Interview: Warum Barntrups Bürgermeister Borris Ortmeier sich als Realist bezeichnet

Barntrup. Borris Ortmeiers Lieblingsort ist das Multifunktionsfeld in Barntrup. Wenn ein langer Tag ansteht, führe den Bürgermeister seine Mittagsrunde hier entlang. Es sei schön, zu sehen, dass dieses neue Angebot so gut von den Bürgern angenommen wird, sagt er. Auch an diesem Tag spielen Kinder auf dem Sportplatz, Jogger drehen ihre Runden und Familien sind unterwegs.

Herr Ortmeier, vor fünf Jahren sind Sie angetreten, um das Gegeneinander zu einem Miteinander zu verbinden. Ist Ihnen das gelungen?

Borris Ortmeier: Ja. Es ist nicht nur mir gelungen, es ist allen Beteiligten gelungen. Es gehört dazu, mal unterschiedlicher Auffassung zu sein. Aber alles in allem, haben wir hier in den vergangenen fünf Jahren sehr gut zusammengearbeitet.

Warum wollen Sie dann weitermachen?

In der Politik geht es darum, Dinge voranzubringen, zu entwickeln und zu gestalten. Wir konnten schon viel bewegen, aber damit ist man nicht nach fünf Jahren fertig. Und da es mir so viel Spaß gemacht hat, würde ich gerne weitermachen.

Ihr Gegenkandidat Oliver Humke spricht Ihnen ein echtes Miteinander ab und wirft Ihnen fehlende Informationspolitik sowie Entscheidungen hinter verschlossenen Türen vor. Was sagen Sie dazu?

Das kann nur jemand sagen, der im politischen Barntrup in den vergangenen Jahren Zaungast war. Wenn ich mit der Bevölkerung spreche, und das ist für mich wichtiger, kommt es mir so vor, dass sie zufrieden darüber ist, dass die Politik aus den Streitereien herausgekommen ist.

Wie fällt denn Ihr persönliches Fazit nach fünf Jahren aus?

Wir haben endlich den Knoten gelöst. Wir haben viele Projekte, die hier lange diskutiert wurden, umgesetzt. Zum Beispiel bei der Feuerwehr, in der Bildung, beim Wasser, Abwasser und dem Straßennetz. Ich bin jemand, der gerne auch leidenschaftlich diskutiert, aber am Ende muss eine Entscheidung stehen und dann die Umsetzung. Das ist uns gemeinsam gut gelungen.

Was lief weniger gut?

Ich habe bei der Wahl 2020 gesagt, dass ich mich für den Erhalt beider Grundschulstandorte einsetze. Hätte ich damals schon alle Informationen gehabt, die ich später hatte, hätte ich diesen Satz nicht ins Wahlprogramm geschrieben. Denn ich habe mich für eine Diskussion und in dieser auch für die Schließung des Standortes Alverdissen ausgesprochen. Am Ende stand die Entscheidung, die Schule zu erhalten. Diese Entscheidung habe ich mit der gleichen Leidenschaft und Überzeugung umgesetzt, wie ich vorher die Diskussion verlangt habe. Wir haben zusätzliche Gelder eingeworben und die Schule so schnell saniert, wie es keine politische Kraft in Barntrup vorher je gefordert hat. Insofern ist auch die Sanierung der Grundschule Alverdissen ein gemeinsamer Erfolg.

In Ihre Amtszeit fällt auch die Eröffnung der Ortsumgehung. Wie soll es mit der Mittelstraße weitergehen?

Ich stelle mir die Mittelstraße weiterhin als lebendiges Zentrum von Barntrup vor – mit Veranstaltungen, Aktionen und dem Versuch, Ladengeschäfte neu zu beleben. Die Sitzinseln haben viel gebracht. Bei schönem Wetter sind viele belegt. Im Übrigen haben wir heute weniger Leerstand als 2020. Trotzdem: Der Handel hat sich verändert. Das werden wir nicht aufhalten können. Wir sollten uns eher bewusst sein, was wir noch haben: Wir haben ein aktives Vereinsleben, Gastronomie, einen aktiven Marketingverein, der hier Veranstaltungen wie das Fisch-, Stadt- oder Weinfest auf die Beine stellt, die ich von Städten mit vergleichbarer Größenordnung nicht kenne. Dann ist hier richtig Leben in der Stadt. Das zu erkennen, zu bewahren und um ein, zwei Punkte zu ergänzen, ist der richtige Ansatz.

Ein viel diskutiertes Thema ist Windkraft. Sie haben immer wieder auf die Rechtssprechung verwiesen. Was ist Ihre persönliche Meinung?

Kommunen konnten Windenergie in den vergangenen Jahren nicht steuern. Wenn wir sie nicht steuern können, dann müssen wir eben versuchen, das Optimum für die Stadt herauszuholen. Da bin ich einfach Realist. Ich kann nicht Dinge propagieren, die ich nicht verändern kann. Wer akzeptierte Politik machen will, muss bereit sein, den Bürgern auch mal unangenehme Wahrheiten zu sagen.

Viele Bauprojekte fallen in Ihre Amtszeit. Soll es so weitergehen oder welche Ziele haben Sie für eine mögliche kommende Amtszeit?

Wir haben nicht nur Bauprojekte gemacht. Ich kann mich an die kontroverse Diskussion über eine Kümmerer-Stelle erinnern. Wir haben es geschafft, dass die Sozialarbeiterin heute mit mehr Stunden in der Stadt ist und sogar 90 Prozent der Kosten vom Bund übernommen werden. Dazu haben wir ein Auto, das Ehrenamtliche nutzen können. Einer der Kernpunkte in Zukunft wird es sein, das Ehrenamt weiter zu unterstützen. Außerdem sollten wir nicht wieder ins Diskutieren, ohne Umsetzungen von Projekten zurückzufallen. Wir haben noch einige Bauprojekte, die wir weiterführen müssen, insbesondere im Straßen- und Kanalbau. Wir müssen die Sanierung der Kita Rote Schule umsetzen. Auch Fördergelder zu holen, wird zu den Aufgaben gehören.

Da sind Sie ja Profi...

Es kommt darauf an, ein breites Netzwerk zu haben und mitzukriegen, wo es Mittel gibt. Wir haben in den vergangenen fünf Jahren rund fünf Millionen Euro zusätzliche Fördergelder in die Region geholt – eine Größenordnung, wie man sie in Barntrup vorher nicht kannte. Aber ich bin nicht für jede Förderung zu haben. Ich unterstütze die Forderung nach mehr allgemeinen Deckungs- und weniger Fördermitteln, die ist aber schon alt und wir müssen auch hier Realitäten ins Auge sehen.

Persönlich

Borris Ortmeier lebt mit seiner Frau und den beiden Kindern in Kalletal-Hohenhausen. Er hat eine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten bei der Gemeinde Kalletal gemacht und war selbstständig im Veranstaltungsbereich. Der 40-Jährige hat später für den Bundestagsabgeordneten Cajus Caesar (CDU) gearbeitet, und war vor seinem Bürgermeisteramt in Barntrup Leader-Regionalmanager für die Region Nordlippe. Er ist CDU-Mitglied, wird bei der Wahl in Barntrup neben der CDU, aber auch von FDP und UWB unterstützt.

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