Wie ein entkräfteter Schwan im Blomberger Kirchenasyl auf mitleidige Helfer trifft

Blomberg. Dass die lippischen Kirchengemeinden mitunter Geflüchtete unterbringen, ist nichts Neues. &bdquo;Kirchenasyl gibt es, auch in unserer evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Blomberg – aber dass Schwäne das wissen, war mir bis heute nicht bewusst“, mit dieser Geschichte überraschte jetzt der Blomberger Marcus Pansegrau die Blomberger Facebookgemeinde.

Der SPD-Ratsherr, der sich ehrenamtlich nicht nur um die Lokalpolitik und den Arbeitskreis Stolpersteine kümmert, sondern sich vor allem für Tauben stark macht, bekam jetzt vom Kirchenvorstand einen Anruf: Auf dem Rasenstück an der Klosterkirche im Seligen Winkel hocke ein Schwan, der anscheinend nicht weiterkönne.

Pansegrau ist ein Mann der Tat und eilte flugs hin, im Gepäck einige mögliche Hilfsmittel wie eine Decke. Allein mit einem Höckerschwan fertig zu werden, ist schon eine Herausforderung, und so machte sich der Vogelfreund gerade auf den Weg, noch eine weitere Hilfe zu holen, als zwei Ordnungshüterinnen um die Ecke kamen. Jemand hatte anscheinend auch die Polizei alarmiert. &bdquo;Die zwei Polizeibeamtinnen staunten ebenfalls nicht schlecht und waren froh, dass jemand mit etwas Geflügelerfahrung anwesend war“, erzählt Marcus Pansegrau.

Gefährlicher Einsatz Gemeinsam mit einer der Beamtinnen rückte er dem Tier auf die Pelle, besser gesagt auf die Federn: &bdquo;Mithilfe der Polizistin konnte ich den Schwan mit einer Decke in eine Ecke drängen und ihn oder sie sichern.“ Denn das Geschlecht habe er auf Anhieb nicht bestimmen können. Die Reaktion des Tieres war erstaunlich: Der große Vogel &bdquo;schnaufte einmal kurz und ließ sich buchstäblich hängen.“ Damit hatte der Vogelretter nicht gerechnet, denn &bdquo;ein Schwan kann mit seinen Flügelschlägen und seinem großen Schnabel echten Schaden anrichten. Gesunde Schwäne, gerade mit Nachwuchs, können maximal eskalieren und einen Menschen ordentlich vermöbeln“, sagt er. Nicht umsonst werden auch Kanuten regelmäßig gewarnt, auf Gewässern Schwänen, erst recht welchen mit Nachwuchs, nicht zu nahe zu kommen.

Doch was nun? Marcus Pansegrau rief bei Kirsten Strauch an, die in Willebadessen eine Wildvogelstation betreibt: Er durfte ihn ihr bringen. &bdquo;Ich arbeite mit ihr seit Jahren in Sachen Stadttaubenhilfe zusammen“, erzählt er. Es sei wirklich bitter, dass sie mit ihrer Wildvogelstation ein so großes Einzugsgebiet habe, aber in näherer Umgebung gebe es keine Anlaufstelle.

Ein Knäuel im Schnabel Die gut 50 Kilometer legte er mit dem Fundvogel sofort zurück. &bdquo;Gemeinsam versorgten wir ihn. Primär hatte sich unter der Zunge ein hartes Gewölle gebildet, was ihm oder ihr das Abschlucken fast unmöglich machte.“ Kaum war das Zeug raus und die Helfer hatten den Schnabelbereich gespült, habe der Schwan zunächst mal einen ordentlichen Schluck Wasser genommen und &bdquo;erschöpft ein Nickerchen im warmen Körbchen“ gemacht. Als Nächstes wird er einer Tierärztin vorgestellt, der Kopf- und Brustbereich sollen geröntgt werden, um etwaige Brüche auszuschließen. &bdquo;Nun heißt es Daumen drücken für unseren Blomberger Kirchenasyl-Suchenden“, schreibt Marcus Pansegrau, der sich auch beim Kirchenvorstand und bei dem Anwohner, der die Blomberger Polizeiwache verständigte, ebenso bedankt wie bei den Polizeibeamtinnen.

Sollte das Tier wie erhofft genesen, wird sich Marcus Pansegrau natürlich höchstselbst um die Auswilderung kümmern. &bdquo;Einen Ring hatte er nämlich nicht.“

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