Familienvater bereut vor Gericht: "Den größten Fehler meines Lebens gemacht“

Schieder-Schwalenberg. Es waren Geldsorgen, die zwei Freunde (33 und 38) dazu brachten, Marihuana im größeren Stil anzubauen und gewinnbringend zu verkaufen. Im Juni 2021 kam ihnen die Polizei auf die Schliche. Gestern mussten sich die Männer vor dem Landgericht für ihre Drogengeschäfte verantworten. Die Große Strafkammer unter Vorsitz von Karsten Niemeyer verhängte Freiheitsstrafen. Der Haupttäter, ein 33-jähriger Familienvater, hatte seit Anfang 2020 in seinem Keller 400 Marihuana-Pflanzen gezüchtet, die dreimal im Jahr erntereif waren und so bis zur Festnahme etwa 40 Kilogramm Marihuana lieferten.

Nach einem Unfall arbeitsunfähig

Die Plantage hatte er von außen mit einer Maulwurfschussanlage gesichert. Dem Gericht berichtete er, dass er nach einem Motorradunfall 2013 arbeitsunfähig sei. Eine Rente beziehe er nicht, seine Frau sorge für den Lebensunterhalt. Er sei Hausmann gewesen und habe an alten Motorrädern geschraubt: &bdquo;Wir waren glücklich." Sein Freund lebte mit Familie im selben Ort, die beiden lernten sich durchs Motorradfahren vor rund fünf Jahren kennen. Der 38-Jährige arbeitete bei einer Sicherheitsfirma. Doch dann erlitt er durch die Corona-Pandemie erhebliche Einbußen, Schichten brachen weg, seine Frau wurde arbeitslos: &bdquo;Plötzlich hatten wir statt 3500 Euro netto nur noch 1600 zur Verfügung."

Es folgten Berge von Rechnungen oder Mahnungen, die er abfing und vor seiner Frau versteckte. Er konnte die Raten nicht mehr zahlen, erst ging das erste, dann das zweite Auto drauf und schließlich auch das Motorrad. Seine Schulden bezifferte er mit 30.000 Euro: &bdquo;Inzwischen war ich bei der Schuldnerberatung und weiß, dass der Betrag nicht so hoch ist, man kann ihn durch Arbeit abbezahlen." Im Sommer 2020 jedoch habe er keinen Ausweg mehr gewusst, &bdquo;und dann habe ich den größten Fehler meines Lebens gemacht."

Arbeit als "Erntehelfer"

Er bat seinen Kumpel um Hilfe, baute fortan in seiner Wohnung ebenfalls Marihuana an. Doch es lief nicht wie gewünscht, die Pflanzen gediehen nicht so gut und er habe auch keine Abnehmer gefunden – also habe er sein Rauschgift über seinen Freund verkauft, insgesamt etwa 1,3 Kilo. Zudem habe er in der größeren Keller-Plantage als &bdquo;Erntehelfer" gearbeitet die Stängel abgeschnitten und die Blätter mit den Fingern getrennt. Dafür erhielt er nach seinen Angaben 500 Euro pro Kilo Marihuana – insgesamt rund 15.000 Euro. &bdquo;Der psychische Druck war sehr hoch. Wir wollten zum 4. Juli aufhören", sagte der 38-Jährige vor Gericht. Doch die Polizei war schneller, am 24. Juni kam es in den beiden Wohnungen zu Hausdurchsuchungen. Rauschgift, Utensilien für die Plantagen und Waffen wurden beschlagnahmt, darunter eine vollautomatische Maschinenpistole im Keller des 33-Jährigen.

Er wurde zu vier Jahren Freiheitsstrafe verurteilt – nicht nur wegen des illegalen Drogenhandels, sondern auch wegen Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz. Der 38-Jährige kam mit einer zweijährigen Bewährungsstrafe davon – auch, weil er mit den Ermittlern kooperierte und die Kronzeugenregelung seine Strafe milderte.

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