Warum viele Menschen nicht nach Wilbasen kommen

Blomberg. Wilbasen steht vor der Tür – das erste Mal seit drei Jahren wieder. Doch die Freude auf die Kirmes vor den Toren Blombergs ist schon vor dem Start getrübt. Denn in diesem Jahr gibt es keinen Buspendelverkehr zu den umliegenden Orten. Dorfbewohner sind verärgert, ebenso die örtlichen Taxiunternehmen. Jenny Fasse traf die Nachricht wie ein Blitzschlag. Die zweifache Mutter, ihre Kinder sind 16 und 22, wohnt in Cappel. Sie sind auf Bus und Bahn angewiesen, weil sie kein Auto haben. Und nun das: &bdquo;Ich habe ewig darauf hin gespart, aber jetzt muss ich meinen Kindern erklären, dass wir nicht nach Wilbasen gehen können“, sagt sie, und ihre Stimme bebt vor Ärger und Enttäuschung.

Personalmangel führt zu Entscheidung Kreis-Sprecherin Karolina Schmidt begründet das zurückgefahrene ÖPNV-Angebot: &bdquo;Die Busunternehmen leiden unter Personalmangel.“ Sämtliche regulären Buslinien, die Blomberg ansteuerten, würden auch über den Wilbaser Markt fahren, zum Beispiel die Linie 911 aus Detmold oder die 732 aus Lemgo. Zusätzlich werde wieder ein Shuttle zwischen der Blomberger Innenstadt und Wilbasen eingesetzt. Jenny Fasse und anderen Bewohnern der Blomberger Ortsteile sowie Auswärtigen aus anderen Kommunen wie Schieder oder Lügde nützt das nichts: Die regulären Linien fahren nicht bis in den späten Abend – schon gar nicht nach Cappel, wie Jenny Fasse sagt. Laufen sei keine Option und ein Taxi könne sie sich nicht leisten. Und so wie ihr ergehe es vielen Dorfbewohnern, die stocksauer seien, erzählt sie.

Teures Taxi: Zehn Kilometer für 30 Euro Zehn Kilometer ist Cappel von Wilbasen entfernt. Eine Taxifahrt würde knapp 30 Euro kosten – 7,50 Euro Anfahrt nach 22 Uhr und dazu 2,10 Euro pro Kilometer. Wenn man denn überhaupt ein Taxi erwischt – denn auch die beiden Unternehmen, die Blomberg in der Regel anfahren, sehen das Wochenende skeptisch. Sie fürchten einen Kundenansturm, den sie mit ihren insgesamt 15 Taxis gar nicht bewerkstelligen können: &bdquo;Das können wir nicht stemmen“, sagt Arina Scholz, Chefin von Taxi Kehe, die auf verständnisvolle Kunden hofft. Die Fahrer seien Wilbasen immer im Dauerstress – und das dürfte sich jetzt, wo der Pendelverkehr ausfällt, noch verschlimmern. Zudem geht sie von noch mehr Fußgängern aus, die nach Einbruch der Dunkelheit gen Blomberg pilgern werden und den Taxiverkehr zusätzlich ausbremsten.&bdquo;Wir haben vom Kreis keinerlei Info erhalten, wie das dieses Jahr funktionieren soll“, ärgert sie sich. In der Vergangenheit habe es eine Liste mit Taxiunternehmen aus der Umgegend gegeben, die bei den Wilbasen-Fahrten unterstützten. Ausgerechnet dieses Jahr nicht.

Parkplatzmangel und Verkehrschaos? Ob die Parkplätze in diesem Jahr ausreichen, wenn deutlich mehr Menschen mit dem Auto anreisen? Und ob es, wie vor einigen Jahren, zu längeren Staus kommt? Alles unklar.Die Taxiunternehmerin rechnet jedenfalls mit weitaus mehr Fahrgästen. Das könnte ein Grund zur Freude sein, aber die Einnahmen werden sich dennoch in Grenzen halten, denn: &bdquo;Mehr als arbeiten können wir ja nicht.“Für die Menschen, die auf den Pendelverkehr angewiesen sind, tut es ihr leid: &bdquo;Die Busse waren ja immer voll. Und was ist nun mit den alten Leuten, die nur mal nach Wilbasen gingen, um eine Bratwurst oder ein Fischbrötchen zu essen?“ Oder mit Leuten wie Jenny Fasse? Die werden Wilbasen zuhause bleiben müssen. Zum dritten Mal in Folge.

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