Warum der Blomberger Stadtmauer ein Zacken in der Krone fehlt

Blomberg. Auf die historische Stadtmauer sind die Blomberger immer ziemlich stolz gewesen. Sie ist selbstverständlich denkmalgeschützt, und die Stadt ist verpflichtet, sie in Schuss zu halten. Dabei hat sie nicht nur Wind und Wetter als Gegenspieler, sondern noch einen Feind: Die Natur.

&bdquo;Das Problem bei der Stadtmauer ist der Bewuchs. Da oben hat im Bereich der Weinbergpforte lange ein Baum gestanden, dessen Wurzeln sich tief ins Mauerwerk gegraben haben“, berichtet Archäologin Dr. Elke Treude vom Landesmuseum in Detmold. Der Baum ist irgendwann abgesägt worden, aber da hatten die Wurzeln den Schaden schon angerichtet.

Immer wieder Reparaturarbeiten Die Sanierung der Mauer ist Sache der Stadt, der Fachbereich Bauen und Planen hat hier den Hut auf. Bereits 2015 hatte es einige Instandsetzungsarbeiten der Burgmauer am Zugang zur Gerichtslinde gegeben, wie aus den Unterlagen des Bauausschusses hervorgeht. Doch anscheinend war die Sanierung, damals mit Mitteln aus dem städtebaulichen Entwicklungskonzept finanziert, nicht so nachhaltig, wie man es sich hätte wünschen können.

Auch 2019 geht es in den Akten des Bauausschusses wieder um weitere Arbeiten an der Stadtmauer, und drei Jahre später ist der Fall immer noch nicht gelöst: Im August 2022 teilte die Verwaltung mit, dass eine Instandsetzung der Stadtmauer im Bereich der Weinbergpforte innerhalb der nächsten sechs bis zwölf Monate passieren müsse - freilich, ohne dass Fördermittel in Sicht sind.

Sanierung sehr teuer Zur Sanierung kam es jedoch bisher nicht: &bdquo;Für eine umfangreiche Sanierung der Stadtmauer im Bereich der Weinbergpforte geht die Stadt bislang von Sanierungskosten in Höhe von 750.000 Euro aus“, teilte die Verwaltung im März vergangenen Jahres mit. &bdquo;Um mögliche preisgünstigere Sanierungsverfahren prüfen zu können, soll in einem ersten Schritt die ausgebrochene Schadstelle abgetragen und das Erdreich sowie die Wurzeln der bereits gefällten Linde beseitigt werden. Im Weiteren werden dann mit Fachleuten andere Sanierungsverfahren untersucht und geprüft. Für den ersten Schritt werden Baukosten in Höhe von bis zu 50.000 Euro veranschlagt“, schrieb die Verwaltung seinerzeit.

Glücklicherweise kam es dann doch etwas günstiger: Im September 2024 lag im Rathaus ein Angebot für die Arbeiten vor, das Kosten von 25.000 Euro veranschlagte. Und noch eine gute Nachricht: Der Stadt, die bei diesem Projekt auch den Landesverband Lippe an ihrer Seite weiß, wurde wider Erwarten eine Förderung in Aussicht gestellt. Mittlerweile wurden die Arbeiten in Auftrag gegeben und sind so weit gediehen, dass die Reste des Baumstumpfes inklusive der Wurzeln entfernt wurden.

Und seither klafft ein dickes Loch in der Stadtmauer, die direkt an den Garten des Alten Amtshauses und die Weinbergpforte angrenzt, der Bereich ist mit Metallzaunelementen abgesperrt. Aber auch hier kann der Laie sehen, wie mächtig die Stadtmauer an dieser Stelle war.

Für die Archäologen wird es an dieser Stelle interessant: Wenn hier schon mal gebuddelt wurde, könnte man ja vielleicht auch noch ein wenig tiefer graben, so die Idee. &bdquo;Es wäre natürlich interessant, ob es vor dem Bau dieses Mauerteils schon andere Bauwerke an dieser Stelle gegeben hat, es gibt ja anhand historischer Zeichnungen Vermutungen, dass hier möglicherweise ein Wehrturm oder ein Zwinger gestanden haben könnte.“ Es habe in der Vergangenheit auch schon einmal Kernbohrungen gegeben, allerdings ohne Ergebnisse, die in diese Richtung deuten könnten.

Ein Loch in der Mauer Was wäre denn, wenn es tatsächlich Befunde gäbe, die das bestätigen könnten? &bdquo;Dann müsste man sie sichern und entscheiden, wie es weitergeht“, sagt die Fachfrau. Eine denkbare Variante könne dann sein, die Befunde zu dokumentieren, mit einem Vlies abzudecken und sich dann an die Sanierung dieses Mauerstückes zu machen, also wieder darüber aufzubauen.

Um sich hier ein umfassendes Bild machen zu können, muss allerdings erst einmal das Wetter besser werden. Dr. Treude würde es auch begrüßen, wenn sich auch Bauforscher und ein Spezialist für Festungsanlagen die Sache ansehen könnten.

Doch Herrin des Verfahrens sei die Stadt Blomberg. &bdquo;Es ist jetzt geplant, dass sich Mitte März alle Beteiligten mal zusammensetzen und klären, wie es weitergeht: Was kann man machen? Was will die Stadt? Ich denke, wir sind auf einem guten Weg.“

Bis dahin werden allerdings die Blomberger und ihre Gäste mit dieser Baustelle an der Weinbergpforte leben müssen.

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