Windkraft auf den Hängen des Teuto: Warum Horn-Bad Meinberg auf die Barrikaden geht

Horn-Bad Meinberg. Alle Stadtratsfraktionen bis auf die AfD, der Bürgermeister und die Wirtschaftsförderin haben unterschrieben, dazu viele Verbände und Vereine - die Horn-Bad Meinberger haben dem Landesverband Lippe in Sachen Windkraftanlagen deutlich die Meinung gesagt. Und die ist unmissverständlich: Er soll alle Pläne für die 24 geplanten Rotoren im Teutoburger Wald sofort stoppen. Laut Verbandsvorsteher Jörg Düning-Gast untersucht auch das Heimatministerium, &bdquo;ob der Landesverband außerhalb der gesetzlichen Kompetenz agiert“. Es gebe eine Dienstaufsichtsbeschwerde.

10.000 Unterschriften Mehr als 10.000 Unterschriften sind gesammelt worden, sagte Dr. Stella Junger-Schwenner (Grüne), stellvertretende Bürgermeisterin, bei der Übergabe der Petition vor der Landesverbandsversammlung. Sie verwies neben den anhängenden Stellungnahmen auf zahlreiche weitere, etwa von Sportvereinen. Die Argumente der Windkraftgegner sind vielfältig, betreffen die ökologischen Auswirkungen wie auch die planungsrechtliche Seite.

Wirtschaftsförderin Marion Wessels und die &bdquo;GesUndTourismus“ Horn-Bad Meinberg sehen den Gesundheitstourismus in Gefahr. Die Stadt punkte mit ihrem wertvollen Naturraum. &bdquo;Noch. Denn der ist gefährdet“, schreibt Wessels. Die BUND-Ortsgruppe Lippe-Südost sagt, wahrhaftiger Klimaschutz müsse die CO2-Speicherfunktion des Waldes bedenken. Der Teuto sei einer der letzten &bdquo;Hotspots für Artenvielfalt“ und Refugium für viele Tierarten. Er sieht Windkraftanlagen insgesamt positiv, aber der Standort sei entscheidend - und der Landesverband sei ja kraft Gesetzes &bdquo;Hüter des Waldes“ und der regionalen Schätze. &bdquo;Wir erwarten vom LVL und auch von Stephan Prinz zur Lippe, ihre Planungen für lukrative Windparks zurücknehmen.“

&bdquo;Das Naturerbe erhalten“ Ähnlich äußern sich die Nationalparkfreunde und der Förderverein Nationalpark Senne-Eggegebirge, verweisen auf geologische Besonderheiten, die Externsteine, das Silberbachtal. &bdquo;Wenn man irgendwo keine WKA bauen sollte, dann da.“ Es gelte, das Naturerbe für künftige Generationen zu erhalten. So sieht es auch der Kulturausschuss Leopoldstal.

Yoga Vidya-Leiter Sukadev Bretz bringt das Dilemma auf den Punkt. Das empfindliche ökologische Gleichgewicht sei in Gefahr: &bdquo;Unsere Gäste bringen meist ein starkes ökologisches Bewusstsein mit, unterstützen den Ausbau regenerativer Energien. Gleichzeitig wollen sie in der unberührten Natur Kraft tanken.“ Windräder beeinträchtigten dies, daher müssten alternative Standorte gesucht werden. Das Aktionsbündnis &bdquo;Schütz Menschen und Tiere im Detmolder Westen“ sieht beide Seiten der Medaille, die Standorte seien gänzlich ungeeignet. &bdquo;Lippe ökologisch“ fordert einen naturverträglichen Ausbau, der Heimatverein Horn weist - wie andere auch - darauf hin, dass die Stadt ihrer Verantwortung für den Klimaschutz schon jetzt gerecht werde. &bdquo;Es drehen sich schon 24 Rotoren im Stadtgebiet, weiter sind in Planung und Regionalplan an verschiedenen Stellen vorgesehen, etwa in Wilberg oder Veldrom“, betont Dr. Stella Junger-Schwenner.

