Bielefelder verliert 220.000 Euro an Blomberger Betrüger

Blomberg. Es klingt wie ein schlechter Film, doch für Josef Spiering ist es bittere Realität: Gut 350.000 Euro hatte der Bielefelder für seine Altersvorsorge angespart und seinem Blomberger Vermögensverwalter anvertraut. Der versprach ihm hohe Renditen. Jetzt sitzt der Anlageberater im Gefängnis – 220.000 Euro sind futsch, Spiering ist pleite.

Der 56-jährige Bielefelder ist alles andere als ein Großverdiener. Als Zusteller hat er ein kleines Einkommen. Doch er hat geerbt – und das Geld will er gut investieren, um damit seinen Lebensabend abzusichern und vielleicht sogar früher in Rente zu gehen. 2011 sticht ihm in einer Zeitungsanzeige ein scheinbar lukratives Angebot ins Auge: Österreichische Pfandbriefe mit einer Top-Verzinsung.

Er nimmt Kontakt zu dem Anbieter auf, einem Finanzmakler aus Lippe. Es entwickelt sich ein reger Geschäftskontakt. Regelmäßig besucht der Blomberger den Bielefelder, der hat sein Portfolio auf Anraten des angeblichen Fachmanns mit den Jahren längst erweitert: &bdquo;Ich war angeblich beteiligt an Solar-, Windkraft- und Biomasseanlagen in der Region sowie an Blockheizkraftwerken und Öko-Projekten von Stadtwerken", berichtet Spiering. Um das zu untermauern, fährt der Blomberger mit seinem Kunden sogar über Land und präsentiert die Objekte, darunter eine Biogasanlage bei Blomberg oder einen Windpark in Paderborn. Hin und wieder fließen auch Zahlungen – angeblich Einspeisevergütungen und Ausschüttungen. 128.0000 Euro erhält Spiering über die Jahre zurück, die er im Glauben, er habe ja noch genug auf der hohen Kante, verlebt.

Plötzlich kommt ein Brief der Kripo Bis 2015 überweist er dem Vermögensverwalter rund 300.000 Euro, bis März 2019, als der Schwindel auffliegt, nochmals 50.000 Euro. Er vertraut dem Blomberger blind: &bdquo;Manchmal hab ich gescherzt, er solle mir bloß nicht in die Südsee abhauen – da hat er geantwortet, er sei doch ein bodenständiger Lipper." Und das kauft Spiering ihm ab. Im Nachhinein weiß er, dass er gefangen war in einem riesigen Netz aus Lügen. Der Blomberger sei ein perfekter Schauspieler gewesen. Zum Beispiel, als er ihm vom Immobilienkauf abrät: &bdquo;Immer wieder brachte er neue Argumente dagegen vor: zu teuer, schlechte Bausubstanz oder schlechte Lage." Seltsam, war doch der Kompagnon angeblich Immobilienmakler.

Klar ist ihm inzwischen auch, warum der Vermögensberater ihm anbot, die Steuererklärung für ihn zu machen und dann riet, diese lieber nicht abzugeben: &bdquo;Angeblich hätte ich nachzahlen müssen, aber ich habe sonst immer Rückerstattungen bekommen." Beim Finanzamt wäre der Schwindel wohl aufgeflogen. Spiering ist überzeugt, dass alle Geschäfte frei erfunden waren. &bdquo;Die Unterlagen zu den Beteiligungen, die Kontoauszüge, die zum Schluss mein angebliches Vermögen mit 404.000 Euro bezifferten, die Wirtschaftsprüfberichte der renommierten Kanzlei Ernst & Young aus Hamburg – alles war gefälscht."

Dass er einem mutmaßlichen Betrüger aufgesessen war, davon erfuhr er erst durch einen Brief der Kripo im März 2019. Im Rahmen der Ermittlungen sollte er als Zeuge vernommen werden: &bdquo;Ich fiel aus allen Wolken, konnte es nicht glauben. Er war doch so galant und höflich, mit besten Umgangsformen."

Alles verloren Anfang April wurde seine Aussage aufgenommen. Einen großen Karton mit Unterlagen, von denen er bis dato gedacht hatte, sie wären Garant für ein unbeschwertes Leben, überließ er der Polizei. Die nahm den Blomberger am 12. Dezember fest. Seither sitzt er in Untersuchungshaft.

&bdquo;Ich habe lebenslang. Da kommt nichts mehr." Spiering ist am Boden zerstört. Neben seinem gesamten Vermögen hat er auch alles andere verloren, für das es sich zu leben lohnte: seine Gesundheit, die Lebensgefährtin, den Job: &bdquo;Ich bin in psychiatrischer Behandlung, habe ständig Selbstmordgedanken", beschreibt er seine Situation. Er glaubt nicht, dass er von seinem Geld etwas zurück bekommt, sondern sieht einem Leben mit Hartz IV entgegen.

Rechtsanwalt Dr. André Pott, der den Beschuldigten vertritt, betont, sein Mandant sei bemüht, das Geld zurückzuzahlen: &bdquo;Er sagt, er wolle eine Lösung finden und habe Gespräche geführt und mit der Rückzahlung bereits vor seiner Verhaftung begonnen." Pott hofft, seinen Mandanten bald aus der U-Haft holen zu können. Zu Details wollte er sich nicht äußern.

Der Vorwurf Die Ermittlungen der Polizei Lippe und Staatsanwaltschaft Detmold haben laut Oberstaatsanwalt Ralf Vetter ergeben, dass der Blomberger zwischen Juli 2016 und September 2018 gewerbsmäßigen Betrug begangen haben soll. Insgesamt gibt es drei Geschädigte. Die Schadenssumme beläuft sich auf rund 92.000 Euro – allerdings dürfte der eigentliche Schaden nach Einschätzung Vetters deutlich höher sein, denn Taten, die länger als fünf Jahre zurück liegen, sind verjährt. Der Beschuldigte ist nach LZ-Informationen einschlägig vorbestraft. Er sitzt laut Vetter in U-Haft, weil Wiederholungsgefahr bestehe. Er sei aber geständig. Die Anklage soll im Februar vorliegen.

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