Schieder-Schwalenberg. Da staunen die Passanten nicht schlecht, als am Sonntagnachmittag bei strahlendem Sonnenschein die Schwalenberger Trachtengilde in voller Montur für ein Fotoshooting posiert. Vor und in der Künstlerklause, die normalerweise aufgrund der anstehenden Sanierungsarbeiten nicht zugänglich ist, pulsiert plötzlich das Leben und zieht viele neugierige Besucher der Stadt an.
Natürlich hat es auch einen Grund, warum sich plötzlich so viele kostümierte Leute vor der Künstlerklause aufhalten. Es findet nämlich erstmals ein „Salon für Zeitreisen & Postkarten-Manufaktur“ als Kunstprojekt statt. Mit dem möchten sich der Kreis Lippe und der Landesverband Lippe für eine Förderung des Programms „Aller.Land“ des Bundes bewerben. Sollten die Antragsteller die Zusage erhalten, könnten in den kommenden vier Jahren verschiedene Kulturprojekte in seinen ländlichen Regionen für die Menschen ermöglicht werden. Am Montag, 24. März, solle die Jury entscheiden, erklärt Sigrun Brunsiek, Kuratorin des Lippischen Aller.Land-Projekts.
Werbefotos für Vereine
Bürgerorientiert soll das Projekt sein, mit dem sich Lippe für dieses Förderprogramm vorstellt, sagt sie. „Wir haben überlegt, was sinnvoll für diesen Ort ist und wie wir etwas mit den Bürgern aus dem Ort machen können.“ Ein Fotoshooting solle vor allem für die örtlichen Vereine interessant sein, die sich ablichten lassen und die daraus entstehenden Postkarten dann für ihre eigene Werbung nutzen können. Die Aktion findet an drei Tagen statt, der letzte Termin ist Samstag, 22. März.
Ein Highlight sei laut Brunsiek der Austragungsort: die Künstlerklause. „Da die Sanierungsarbeiten noch nicht abgeschlossen sind, haben die Menschen kaum eine Möglichkeit, die Künstlerklause zu besuchen, das ist heute also zudem ein besonderes Ereignis.“ Die Planungen für die Sanierung seien inzwischen abgeschlossen, die nächsten Schritte bereits ebenfalls in Planung, ergänzen die Eigentümer Connie Wille und Heiner Schäfer.
„Mal ganz verrückt sein“
Das Interesse an dem „Salon für Zeitreisen & Postkarten-Manufaktur“ ist an diesem Tag groß: Formvollendet eingekleidet warten bereits sieben Mitglieder der Trachtengilde und eine Handvoll Bierbrauer der Schwalenbeger Brauzunft mit zwei Kästen Bier im Gepäck auf den Künstler Stefan Demming aus Essen. Verrückte Fotos aus anderen Perspektiven und der „gewisse Pepp“, sind sein erklärtes Ziel. Sich selbst schräg und humorvoll zu inszenieren, fällt den Teilnehmern aber auf Anhieb gar nicht so leicht, brauchen sie doch noch ein paar Anleitungen vom Fotografen. Stefan Demming weiß, wie das Ergebnis ungefähr aussehen soll, er habe schließlich solche Werbe-Postkarten unter anderem für die Stadt Gelsenkirchen schon einmal gemacht.

Tanzendende Reigen oder durch die Luft wirbelnde Menschen, der Kreativität des Künstlers sind keine Grenzen gesetzt - der Puste der Trachtengilde allerdings schon. Sie werden für das Shooting doch kräftig gefordert. „Das ist aber eine tolle Aktion“, sagt der Vorsitzende Andre Eikermann. „Die Bilder können wir später auch für unsere Flyer verwenden und die Postkarten etwa an befreundete Gruppen schicken.“ Nach den vielen Sanierungsarbeiten im vergangenen Jahr im Gildehaus tue es der Gruppe auch mal wieder gut, außerhalb der festen Veranstaltungen ungezwungen zusammenzukommen und die gemeinsame Zeit zu genießen.
Passanten bleiben schüchtern
Die neugierigen Passanten beschränken sich vorerst aufs Zuschauen und Fotografieren der außergewöhnlichen Szenerie. Von den zur Verfügung gestellten Kostümen machen sie zunächst noch keinen Gebrauch. Für den zweiten Termin seien aber bereits mehrere Schulklassen angekündigt, die sich ebenfalls fotografieren lassen möchten, sagt Brunsiek. Die Postkarten werden im Anschluss an das Shooting von Stefan Demming gemeinsam mit den „Models“ am Computer gestaltet und dann an die jeweiligen Teilnehmer per E-Mail versandt.