&bdquo;Größtes Risiko für Naturschutz und Artenvielfalt ist die Klimaerwärmung“ Landesverbandsvorsteher Jörg Düning-Gast wies Aussagen auch des Regionalrat-Vorsitzenden Heinz-Günter Koßmann in der LZ deutlich zurück, der Landesverband konterkariere die bestehende und rechtsgültige Regionalplanung . &bdquo;Das ist mit mitnichten der Fall. Wir nutzen keinesfalls eine Rechtslücke. Müsste es nicht umgekehrt sein? Müssten die Behörden nicht sagen, dass sie es nicht geschafft haben, sich auf Bundes- und Regionalebene so abzustimmen, dass es eine klare Rechtslage gibt?“ Das Verfahren sei absolut korrekt. &bdquo;Wir haben einen Antrag gestellt, darüber wird in einem rechtsstaatlichen Verfahren vom Kreis entschieden.“ Dr. Stella Junger-Schwenner betonte hingegen, der Landesverband habe sich im Regionalplan-Verfahren nicht für Windkraft im Teuto ausgesprochen. &bdquo;Er unterstützt mit seinem Vorgehen den Wildwuchs, erkennt die Regionalplanung nicht an und akzeptiert die demokratische Willensbildung nicht.“

&bdquo;Eingriffe lassen sich minimieren“ Vorwürfe, die WKA-Pläne widersprächen den ureigensten Aufgaben des Landesverbandes - nämlich nachhaltig und naturnah zu wirtschaften und für den Erhalt der typisch lippischen Landschaft zu sorgen - nehme er sehr ernst. Aber: &bdquo;Das größte Risiko für den Naturschutz und die Artenvielfalt ist die Klimaerwärmung. Wir müssen uns dringend unabhängig von fossilen Energien machen.“ WKA im Wald beeinträchtige Flora und Fauna nicht stärker als im Offenland, die Entfernung zur Bebauung reiche, Eingriffe ließen sich minimieren, um seltene Tier- oder Pflanzenarten nicht zu beeinträchtigen. &bdquo;Zudem können die Flächen unter den Rotoren aufgeforstet werden. Der heranwachsende Wald erfüllt wieder wichtige ökologische Funktion.“

Dass das Thema komme, sei nach jahrelanger Diskussion klar gewesen, sagte Düning-Gast: &bdquo;Das ist ja nicht vom Himmel gefallen.“ Er räumte jedoch ein, dass es offensichtlich Kommunikationsprobleme zwischen der Verwaltung des Landesverbandes und der Stadt Horn-Bad Meinberg gegeben habe. &bdquo;Wir waren im April in der Ratssitzung und haben unsere Pläne vorgestellt. Wir glaubten, transparent gehandelt zu haben. Es sollen nun 24 statt 11 Anlagen werden, ja, aber die liegen ja nicht alle auf Horn-Bad Meinberger Gebiet. Aus Schlangen gibt es nicht so laute Proteste.“

&bdquo;Es gibt keine einfachen Lösungen“

Etwa 60 Vertreter von Parteien und Verbänden hatten die Petition vor der Landesverbandsversammlung an Düning-Gast übergeben, er versprach, sich sorgfältig damit auseinanderzusetzen. In der Sitzung selbst waren die WKA in den Haushaltsreden der Politiker kurz Thema. Falk Niehage (SPD) sagte, die Fraktion begrüße Investitionen in erneuerbare Energien ausdrücklich. &bdquo;Wir werden diesen Prozess konstruktiv unterstützend mit wachem Auge begleiten.“ Lars Brakhage ergänzte später, die CDU werde die Stellungnahmen in ihre Beratungen aufnehmen.

Robin Wagener sagte für die Grünen, es gelte, den Wald als &bdquo;wichtigen Verbündeten“ beim Klimaschutz zu bewahren, aber es brauche auch mehr erneuerbare Energien. &bdquo;In schwierigen Zeiten gibt es keine einfachen Antworten.“ Windkraftanlagen mit den Zielen Natur- und Umweltschutz, Klimaschutz, dem Auftrag des Landesverbandes und den Interessen der Anwohner überein zu bringen ist“, hatten die Grünen schon unlängst erklärt.

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