Paukenschlag in Blomberg: Die Burg hat einen neuen Besitzer

Blomberg. Nach fast zwei Jahren des Leerstands hat die Burg Blomberg einen neuen Besitzer: die Familie Eisert, Inhaber von Phoenix Contact, wird die historische Immobilie im Stadtkern übernehmen. Eiserts kaufen die Burg vom Landesverband.

Notariell besiegelt ist die Angelegenheit noch nicht, auch müssen die neuen Besitzer erst eine Betreibergesellschaft samt Hoteldirektor finden und vorher einen Architekten: Es stehen nämlich allerhand Umbauarbeiten an, das Hotel muss beispielsweise behindertengerecht umgebaut werden, es gilt, in den Brandschutz zu investieren, in die Aufzüge und vieles mehr. Auch die Küche und der Eingangsbereich müssen nach Einschätzung des Phoenix-Hausarchitekten Axel Brandstetter verlegt werden, sagte Klaus Eisert.

Er lobte: &bdquo;Ich muss dem Landesverband ein großes Kompliment machen: das Schloss ist während des Leerstandes gut behütet worden." Klaus Eisert ließ keinen Zweifel daran, dass das Hotel wieder in hellem Glanz erstrahlen wird – wann, vermochte er nicht zu sagen: &bdquo;Aber wir werden gewiss viele Hürden zu nehmen haben – aber es wird spannend, mit dem Denkmalschutz hatte ich noch nie zu tun."

Die Idee, die Burg zu kaufen, sei durchaus schon ein wenig älter, sagte Eisert, &bdquo;Aber ich bin leidenschaftlicher Konstrukteur und Entwickler, kann Klemmen bauen, aber keine Hotels", sagte er mit einem herzlichen Lachen. Aber dann sei es doch ganz schnell gegangen.

Erst vergangene Woche habe nach einem Gespräch mit Brandstetter und seinen Wirtschaftsprüfern (&bdquo;Die haben allerdings mit dem Kopf geschüttelt") endgültig Ja gesagt: &bdquo;Christine hatte mich außerdem immer gedrängt", sagte er mit Blick auf sein Schwägerin. &bdquo;Stimmt", sagte diese &bdquo;ich war immer mit Leidenschaft dafür." Düning-Gast war stolz: &bdquo;Danach ging dann alles sehr schnell", sagte er. Die Verbandsversammlung und das Ministerium in Düsseldorf stimmten binnen weniger Tage zu. Der Landesverbandsvorsteher freute sich wie ein Schneekönig: &bdquo;Das wird der gesamte Region und auch uns sehr helfen." Das Verfahren sei stets eng mit allen Beteiligten abgestimmt gewesen.

Es geht &bdquo;mit Herzblut" an die Arbeit &bdquo;Glücksfall" war das am häufigsten zu hörende Wort am Freitag in Schloss Brake. Klaus Eisert und seine Schwägerin Christine Eisert, Landesverbandsvorsteher Jörg Düning-Gast und Bürgermeister Christoph Dolle benutzten es allesamt und strahlten um die Wette: Die Burg Blomberg hat eine Zukunft.

Klaus Eisert scheint sich einen Lebenstraum zu erfüllen: &bdquo;Wäre ich nicht Ingenieur geworden – dann Architekt." Seine kaufmännische Grundüberzeugung jedoch träfe für beide Berufe zu: &bdquo;Sie müssen immer aus Sicht des Nutzers denken." Also in diesem Fall aus Sicht des Hotelgastes. Und so geht er die Arbeit voller Tatendrang an, um, – aus Sicht des Phoenix-Contact-Inhabers – den Gästen des Unternehmens und den eigenen Leuten, die aus dem Ausland zu Tagungen nach Blomberg kommen, ein Hotel auf hohem Niveau anbieten zu können. &bdquo;Wir werden den guten Ruf dieses Hauses wieder herstellen." Als &bdquo;gewordener Lipper" gehöre es sich, in &bdquo;Verbindung und Dankbarkeit" diese Herausforderung anzunehmen. &bdquo;Wir brauchen einander, Phoenix und die Stadt Blomberg", ergänzte Christine Eisert.

