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Im Popkantorat Lippe gibt jetzt Vollblutmusiker Matthias Schulze den Ton an

Michaela Weiße

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Als Erprobungsraum der Lippischen Landeskirche verantworten die evangelisch-reformierten Kirchengemeinden Cappel-Istrup, Blomberg und Horn gemeinsam das Popkantorat. Nach dem Weggang von Moritz Reuter gibt in diesem Projekt jetzt Matthias Schulze, hier vor der Kirche in Cappel, den Ton an. - © Michaela Weiße
Als Erprobungsraum der Lippischen Landeskirche verantworten die evangelisch-reformierten Kirchengemeinden Cappel-Istrup, Blomberg und Horn gemeinsam das Popkantorat. Nach dem Weggang von Moritz Reuter gibt in diesem Projekt jetzt Matthias Schulze, hier vor der Kirche in Cappel, den Ton an. (© Michaela Weiße)

Blomberg-Cappel. Gottesdienst und Popmusik passen nicht zusammen? Die evangelisch-reformierten Kirchengemeinden Cappel-Istrup, Blomberg und Horn beweisen erfolgreich das Gegenteil. Zusammen verantworten sie als Erprobungsraum der Lippischen Landeskirche das Popkantorat. Mit diesem Projekt bringen sie moderne Klänge und neuen Schwung in ihre Kirchen. Nachdem sich Moritz Reuter im März aus seinem Dienst als Regionalkantor für populare Kirchenmusik - kurz: Popkantor - verabschiedet hatte, gibt nun sein Nachfolger, Matthias Schulze, den Ton an.

„Das Popkantorat Lippe bringt ganz viele experimentelle Klänge in die Kirche, was man dort vorher noch nie so gehört hat“, erklärt der 28-Jährige. Und genau das sei für ihn auch der Reiz an dem frei gewordenen Job gewesen. Auf den hatte ihn sein Vorgänger, der nun stellvertretender Leiter der Musikschule in Detmold ist, aufmerksam gemacht. „Wir kennen uns aus unserer gemeinsamen Studienzeit in Detmold“, erzählt Schulze von seinem Bachelor-Studium in klassischer Kirchenmusik mit dem Wahlfach Jazz/Rock/Pop. Für den Master ging es für den in Paderborn aufgewachsenen Musiker nach Hannover. „Abgerundet wurde mein Masterstudium durch ein Auslandssemester in Birmingham.“

Junge Menschen für den Gottesdienst begeistern

„Wir machen moderne Kirchenmusik am Puls der Zeit“, erklärt Matthias Schulze, was es mit dem Popkantorat genau auf sich hat. Ziel sei es, wieder mehr Menschen - vor allem auch junge Leute - für den Gottesdienst zu begeistern. „Es wurden wunderbare Gruppen wie der Jazz-Pop-Chor und die Band ,CrossRoad’ etabliert“, lobt der Popkantor die Arbeit seines Vorgängers. Es bereite ihm viel Freude, diese fortzuführen.

18 Sängerinnen und Sänger sind derzeit Teil des Chores. Wenn es nach Schulze geht, dann dürfen es künftig gerne noch mehr werden - ebenso in der Band, die aktuell aus zwölf Mitgliedern besteht. Beide Gruppen wirken an der Gestaltung von Gottesdiensten mit, zudem treten sie auch bei Events außerhalb der Kirche auf. Die Chor- und Ensemble-Leitung sei eine seiner großen Leidenschaften, sagt der Popkantor, der in Bielefeld lebt. So habe er bereits zahlreiche kirchliche als auch weltliche Chöre geleitet.

Die Musikalität wurde Matthias Schulze quasi in die Wiege gelegt. „Mein Vater war auch lange Zeit Kirchenmusiker“, erzählt er. Zunächst wollte der Bielefelder jedoch einen anderen musikalischen Weg einschlagen. „Ich habe sehr viel Fagott gespielt und wollte Orchestermusik studieren“, erzählt er von seinen Plänen. Kurzfristig habe er dann doch noch umgeschwenkt. Bereut hat das der Multiinstrumentalist keineswegs.

Popkantoratsgottesdienste kommen gut an

Neben Klavier und E-Bass gehöre die Orgel zu seinen absoluten Lieblingsinstrumenten. „Es ist ein tolles Instrument, da habe ich ja ein ganzes Orchester, das ich alleine bedienen kann“, schwärmt der Vollblutmusiker, der in seiner Freizeit auch als Bassist in einer Band mitwirkt. „Ich bin ein Musiker, der ganz viele verschiedene Musikrichtungen braucht, erzählt der „Red Hot Chilli Peppers“-Fan. Neben seiner Stelle als Popkantor ist er zudem als Organist in Blomberg und als Leiter des Kirchenchors in Horn tätig. So könne er sich nicht nur musikalisch vielfältig ausleben, es schaffe auch eine gute Vernetzung.

Als Popkantor ist Matthias Schulze unter anderem für die Vorbereitung und Gestaltung der Popkantoratsgottesdienste, die aktuell drei Mal im Jahr abwechselnd in den drei Gemeinden veranstaltet werden, zuständig. „Es ist eine Mischung aus Gottesdienst und Konzert“, erklärt der Popkantor das Format. Sowohl die Band „CrossRoad“ als auch der Jazz-Pop-Chor seien Teil davon. Der Popkantoratsgottesdienst werde sehr gut angenommen: „Die Kirche ist dann voll.“ Der nächste ist für Sonntag, 20. Oktober, in Horn geplant.

Auch für die Organisation des Jungen Gottesdienstes „JuGo“ ist das Popkantorat zuständig. Dieser wird von den Konfirmanden und weiteren Jugendlichen vorbereitet. Auch die Band „CrossRoad“ ist immer Teil des „JuGo“. Der nächste findet am kommenden Samstag, 8. Juni, in der Kirche in Istrup statt. Beginn ist um 18 Uhr.

Kooperationen mit anderen Künstlern

Generell sei das Popkantorat bemüht, auch Kooperationen mit anderen Künstlern einzugehen. So ist etwa vor wenigen Tagen das „Improvisers Orchestra“ in der Klosterkirche in Blomberg aufgetreten. „Eine tolle Veranstaltung“, wie der Popkantor, der bei dem Konzert selbst an der Orgel saß, berichtet. „Eine Orgel hat so viele verschiedene Klangfarben, was bei normalen Gottesdiensten vielleicht manchmal gar nicht so durchkommt. Bei solchen Events kann das aber voll ausgeschöpft werden.“ Außerdem ist Schulze der Meinung, dass die Sakralbauten noch mehr als Eventlocation etabliert werden müssen. Die Konzerte hätten dann immer eine gewisse Spiritualität und der Klang sei durch den Hall besonders toll. In Zukunft möchte der Popkantor auch noch mehr Kooperationen mit anderen Chören eingehen. Für nächstes Jahr sei ein großes Chorkonzert in Begleitung einer professionellen Jazzband in der Planung.

Das Popkantorat läuft vorerst noch bis Ende 2025. Schulze ist aber zuversichtlich, dass die Lippische Landeskirche das Projekt verlängern wird. „Es bereichert die Kirchenmusik der Gemeinden ungemein“, erklärt er. Matthias Schulze fühle sich „pudelwohl“ in seinem neuen Job, wie er sagt. Was nicht zuletzt an den vielen engagierten Menschen in den Gemeinden liege. Interessierte, von jung bis alt, die musikalisch mitwirken möchten, können sich per E-Mail an info@popkantorat-lippe.de wenden.

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