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Sint Nicolaas ist seit 50 Jahren in Blomberg

Patrick Bockwinkel

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<p class="articletextcaption">Auf Stippvisite: Mit weißem Rauschebart und Bischofsgewand beschenkt Sint Nicolaas die Kinder. Sein Besuch stand 1991 genau so hoch im Kurs wie 2014.</p> 
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Auf Stippvisite: Mit weißem Rauschebart und Bischofsgewand beschenkt Sint Nicolaas die Kinder. Sein Besuch stand 1991 genau so hoch im Kurs wie 2014.

(© Privat)

Blomberg. Wenn Sint Nicolaas mit seinem weißen Rauschebart, den prächtigen Gewändern und den Zwarten Pieten in ihren Samtkostümen Blomberg besucht, dann fangen vor allem die Augen der vielen Kinder auf dem Marktplatz an zu leuchten. Seit einem halben Jahrhundert kommt der heilige Mann aus Spanien jedes Jahr in die Nelkenstadt. Eine Tradition, die es dank niederländischer Soldaten gibt.

Die waren Anfang der 1960er Jahre während des Kalten Krieges mit einer Raketenabwehreinheit in Blomberg stationiert worden. "Als nach den Soldaten auch ihre Familien nach Blomberg zogen, wurde irgendwann die Sehnsucht nach heimischen Traditionen größer", berichtet Charles Vlaanderen, stellvertretender Vorsitzender des Heimatvereins Sint Nicolaas, der sich inzwischen der niederländischen Tradition angenommen hat, die es in Blomberg seit 1965 gibt.

<p class="articletextcaption">Alte Fotos: Charles Vlaanderen und Isabella Oetzel vom Heimatverein bauen die Jubiläumsausstellung auf.</p> 
- © Vera Gerstendorf-Welle

Alte Fotos: Charles Vlaanderen und Isabella Oetzel vom Heimatverein bauen die Jubiläumsausstellung auf.

(© Vera Gerstendorf-Welle)

Mehrere Soldaten kümmerten sich damals darum, dass Sint Nicolaas und seine Pieten die niederländischen Kinder bescherten. Ab 1966 wurde Sint Nicolaas auf dem Blomberger Marktplatz empfangen, im Beisein des Kasernenkommandanten, des Stadtdirektors, des Bürgermeisters und vor allem vieler junger und älterer Blomberger.

"Was klein anfing, wurde jedes Jahr etwas ausgebaut. Da das niederländische Militär dafür aufkam, spielte Geld keine Rolle", erzählt Vlaanderen. Schnell wurde der Besuch von Sint Nicolaas und seinen stets zu einem Schabernack aufgelegten Zwarten Pieten, die den Kindern auch schon mal eine Handvoll Kekse in die Kapuze stopfen, zum Publikumsmagneten. Es kamen ein Erbsensuppen- sowie der Weihnachtsbaumverkauf hinzu.

"Durch eine in der Kaserne organisierte Paketaktion wurde das SOS-Kinderdorf Schwalenberg besucht und beschenkt", erzählt Vlaanderen. Im Laufe der Zeit kamen Auftritte in Schulen, Kitas, bei Vereinsfeiern, in Kirchen, in Privatwohnungen und sogar in Blombergs Partnerstadt Oschatz hinzu. "Er spricht holländisch und deutsch, kommt aus Spanien und ist der Freund aller Kinder", heißt es 1991 in der Lippischen Landes-Zeitung, die jedes Jahr über Sint Nicolaas berichtet.

Als die Niederländer 1995 aus Blomberg abzogen, wurde kurz das Ende dieser schönen Tradition befürchtet. Doch dank vieler nach wie vor in Blomberg lebender Niederländer und des Heimatvereins Sint Nicolaas, den sie mit ihren deutschen Freunden gründeten, besteht diese Erfolgsgeschichte bis heute.

Information
Mann im Bischofsgewand

Sint Nicolaas ist der niederländische Nikolaus. Der Tradition nach reist der heilige Mann jedes Jahr am 5. Dezember mit dem Boot aus Spanien an und wird dabei von einem oder mehreren Gehilfen begleitet, die Zwarte Pieten (zu deutsch: schwarzer Peter) genannt werden. Sint Nicolaas trägt traditionell Bischofskleidung, einen roten Talar und einen Bischofsstab. Zusammen mit den Zwarten Pieten verteilt er am 5. Dezember Süßigkeiten und Geschenke an die Kinder in den Niederlanden.

"Eine der größten Herausforderungen war die Finanzierung, da die starke Unterstützung des Militärs ja fehlte", erzählt Vlaanderen. Glücklicherweise hätten die Soldaten die Kostüme dem jungen Verein geschenkt.

Ein Grundstock, mit dem die Ehrenamtlichen ihre Arbeit aufnehmen konnten. Dank ihres Engagements ist der Sint-Nicolaas-Markt, der dieses Jahr vom 27. bis 29. November stattfindet, aus der Vorweihnachtszeit nicht mehr wegzudenken und feiert in diesem Jahr das besondere Jubiläum. Der Verein finanziert sich aus Spenden und Einnahmen aus den Auftritten. "Für 1700 Euro schaffen wir Süßigkeiten an, die die Pieten an die Kinder verteilen. Das Geld muss ja irgendwo herkommen", berichtet Charles Vlaanderen. Und das für die Heimreise von Sint Nicolaas und seinen Gehilfen nach Spanien schließlich auch.

Viele Helfer packen hinter den Kulissen mit an

Die Organisation des Sint Nicolaas-Marktes und des Tannenbaumverkaufs, die Pflege der Kostüme, das Verkleiden als Zwarter Piet und Nicolaas, diverse Auftritte und vieles mehr hat der Heimatverein Sint Nicolaas jedes Jahr zu organisieren. Das gelingt nur mit viel ehrenamtlicher Hilfe.

"Etwa 35 Aktive tragen zum Gelingen unserer Veranstaltungen bei", berichtet Gerhard Brinkmann, Vorsitzender des Heimatvereins Sint Nicolaas, während er mit einigen anderen die Jubiläumsausstellung in der Stadtsparkasse Blomberg aufbaut. Auf Fotos, Zeitungsausschnitten und Dokumenten ist vom 20. November bis 4. Dezember die Entwicklung der 50-jährigen Sint-Nicolaas-Tradition in der Nelkenstadt zu sehen.

Vieles geschehe im Hintergrund, damit Erwachsene und Kinder ihre Freude bei den Besuchen von Sint Nicolaas und seinen Zwarten Pieten haben. Bereits Stunden vor ihren Auftritten schlüpfen deren Darsteller in ihre Kostüme, setzen die Perücken auf, schminken ihre Gesichter und Hände schwarz. "Wer genau in den Kostümen steckt, ist dann meist nur noch von uns zu erkennen", berichtet Isabella Oetzel vom Heimatverein. Der Sint Nicolaas wird von einem niederländischen Mitglied des Heimatvereins gemimt.

Genau so wichtig wie die Darsteller seien laut Brinkmann die Fahrer, die die Akteure zu ihren Auftritten kutschieren. Aber auch die Ehrenamtlichen, die den Sint-Nicolaas-Markt und den Weihnachtsbaumverkauf, der diesmal am 19. und 21. Dezember stattfindet, seien von unschätzbarem Wert. "Wir freuen uns sehr, dass Sint Nicolaas so gut bei den Menschen ankommt. Das ist ein toller Ansporn für unsere Arbeit", sagt Oetzel.

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