ihn in seinem Wirken seine Familie und seine Frau Ute, die zwar selbst kein Mitglied im Verein sei, aber immer hinter ihm stehe und sich stets einbringe, wo Hilfe benötigt wird. Auch im Hofstaat war sie dabei, nämlich an der Seite von Klaus Düwel, dem Mann der Königin. Am 23. April 2017 gewann Kleemann beim Kreiskönigsschießen dann als Oberst den Pokal des Landrats.
Bewusste Entscheidung
Am 8. November 2024 endete für Kleemann die Zeit als Oberst des Schützenvereins Alverdissen. „Ich habe mich mit dieser Veränderung natürlich im Vorfeld gedanklich auseinandergesetzt, aber als ich dann aus den WhatsApp-Gruppen des Vorstandes entfernt wurde, war das doch irgendwie ein komisches Gefühl“, erinnert er sich. Dabei habe er die Entscheidung ganz bewusst getroffen, er wollte nämlich Platz für den Nachwuchs machen, den der Verein in seinem Nachfolger Mirko Schantz gefunden hat. „Wenn es am schönsten ist, soll man bekanntlich aufhören. Und bei uns passte es jetzt sehr gut, vor allem weil ich gerne mit meinen Enkelkindern mehr Zeit verbringen möchte.“
Seinen ersten großen Auftritt habe Mirko Schantz beim Zapfenstreich zur Verabschiedung des Obersts gehabt. „Das hatten wir im Vorfeld alles besprochen und ich muss sagen, dass er es wirklich sehr gut gemacht hat, obwohl es für mich natürlich eine sehr ungewohnte Situation war, beim Zapfenstreich keine Kommandos mehr zu geben. Es war ein sehr emotionaler Moment“, erinnert sich Kleemann. Gewünscht hatte sich Kleemann die Lieder „Music“ von John Miles und den portugiesischen Marsch „O Vitinho“.
Bei dem Festakt vor dem Zapfenstreich am 23. Mai wurde Kleemann nicht nur zum Ehrenoberst ernannt, er erhielt zudem für sein langjähriges Engagement als Oberst vom Lippischen Schützenkreis die Otto-Beckmann-Plakette in Gold am Bande. „Das ist die höchste Auszeichnung, die man als Schütze bekommen kann und das hatte ich wirklich nicht erwartet“, sagt er stolz.