Frauenärzte sind im lippischen Südosten Mangelware

Blomberg. Über mangelnde Arbeit kann sich Fariba Fakhr Janali derzeit nicht beklagen. Allein am Montagvormittag hatte die Frauenärztin aus Blomberg 22 Patientinnen zu versorgen. Schwangerschaftsbetreuung, Notfälle und Krebsvorsorge standen auf dem Programm.

In naher Zukunft wird sich die Situation nicht entspannen. Denn Fariba Fakhr Janali ist momentan die einzige Gynäkologin, die in Lippes Südosten praktiziert.

Seitdem sie im Oktober 2015 die Praxis nach dem Tod von Dr. Alexander Rusek übernommen hatte, habe sich die Zahl ihrer Patientinnen verdoppelt. &bdquo;Pro Quartal versorgen wir hier 900 bis 1.000 Frauen. Trotzdem werde ich natürlich keine ablehnen, die nach einem Termin fragt", sagt Janali.

&bdquo;Aber wir haben schon eine deutliche Zunahme von Anfragen. Und die Anzahl der Schwangerschaften sowie der Notfälle ist spürbar gestiegen. Neue Termine für Krebsvorsorge zum Beispiel können wir daher erst ab Juni vergeben", berichtet die Medizinerin.

Die angespannte Lage hat zwei wesentliche Gründe. Zum einen sind Gynäkologen im lippischen Südosten ohnehin Mangelware. Zum anderen hat Frauenärztin Dr. Renate Beuerle Ende Januar ihre Praxis in Blomberg geschlossen, da sie in den Ruhestand gegangen ist. Bisher gebe es keinen Nachfolger. Findet sich innerhalb von sechs Monaten niemand, würde dieser Praxisstandort ersatzlos wegfallen.

Denn in Lippe gibt es nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) eigentlich zu viele Frauenärzte. Mit einer Quote von 122,7 Prozent sei der Kreis sogar überversorgt. Doch es gibt eine unverhältnismäßige Ost-West-Verteilung der Facharztpraxen im Kreis.

Schwangeren Frauen oder solchen mit gynäkologischen Notfällen aus Elbrinxen oder Rischenau nützt es wenig, dass der Ärzteliste der KVWL zufolge in Detmold zehn, in Lage fünf, in Oerlinghausen drei, in Bad Salzuflen sieben und in Lemgo acht – insgesamt also 33 – niedergelassene Frauenärzte zur Verfügung stehen.

Im lippischen Südosten hält hingegen Fariba Fakhr Janali einsam die Stellung. Den nächsten Frauenarzt gibt es im nordlippischen Barntrup mit der Praxis von Dr. Herbert Schaper, unterstützt durch Kolleginnen seiner Gemeinschaftspraxis in Detmold. Auch er wird Ende Juni in Ruhestand gehen. Allerdings ist hier eine Nachfolge im gewohnten zeitlichen Umfang vorgesehen.

Bei Dr. Schaper sei die Situation ähnlich wie bei Fariba Fakhr Janali in Blomberg. Bei ihm seien Vorsorge-Termine erst ab September möglich, Schwangere und Notfälle könnten jederzeit kommen. Selbst Patientinnen aus Bad Pyrmont führen den Weg nach Barntrup, da dort mehrere Praxen geschlossen worden seien oder dort nur noch Mammografien vorgenommen würden.

In Steinheim gibt es in weitem Umkreis ebenfalls nur eine gynäkologische Praxis, die von Dr. Ingo Pahlberg. &bdquo;Etwa 30 bis 40 Prozent unserer Patientinnen kommen aus Lippe, etliche aus Horn-Bad Meinberg oder aus Lügde und Umgebung", berichtet Pahlbergs Mitarbeiterin Iman Rahim.

&bdquo;Wir versuchen auch hier, die Wartezeiten für Termine möglichst kurz zu halten. Außerdem ist unsere Praxis barrierefrei, das ist vielleicht auch ein Grund, warum Patientinnen zu uns kommen." Somit bleibt für die Frauen in Südlippe nur zu hoffen, dass sich bis Sommer ein Nachfolger für die Praxis von Dr. Renate Beuerle findet, damit sich die angespannte Lage nicht weiter zuspitzt.

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