Interview: Was Oliver Humke (SPD) als Bürgermeister in Barntrup verändern würde

Barntrup. Oliver Humke ist tief in seiner Heimat Barntrup verwurzelt. Jetzt möchte der 51-jährige Sozialdemokrat Bürgermeister werden. Was er gerne ändern würde, hat er im Interview verraten.

Herr Humke, warum möchten Sie Bürgermeister von Barntrup werden?

Oliver Humke: Ich liebe unsere Kommune. Ich möchte etwas bewegen, Verantwortung übernehmen und ansprechbar sein. Ich glaube, es ist ein riesen Vorteil, wenn man hier lebt. Außerdem finde ich, wie der aktuelle Bürgermeister sein Amt interpretiert, nicht wirklich gelungen. Meine Herangehensweise wäre eine andere.

Welche?

Oliver Humke: Dass die Bürger viel mehr ins Boot geholt werden. Wir alle waren damals beispielsweise sehr überrascht, dass die Grundschule Alverdissen geschlossen werden sollte. Ich hätte erwartet, dass es eine Infoveranstaltung für die Betroffenen von der Stadt gibt. Das ist erst auf öffentlichen Druck hin zustande gekommen – so wie bei der Windkraft in Sonneborn. Die Bürger fühlen sich einfach übergangen. Das möchte ich verhindern.

Ist das der Grund, warum wir uns bei der Grundschule in Alverdissen treffen?

Oliver Humke: Eigentlich ist mein Lieblingsplatz immer dort, wo meine Familie ist. Aber die Grundschule war der Anfang meiner Kandidatur. Ich war damals in der Bürgerinitiative, die sich für den Erhalt des Standortes eingesetzt hat. Mein Engagement hat die SPD anscheinend getriggert. Dann kam die Anfrage vor eineinhalb Jahren.

Sie haben nicht so viel politische Erfahrung. Glauben Sie, das ist ein Nachteil?

Oliver Humke: Politisch unerfahren bin ich nicht. Ich bin schon immer politisch interessiert gewesen, aber nur kommunal. Wenn mich jemand fragt, wie ich die Stellung der SPD in der Regierung sehe? Dann sage ich, dass ich da nicht mit allem einverstanden bin, aber gerne schaue, was wir hier vor Ort verbessern können. Ich finde es wichtig, dass die Fraktionen viel miteinander sprechen und nicht eine Partei bevorzugt wird. Wir wollen uns ja nichts vormachen. Borris Ortmeier tritt zwar als Einzelbewerber an, ist aber CDUler durch und durch.

Sie sind seit zehn Jahren Chefredakteur. Wie beschreiben Sie ihren Führungsstil?

Oliver Humke: Flache Hierarchien waren schon immer mein Ding. Meine Tür steht immer offen. Das habe ich von meinen Chefs vorgelebt bekommen. Man muss den Menschen vertrauen, jeder hat seine Kompetenzen. Die Fluktuation hier in der Verwaltung hat mich sehr gestört.

Sie haben jetzt viel darüber gesprochen, was Sie ändern wollen. Gibt es denn auch etwas, was gut läuft?

Oliver Humke: Ich würde gerne unseren Marketingverein hervorheben. Der macht einen tollen Job, zum Beispiel bei den Veranstaltungen auf dem Marktplatz. Ohne den Verein wäre die Mittelstraße noch lebloser. Im Alltag ist das oft so, weil unter anderem kein Nahversorger mehr da ist. Und in der Förderpolitik ist Borris gut aufgestellt. Wir müssen weiter machen, aber vielleicht nicht jeden Fördertopf anzapfen.

Sie sprachen die Mittelstraße an. Die hat sich durch die Ortsumgehung verändert. Wie soll sich die Innenstadt aus Ihrer Sicht entwickeln?

Oliver Humke: Der Nahversorger muss wieder her, um die Innenstadt zu beleben. Dadurch würde es auch einfacher werden, den Leerstand zu bekämpfen. Man könnte die Räume zum Beispiel auch für einen Coworking-Space nutzen. Dadurch hätten Schüler oder junge Erwachsene einen gut ausgestatteten Platz mit Hardware und Software für digitale Medien – ob das für Youtube, einen Podcast, SEO oder Webdesign ist. Dort könnte man seine Kompetenzen bündeln. Vielleicht wäre das eine Chance, mal ein Start-up in Barntrup zu gründen. Wenn wir denn das Internet hier mal vernünftig angeschlossen bekommen. Und der Bürgersteig muss ungefährlicher gestaltet werden. Dieser rote Streifen für Radfahrer ist sehr schmal und die Sitzinseln ragen darüber. Die Radfahrer sollten besser auf einer verkehrsberuhigten Straße fahren, die sich alle Verkehrsteilnehmer teilen. Dafür werde ich mich einsetzen.

Wie stehen Sie zur Windkraft?

Oliver Humke: Windkraft finde ich natürlich erstmal positiv. Nur den Standort am Windmühlenstumpf finde ich ganz schlecht gewählt vom Landesverband. Aber das sind nun mal deren Flächen. Wir konnten nicht viel dagegen machen, aber die Informationspolitik war auch hier völlig daneben. Die Leute haben sich ja nicht nur darüber aufgeregt, dass die Anlagen dahin kommen. Sie waren stocksauer, weil ihnen keiner Bescheid gesagt hat. Wir als SPD haben vor einiger Zeit einen Antrag gestellt, dass das Thema Windenergie in den öffentlichen Teil der Sitzungen kommt. In Dörentrup ist dem meines Wissens so. Denn aus dem nicht-öffentlichen Teil darf nunmal nicht berichtet werden.

Wenn Sie zum Bürgermeister gewählt werden, was würden Sie als erstes angehen?

Oliver Humke: Das wichtigste Ziel für mich wäre der Nahversorger. Ich würde mich außerdem extrem hinter den ÖPNV klemmen – nicht nur für die Senioren, sondern auch für die Schüler. Wie kommen sie am Wochenende weg und wieder zurück? Was ist mit der Limo, ein On-Demand-System? Zudem möchte ich gerne einen Jugendbeirat gründen, denn die Jugend ist unsere Zukunft und muss viel mehr gehört werden.

Persönlich Oliver Humke ist in Barntrup aufgewachsen und lebt dort seit 51 Jahren mit kurzen Unterbrechungen. Er hat eine Frau und zwei Kinder. In Paderborn studierte er auf Lehramt und war nebenbei Freier Mitarbeiter der LZ. Das habe ihm so sehr gefallen, dass er ein Volontariat bei einem Fachverlag in Hannover machte und dort blieb. Seit 2015 ist er Chefredakteur und arbeitet mittlerweile überwiegend im Homeoffice. Seit einigen Jahren ist er SPD-Mitglied, sachkundiger Bürger und ständiges Mitglied im Sport- und Vereinsausschuss.

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