Worte, die Bürgermeister Christoph Dolle gern hörte: &bdquo;Wir haben hohes Zutrauen in die Familie." Die Burg sei schließlich nicht &bdquo;irgendeine Immobilie", sondern prägend im Herzen der Stadt. Die Stadt habe sich in den vergangenen Tagen aktiv einbringen können, auch wenn sie im Grunde &bdquo;nur auf der Tribüne" sitze. Dafür sei er dankbar.

Lob der Politiker Jörg Düning-Gast freute sich sichtlich über Eiserts Lob: &bdquo;Seitdem Sie hier sind, passiert was". Er erinnerte kurz an das Gebotsverfahren, Interessenten seien auch wegen der Pandemie letztlich sehr zurückhaltend geblieben. Im August 2020 hatte der LVL den Verkauf an die Lietmeyer-Unternehmensgruppe bekanntgegeben, daraus wurde nichts. &bdquo;Nun sind wir froh, jemanden mit Herzblut gefunden zu haben." Die Landesverbandsversammlung hab er nicht großartig überzeugen müssen. Dies bestätigten die Sprecher der Fraktionen dort: &bdquo;Wir freuen uns, mit dem Verkauf an die Familie Eisert eine nachhaltige und tolle Perspektive für die Burg Blomberg zu schaffen", sagt Lars Brakhage (CDU). Der Landesverband komme seiner besonderen Verantwortung gegenüber den Menschen, der Stadt und dem Denkmal nach. Für die Region böte sich eine tolle Chance, Tourismus und Wirtschaft würden unterstützt.

Auch Andreas Kuhlmann von der SPD spricht von einer &bdquo;guten Nachricht", dass es in Blomberg mit einer &bdquo;lippischen Lösung" weitergehe. Familie Eisert stehe gleichermaßen für Innovation wie Bodenständigkeit, &bdquo;und wir vertrauen auf deren wirtschaftliche Kompetenz." &bdquo;Hier wurde zukunftsorientiert an einem Strang gezogen – ein konstruktives Vorgehen zum Wohle aller Beteiligten." &bdquo;Die Familie Eisert steht für unternehmerische Tradition. Ich freue mich darüber, dass ein Käufer mit Bindung an die Region und Blomberg die Burg übernimmt und in den Tourismusstandort Lippe investiert", erklärt Landrat Dr. Axel Lehmann.

Burg-Geschichte Die Burg gehört nicht zum Dominalvermögen des Landesverbandes Lippe. Er hatte die Burg 1971 von der Stadt gekauft – zum symbolischen Preis von einer Mark. Blomberg hatte die Burg 1962 aus dem Besitz des schaumburg-lippischen Fürstenhauses übernommen, in den fünfziger Jahren war sie laut Klaus Eisert schon einmal Phoenix Contact angeboten worden. Der Landesverband baute die Burg zu einem Hotel und Restaurant um. So wurde sie bis Ende 2019 genutzt, seitdem steht sie leer.

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Die viel beschworene lippische Gemeinschaft zeigt wieder, was sie schaffen kann. Der Landesverband ist eine Immobilie los, die ihm immer mehr zum Klotz am Bein geworden war. Die Eisert-Familien werden (nicht nur) Phoenix-Contact-Besuchern ein Top-Hotel bieten und beim Umbau gewiss nicht sparen. Ihre Motivation ist aller Ehren wert. Dass sie mit der Burg keine Lizenz zum Gelddrucken erworben haben, ist Klaus Eisert abzunehmen. Ihnen geht es tatsächlich um ein Zeichen der Dankbarkeit an eine Region, die den Phoenix-Contact-Aufstieg zu einem Weltunternehmen mit zwei Milliarden Euro Umsatz ermöglicht hat. Die Wirtschaftsförderung des Kreises und natürlich die Stadt Blomberg saßen im Boot. Ihr hätte gar nichts besseres passieren können, der Bürgermeister darf die Sektkorken knallen lassen. Düning-Gast hat das Ganze in den vergangenen Tagen stringent moderiert. Herausgekommen ist ein Gewinn für ganz Lippe.

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